Ortsgeschichte
Der Markt Karlstein, einst Zentrum des „Horologenlandes", wird überragt von der auf einem steilen Felssporn liegenden Burg.
Die Anfänge des Ortes reichen in das 12. Jahrhundert zurück: 1188 wird Karlstein erstmals urkundlich genannt. Bis ins 16. Jahrhundert war die Burg als landesfürstliches Lehen im Besitz verschiedener Adelsfamilien. Unter den Puchheim, ab 1576 kurzzeitig Besitzer der Burg, wurde der Ort ein Zentrum der Reformation.
Auch in der Folgezeit war die Geschichte der Burg von häufigem Besitzwechsel geprägt, bis ins 20. Jahrhundert scheinen insgesamt 13 Adelsfamilien auf. Infolge der wiederholten Adaptierungen und Umbauten in allen Jahrhunderten hat sich von der hochmittelalterlichen Burganlage nichts mehr erhalten. Die ältesten Bauteile werden ins 14. und 15. Jahrhundert datiert, die Burgkapelle stammt aus dem beginnenden 16. Jahrhundert und wurde in dessen zweiter Hälfte spätgotisch ausgebaut.
Im Laufe ihrer Geschichte wurde die Burg sehr unterschiedlich genutzt: als Adelssitz, 1880 als Uhrenfabrik, im 20. Jahrhundert als Jugendherberge, in den 1960er Jahren als Pensionsbetrieb und heute für Ferienwohnungen. Mehrmals diente sie auch als Gefängnis: Nach der Niederwerfung des Bauernaufstandes 1597 war hier vermutlich der Bauernführer Georg Schrembser bis zu seiner Hinrichtung interniert, während des Ersten Weltkriegs der gesamte Generalstab Montenegros und kurze Zeit später, nach dem Ende der ungarischen Räterepublik, der Kommunistenführer Béla Kun.
Berühmtheit erlangte Karlstein im 18. und 19. Jahrhundert als Zentrum des „Horologenlandes". Die Uhrenerzeugung führte zur Vergrößerung des Ortes und zur Markterhebung vor 1784. Die hölzernen Schwarzwälder Uhren aus Karlstein wurden über Hausierer in der ganzen Monarchie vertrieben. Zur Blütezeit um 1840 wurden jährlich bis zu 140.000 Uhren erzeugt. Im Zuge von Fabriksgründungen im späten 19. Jahrhundert wurde auch in der Burg 1880 eine Uhrenfabrik eingerichtet. An die alte Tradition erinnern noch etliche Fabriksbauten sowie die 1874 gegründete einzige Uhrmacher-Fachschule Österreichs.
Heute ist Karlstein vor allem wegen seines Heilkräuterzentrums bekannt. Das „Paracelsushaus" war mehr als zwei Jahrzehnte Wirkungsstätte des weit über die Grenzen Österreichs bekannten „Kräuterpfarrers" Hermann Josef Weidinger. Der „Verein der Freunde der Heilkräuter" wurde 1978 vom damaligen „Kräuterpfarrer" Karl Rauscher gegründet. Nach dessen Tod 1979 übernahm Weidinger, Chorherr des Prämonstratenserstiftes Geras, die Leitung des Vereins. Der wohl bekannteste Karlsteiner starb am 21. März 2004.
Seit der Gemeindezusammenlegung 1967 bis 1971 umfasst die Marktgemeinde Karlstein zwölf Ortschaften: Obergrünbach, Thuma, Hohenwarth, Münchreith, Göpfritzschlag, Griesbach, Wertenau, Schlader, Goschenreith, Thures, Eggersdorf und Karlstein.