Ortsgeschichte
Das Benediktinerkloster "Mariazell in Österreich", wie Klein-Mariazell zur Unterscheidung vom nahen steirischen Wallfahrtsort genannt wurde, ist eine Stiftung der Brüder Heinrich und Rapoto von Schwarzenburg-Nöstach aus Anlass ihrer Versöhnung nach jahrelanger Feindschaft. Der Besitz des 1136 gegründeten Klosters umfasste große Wälder in der Umgebung, Grundbesitz im Triestingtal und in Nöstach, Weingärten in Baden sowie später Inzersdorf an der Traisen mit der Pfarre. Von seiner Bedeutung zeugt noch die dreischiffige Pfeilerbasilika aus dem späten 12. Jahrhundert mit zwei spätromanischen Portalen.
Durch die Melker Reform erlebte das Kloster im 15. Jahrhundert großen Aufschwung, der in hoher Ordensdisziplin und geordneter Verwaltung Ausdruck fand. Im 16. Jahrhundert führten die Reformation und die Belastungen der Türkenzeit - auch die Stiftskirche Mariä Himmelfahrt wurde zerstört - zum Niedergang und beinahe zur Auflösung des Konvents. Fast alle Äbte mussten seither aus anderen Klöstern berufen werden. Unter Vitus Perckhover (1606-1616) aus dem Wiener Schottenkloster wurde die Stiftskirche am 13. Mai 1609 wieder eingeweiht.
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtete das Kloster die zwei Wallfahrtsorte Hafnerberg (1729-1745) und St. Corona am Schöpfel (1719-1722). Unter dem letzten Abt Jakob Pach (1752-1782) aus Kremsmünster erfolgte der barocke Umbau der romanischen Basilika. Die Fresken des Malers Johann Bergl, die aus dem Marienleben erzählen, gelten als das Hauptwerk des Künstlers. Bergl schuf auch die Blätter der Seitenaltäre und das Fresko auf dem Musikchor.
Im Zuge der josephinischen Klosteraufhebungen wurde auch Klein-Mariazell am 5. November 1782 aufgehoben, die Güter nach kurzer Administration durch die Stifte Melk, Kremsmünster und Lilienfeld in staatliche Verwaltung übernommen und 1826 verkauft. Aus der Stiftskirche wurde eine Pfarrkirche, aus der Klosteranlage ein Schloss, das 1940 als Umsiedlungslager diente und 1964 wegen Baufälligkeit abgerissen werden sollte. Bei den Abbrucharbeiten wurden romanische Bauteile freigelegt und man beschloss, den Klosterbau, vor allem den Kreuzgang, zu erhalten. Im Zuge der Restaurierungsarbeiten wurden in der Kirche weitere historisch wertvolle Funde entdeckt, darunter das Grab der Gründer Heinrich und Rapoto von Schwarzenburg mit einer beschrifteten Ziegelplatte, die dokumentiert, dass die Gebeine der Brüder bei der Wiedereinweihung am 13. Mai 1609 hier bestattet wurden. Am 29. November 1998 wurde die restaurierte Kirche von Kardinal Christoph Schönborn neu geweiht.