Ortsgeschichte
Haugschlag ist die nördlichste Gemeinde Österreichs und umfasst heute die Katastralgemeinden Griesbach, Haugschlag, Rottal und Türnau. Der Ort liegt an einer alten Fernstraße, die von Litschau nach Tschechien führt. Mehr als die Hälfte der Gemeindegrenze ist gleichzeitig Staatsgrenze.
Der Ortsname lässt eine Interpretation als eine Rodung (-schlag) eines Mannes namens Hùg (Hugo) zu. Urkundlich wird Haugschlag erstmals 1369 im Litschauer Herrschaftsurbar greifbar. Hawslag bestand zu dieser Zeit aus 14 Lehen, einer Hofstatt, einer öde Mühle, 14 Lüssen (=Grundparzellen, die durch Los zugeteilt wurden), 2 Amtäcker (=dem Amtmann gehörige Äcker) und 2 wüern (=Stauwehren, vermutlich am Reißbach). Die Hussitenkriege zu Beginn des 15. Jahrhunderts hatten für den Ort verheerende Folgen. Noch 1541 wurde Haugschlag als ödes Dorf bezeichnet. 50 Jahre später gab es wieder 14 bestiftete Häuser. Im Zuge der josephinischen Pfarrreform wurde in Haugschlag 1784 eine Pfarre installiert. Die Kirche mit dem Patrozinium „Zur Kreuzerhöhung“ wurde im Norden des Ortes auf einer Geländestufe errichtet und 1787 vollendet. Es handelt sich um einen typischen josephinischen Kirchenbau – ein weiter Saalraum, an dem ein leicht eingezogener Chor anschließt. Mittig in der Giebelfassade erhebt sich der Kirchturm mit Zwiebelhelm. Der bemerkenswerte Hochaltar stammt aus dem aufgelassenen Kremser Dominikanerkloster und entstand in der zweiten Hälfte es 18. Jahrhunderts. Der südlich der Kirche liegende Pfarrhof wurde 1785–1787 errichtet.
Schweickhardt in seiner Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens beschreibt 1839 den Ort als Dorf von 50 Häusern. Die nächstgelegene Poststation war Bistritz/Nová Bystřice in Böhmen. Die Bevölkerung belief sich auf 75 Familien mit 179 männlichen, 177 weiblichen und 32 schulpflichtigen Personen. In den Ställen standen 3 Pferde, 100 Ochsen, 60 Kühe, 40 Schafe, 12 Ziegen und 62 Schweine. An Gewerbe- und Handwerksbetrieben gab es nur 1 Wirt, 1 Schmied, 1 Schuster und einen Schneider. Zahlreiche Einwohner*innen verdienten sich ihren Lebensunterhalt durch die Weberei.
Die Lage an einer wichtigen Fernverbindung brachte nicht nur Vorteile mit sich. Während der kriegerischen Auseinandersetzungen bot sie ein Einfallstor für feindliche Truppen. Waren es im 15. Jahrhundert die Hussiten, so nahmen 1809 französische Truppen Quartier in Haugschlag und 1866 an die 600 Preußen. Im Mai 1945 war Haugschlag eine wichtige Station für die aus Tschechien vertriebene deutschsprachige Bevölkerung.
Nach der Aufhebung der Grundherrschaft bildete Haugschlag mit Rottal 1850 eine selbständige Gemeinde. Die höchste Bevölkerungszahl wies der Ort 1880 mit 1.245 Personen auf. In der Folge kam es zu einem stetigen Rückgang. Die Einwohnerzahl halbierte sich binnen 100 Jahren. Auch der durch die Öffnung des Eisernen Vorhangs erhoffte Umschwung stellte sich nicht ein. Im Zuge der Kommunalstrukturverbesserung schlossen sich Griesbach und Türnau der Gemeinde Haugschlag an. Es folgten Investitionen in die Infrastruktur, die auch den Fremdenverkehr fördern sollten. 1987 eröffnete der erste Golfplatz in Haugschlag, der in der Folge zu einer 36-Loch Anlage mit Hotelkomplex entwickelt wurde.
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