Harmanschlag


Gemeinde Sankt Martin

Ortsgeschichte

In einem nach Süden offenen Talkessel liegt südwestlich von Weitra das Waldhufendorf Harmanschlag. Der Talkessel wird im Norden vom Nebelstein (1017 m), im Westen vom Bärenstein (1103 m) und im Osten vom Wachberg (931 m) begrenzt. Heute ist Harmanschlag mit den Rotten Althütten, Breitenberg, Edlau, Eisenwerk, Friedental und Joachimstal eine Katastralgemeinde der Gemeinde St. Martin.

Der Ort wurde um 1200 im Einflussgebiet der Kuenringer gegründet. Sein Name geht auf den Personennamen Hadumâr und eine Rodung (-schlag) zurück. Die Gründung könnte mit Hadmar II. von Kuenring (gest. 1217) zusammenhängen. Die erste urkundliche Nennung findet sich in einem Pfründenverzeichnis des Bistums Passau aus dem 14. Jahrhundert. Dort findet sich der Eintrag als Hadmarsleg. Ein mittelalterlicher Wehrhof als Sitz des herrschaftlichen Amtmannes befand sich vermutlich östlich der Pfarrkirche. Im Weitraer Urbar von 1499 wird ein Freihof im Dorf angeführt.

Anfänglich war die erhöht im nördlichen Ortsteil gelegene, dem hl. Wenzel geweihte romanische Wehrkirche eine Filiale von Weitra. Schon im 14. Jahrhundert wurde sie eine eigenständige Pfarre. Im Spätmittelalter (1497–1523) erfolgte der Umbau der alten Kirche zu einer spätgotischen Hallenkirche. Der Chorbau wurde erst 1894/95 im neugotischen Stil durch den Weitraer Baumeister Ignaz Knapp errichtet. In den Reformationswirren war die Pfarre drei Jahre unbesetzt und wurde 1544 von St. Wolfgang aus betreut. 1596 beteiligten sich die Bewohner des Dorfes an den Bauernaufständen. Nach dem Einfall der böhmischen Truppen zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges galt Harmanschlag 1621 als verödet. Als die großteils protestantische Bevölkerung ihrem Pfarrer den Zehent verweigerte, entzog die katholische Herrschaft Weitra dem Ort das Pfarrrecht. Der Ort wurde bis 1784 der Pfarre St. Martin unterstellt.

Im Landesschematismus aus dem Jahr 1795 wird Harmanschlag als Dorf mit Pfarre und 75 Häusern beschrieben. Die Grundherrschaft übte Weitra aus. Nach der Aufhebung der Grundherrschaft 1848 konstituierte  sich Harmanschlag 1850 zu einer eigenen Gemeinde.

Die Bewohner*innen lebten in erster Linie von der Landwirtschaft. Daneben hatte sich auch das Weberhandwerk etabliert. Im 19. Jahrhundert gab es im Ort bis zu zwölf Meister. Auch die für die Region typische Glaserzeugung war hier schon seit dem Spätmittelalter in der Rotte Althütten vertreten. Bereits 1452 wird in einer Weitraer Urkunde der Glaserin sun zu Harmanschlag genannt. Das Weitraer Urbar von 1499 verzeichnete eine von Grundholden betriebene Glashütte in Hörmanslag. Nach 1581 erwarb diese die Herrschaft Weitra und führte sie bis 1711. 1770 errichtete der Herrschaftsinhaber Joachim Fürst zu Fürstenberg südwestlich von Harmanschlag im Lainsitztal eine Glashütte – die Rotte Joachimstal entstand. Bis 1788 bestand sie aus zehn Werkstätten. Zur Blütezeit erzeugte man hier jährlich 12.800 Schock Glas. 1834 pachtete Carl Anton Stölzle aus Granitz/Hranice den Betrieb. Besonders begehrt waren die Erzeugnisse aus Bernstein- und Hyalithglas (= undurchsichtiges rotes oder schwarzes Steinglas). 1850 wurde Stölzle der Pachtvertrag gekündigt, der Betrieb der Glashütte 1853 eingestellt. Namengebend für die Rotte Eisenwerk war ein Eisen erzeugender Betrieb, den Augustin Ignaz Seidl 1798 gegründet hatte. In dem 1881 aufgelassenen Werke wurde böhmisches Erz verarbeitet. Der Eisenhammer gehörte zu den bedeutendsten Hammerwerken des Waldviertels. Zu den Erzeugnissen zählten Geräte für die Land- und Forstwirtschaft, für die Stein- und Metallbearbeitung, aber auch gusseiserne Öfen.  

Die landschaftlich reizvolle Lage versuchte man ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts für den Fremdenverkehr zu nützen. Zunächst setzte man auf eine Vermarktung des Ortes als Sommerfrische. Auch der Wintersport zog hier früh ein. 1959 wurde eine Kleinliftanlage errichtet; das Gebiet wurde durch Langlaufloipen erschlossen. 1966 erfolgte der Bau eines Gemeindehauses. Im Zuge der Kommunalstrukturverbesserung wurde Harmanschlag 1972 der Gemeinde St. Martin angeschlossen.