Ortsgeschichte
Die Via Sacra von Annaberg nach Mariazell führt über den Josefsberg. Hier liegt mit 1012 m das höchstgelegenste Dorf Niederösterreichs. Josefsberg und Josefsrotte bilden gemeinsam mit Eben, Erlaufklause und Friedenstein die Katastralgemeinde Josefsrotte, die zu Mitterbach am Erlaufsee gehört.
Die Passhöhe hieß ursprünglich „Saurüssel“. 1644 errichtete das Stift Lilienfeld hier in der Nähe einer Einsiedelei eine Kapelle zu Ehren des hl. Josef. Josefsberg wurde ein wichtiger Halt für die Wallfahrer*innen auf ihrem weiten Weg zum Gnadenort. Eine Pilgerraststätte und ein Umspannstation entstanden in der Folge. Zunächst nur eine Filialkirche von Annaberg erfolgte 1757 die Erhebung zur Pfarre. Auslösender Moment dafür soll eine Begebenheit auf einer Wallfahrt Maria Theresias gewesen sein. Schweickhardt berichtet darüber ausführlich: Mitten in einem Schneetreiben trafen Maria Theresia und ihr Gefolge auf zwei Frauen, die ein Neugeborenes zur Taufe nach Annaberg tragen mussten. Maria Theresia hielt diese Zustände für unzumutbar und initiierte die Erhebung zur Pfarre. Die Pfarre sollte natürlich auch der Bekämpfung des Geheimprotestantismus dienen, der unter den Holzknechten eine große Anhängerschaft hatte. 1786 erhielt die Ansiedlung einen eigenen Friedhof. 1791/92 wurde der Pfarrhof mit der Pfarrschule errichtet.
Die frühbarocke Ausstattung des schlichten, hoch aufragenden Kirchenbaus wurde im 19. Jahrhundert um weitere Teile ergänzt: Kanzel und Emporenbrüstung wurden erneuert, 1812 eine Orgel angeschafft, die dann 1888 durch eine Orgel von Franz Capek und Max Zachistal ersetzt wurde. 1857 erhielt der frühbarocke Hochaltar ein neues Altarbild, eine Schöpfung von Friedrich Krepp, ein Schüler Leopold Kupelwiesers. Es stellt die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten dar. Der Taufstein stammt aus der 1785 aufgelassenen Pfarrkirche St. Johann in der Wüste. Neben dem Eingang befindet sich noch heute eine gusseiserne Tafel, die an die Weihe der 1820 fertiggestellten Wasserleitung erinnert. Die Wasserversorgung des kleinen Dörfchens auf dem Josefsberg war seit alters her ein Problem. Auf dem Plateau gab es keine Quelle. Der Versuch, einen Brunnen zu bohren, scheiterte und forderte sogar zwei Todesopfer. Schließlich ließ Pfarrer Albericus Seidl eine Wasserleitung legen: 1106 Klafter Wasserröhren aus Lärchenholz waren dazu nötig. 1820 sprudelte endlich der Brunnen vor den Fenstern des Pfarrhofes. Der Lilienfelder Pater Chrysostomos Sandweger stattete 1826-1838 das Speisezimmer im Pfarrhof mit Wandmalereien aus, die das Leben und die Arbeitsbedingungen der Holzknechte zum Inhalt haben.
Am Ostermontag 1948 kam es im alten Wallfahrergasthaus auf dem Josefsberg zu einem dramatischen Zwischenfall mit tödlichen Folgen. Während der Abschiedsfeier des alten Pächters Ignaz Haiderer betraten zwei betrunkene russische Besatzungssoldaten den Tanzboden. Es kam zu einer Schlägerei. Zwei Stunden später kamen drei Soldaten. Einer eröffnete mit seiner Maschinenpistole das Feuer auf die Gäste. Fünf Minuten später war der Spuk vorbei: Zwei Tote und vierzehn Schwerverletzte blieben zurück. Zur Erinnerung an das Ereignis errichteten die betroffenen Familien gemeinsam mit dem Musikverein Ötscherland 1973 eine Gedenkstätte.
Zur Ankurbelung des Fremdenverkehrs errichtete man 1966 auf dem Alpl vier Schilifte, deren Betrieb 2011/2 wieder eingestellt wurde.