Ortsgeschichte
Der Markt Kirchberg am Walde, Geburtsort des Dichters Robert Hamerling, wird von einem mächtigen, noch immer bewohnten Schloss beherrscht. Die erstmals 1172 genannte Burg wurde vermutlich Mitte des 12. Jahrhunderts von den Kuenringern gegründet und war im Lehensbesitz ritterlicher Gefolgsleute, die sich nach Kirchberg nannten.
Am Fuße der Burg entstanden das Dorf und die Ulrichskirche. Die Pfarre wurde als Tochterpfarre von Altpölla gegründet und erstmals 1239 urkundlich genannt. Nach dem Tod des letzten Kirchbergers Otto 1483 war die Herrschaft bis 1555 im Besitz der Herren von Hohenfeld und in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts der Herren von Sonderndorf, die Kirchberg besonders prägten. Unter ihnen wurde das Dorf 1580 zum Markt erhoben und die Pfarre protestantisch. Die mittelalterliche Burganlage ließen sie zu einem vierflügeligen Renaissanceschloss umbauen.
1607 kam die Herrschaft an die Familie Kollonitsch. 1619 wurde der protestantische Ort von den kaiserlichen Strafkommandos verwüstet, zwei Jahre später von den Böhmen. Über die Verheerungen berichten die Aufzeichnungen des Marktrichters Nischy („Wundertrommel"). 1707 übernahmen die Grafen Kuefstein die Herrschaft und ließen die baufällige Ulrichskirche vom Horner Baumeister Bartholomäus Hochholdinger durch eine prächtige, dem hl. Johannes dem Täufer geweihte Barockkirche ersetzen (1709-1713). Auch die 1733 geweihte Schlosskirche wurde erneuert und von Johann Georg Schmidt, dem „Wiener Schmidt", mit einem Deckenfresko und Altarbildern ausgestattet. Unter den Grafen Veterani-Mallenthein, von 1752 bis1828 Herrschaftsinhaber, erhielt das Schloss seine heutige klassizistische Gestalt. Im Vorhof wurde im 18. Jahrhundert das „Kleine Schloss" als Verwaltungsgebäude errichtet.
An die Blutgerichtsbarkeit erinnert der Galgen von 1712 - zwei etwa fünf Meter hohe Granitsäulen - auf einer Anhöhe zwischen Kirchberg und Ullrichs. Der Überlieferung nach soll er nur einmal wegen Meuchelmordes benutzt worden sein. Der Pranger auf dem Marktplatz, Zeichen der Niedergerichtsbarkeit, wurde 1714 errichtet.
Das Schloss gelangte nach mehrmaligen Besitzerwechsel 1869 an Anton Fischer Ritter von Ankern, dessen Nachkommen, die Familie Fischer-Ankern, bis heute im Besitz des Schlosses ist. Die gut erhaltene Anlage ist bewohnt und daher öffentlich nicht zugänglich.
Der bekannteste Kirchberger ist der 1830 hier geborene Robert Hamerling, einer der meistgelesenen österreichischen Dichter des 19. Jahrhunderts. Ihm zu Ehren erbaute Georg Ritter von Schönerer in den Jahren 1890 bis 1893 an Stelle des Elternhauses das „Hamerling-Stiftungshaus", in dem sich heute das Gemeindeamt befindet. Das 1993 gegründete Hamerling-Museum ist dem Leben und Werk des bedeutenden Waldviertler Dichters gewidmet und beherbergt neben einem Teil seiner Bibliothek eine komplette Sammlung seiner Werke.
Mit Bescheid vom 2. Oktober 1979 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Marktgemeinde ein Wappen: Ein über grünem Grund gespaltener Schild, vorne in Blau eine naturfarbene Kirche mit rotem Dach und ebensolchem Turm, hinten in Silber drei naturfarbene Laubbäume, von denen der mittlere die beiden äußeren überragt. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Blau-Weiß-Grün wurden genehmigt.