(Kernhofer) Gscheid
Im 17. Jahrhundert setzte die Besiedlung des Gscheids ein. Zu den ältesten Gebäuden zählen die Bauernhöfe am Ober- und Unterknollenhals. Das Wohnhaus des Haufenhofes am Unterknollenhals (Gscheid Nr. 47) besitzt in der Stube einen mit reicher Kerbschnitzerei geschnitzten Unterzug (= Träger der Decke), der die Jahreszahl 1621 trägt. Mit der zunehmenden Nutzung der Wälder entstanden seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Forst- und Jagdhäuser sowie Holzknechtkeuschen.
Besonders schwierig gestaltete sich der Schulbesuch. Sie besuchten die protestantischen Privatvolksschulen in Ulreichsberg oder Lahnsattel. Bis 1894 gehörte das Gscheid zum Schulsprengel St. Aegyd, dann nach dem Bau der Schule in Kernhof zum Sprengel Kenrhof, was aber kaum Erleichterung brachte. Um 1880 unterrichtete ein Winkellehrer in Gscheid. Der provisorische Schulraum war in einem Bauernhaus untergebracht. Dann gab es eine Notschule in einer Holzkeusche. Für die Besoldung des Lehrers und für die Erhaltung des Schulraumes mussten die Eltern aufkommen. Erst 1936 wurde eine Expositur in Gscheid bewilligt, da es zu diesem Zeitpunkt mehr Kinder in Gscheid als in Kernhof gab. Ihre Unterbringung blieb provisorisch. Erst ab 1950 entstand ein eigenes Schulhaus (Gscheid Nr. 33), finanziert auch durch Sach- und Geldspenden aus der Bevölkerung. 1974 wurde die Schule geschlossen.
Im Marianischen Jahr 1953–1954 wurde nach Plänen von Julius Bergmann die Kapelle Maria am Gscheid errichtet. Die Weihe nahm am 16. August 1954 der spätere Kardinal Dr. Franz König vor. Die wertvolle gotische Muttergottes wurde 1985 gestohlen. Das Sgraffito an der Straßenseite – ein Werk von Sepp Zöchling – zeigt eine Schutzmantelmaria, die einen Bergsteiger, einen Motorradfahrer, eine Mutter mit Kind, eine Bäuerin, einen Holzfäller und einen Eisenarbeiter unter ihrem Mantel birgt.
Einen wirtschaftlichen Aufschwung erhoffte man sich vom Wintertourismus. Ab 1966 errichtete man am Gscheid Schilifte. Zu den beiden kurzen Pendelliften kamen in der Folge weitere Umlaufschlepplifte dazu sowie der lange Göllerlift, zu seiner Zeit der längste Schlepplift in Niederösterreich. Ab 1969 entstand am Unterknollenhals eine Ferienhaussiedlung. Trotz aller Bemühungen konnte die Abwanderung nicht gestoppt werden.