Ortsgeschichte
Westlich von Aschbach-Markt am linken Talhang der Url liegt der kleine Ort Krenstetten. Seine erste Erwähnung findet er als Chrebesteten 1116 in der Gründungsurkunde des Benediktinerstiftes Seitenstetten. Mit dieser Urkunde übergab Bischof Ulrich von Passau dem Kloster u.a. die Pfarre Aschbach mit den Filialkirchen Allhartsberg, Biberbach und Krenstetten.
Der Ort und seine Umgebung waren durch Jahrhunderte auf zahlreiche Grundherrschaften aufgeteilt, geistliche und adelige. Der älteste erhaltene Beleg für im Ort ansässige Adelige stammt von 1285: Für dieses Jahr ist ein Wernhart von Sweinwart überliefert. Weiters belegt sind der miles Otto von Erl (bis 1300), Friedrich der Wacze von Krenstetten (ab 1328), ab 1374 der Ritter Otto Gänsel, in der Folge Urban Gänsel, der am 20. Dezember 1441 in der Gänsleins Capellen eine Messstiftung tätigte. Die genaue Lage des ritterlichen Ansitzes, der nach den Gänsels in den Besitz der Neudecks überging, ist unbekannt.
Während Allhartsberg und Biberbach bereits im 14. Jahrhundert Pfarren wurden, gelang dies Krenstetten erst 1862. Denn der Besitz der Kirche und damit ihre Einnahmen waren lange Zeit zu gering. Allerdings dürfte Krenstetten bereits im Mittelalter das Begräbnisrecht besessen haben, wie der seit altersher um die Kirche liegende Friedhof bezeugt. Seit 1420 gab es in Krenstetten an Sonn- und Feiertagen einen Gottesdienst, der durch einen Priester aus Aschbach gehalten wurde. Die Stiftung Urban Gänsels von 1441 ermöglichte die Anstellung eines Vikars, der zusätzlich an fünf Tagen die Woche und am Jahrtag die Messe zu Krenstetten in unser Frauen Gottshauß Des Genandten Genßleins Capellen, so er gebaut hat zu lesen hatte. Zur Gänselstiftung gehörten zwölf Höfe in der Umgebung.
Den einzigartigen Kirchenbau mit seiner reichen Ausstattung verdankt Krenstetten dem Entstehen einer Marienwallfahrt. Zwar ist die erste Wallfahrt erst für das Jahr 1504 überliefert, man kann aber wohl annehmen, dass solche schon früher stattfanden. Der Bau der großen Hallenkirche, deren Chor um 1510/20 vollendet wrude, steht sicher im Zusammenhang mit einer Zunahme der Wallfahrten zur Maria am Anger. Nach der Reformation, die auch an Krenstetten nicht spurlos vorbeiging, blühte die Wallfahrt durch die Gründung der Rosenkranzbruderschaft 1652 wieder auf. Ihr Gründer war der Seitenstettner Abt Gabriel Sauer. Sein Nachfolger als Pfarrer in Aschbach P. Ämilian Menzinger wurde 1671 vor dem Altar der Rosenkranzbruderschaft bestattet. Bis 1722 hatten sich bereits rund 3.000 Mitglieder eingetragen. Zumindest seit 1722 lassen sich die sog. Schauerprozessionen jeweils am Montag vor Pfingsten nachweisen. Der Andrang war in diesem Jahr so groß, dass es zu einem Absturz der Emporenbrüstung kam. In der darauf folgenden Panik fanden acht Frauen den Tod. Noch heute wird diese Schauerprozession durch die Pfarren von Allhartsberg, Aschbach, Biberbach, Kematen-Gleiß, Neuhofen, Seitenstetten, Sonntagberg, Wolfsbach und Zeillern durchgeführt.
Obwohl Krenstetten nur ein kleiner Ort war, fanden sich dort alle wichtigen Handwerks- und Gewerbebetriebe vertreten: vier Wirte, zwei Bäcker, vier Schumacher, zwei Schneider, ein Schmied, vier Hafner und ein Müller. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts ließen sich auch Bader zw. Wundärzte in Krenstetten nieder. Die gute wirtschaftliche Ausstattung hängt sicher auch mit dem blühenden Wallfahrtswesen zusammen. Denn, wie ein Streit zwischen den Bäckern in Krenstetten und Aschbach belegt, kamen an den Hochfesten, etwa am 15. August, etliche 1000 Personen nach Krenstetten.
Vermutlich erst im 18. Jahrhundert erhielt Krenstetten das Trauungs- und Taufrecht. Mit dem Inkrafttreten der Allgemeinen Schulordnung unter Maria Theresia 1774 musste auch in Krenstetten eine Trivialschule eingerichtet werden. Der erste geprüfte Lehrer wurde 1780 eingestellt. Zuvor hatte ein Schuhmacher die Kinder in seiner Wohnung unterrichtet. Nun war die Schule im Pfarrhof untergebracht, wie den Kirchenrechnungen zu entnehmen ist. Im Zuge der josefinischen Reformen wurde die Rosenkranzbruderschaft aufgehoben und die Wallfahrten eingestellt.
Schweickhardt beschreibt in seiner Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens Krenstetten als Dorf mit Kirche, Schule und 30 Häusern, in denen 33 Familien leben. Der Viehstand belief sich auf 42 Pferde, 18 Ochsen, 96 Kühen, 112 Schafen und 94 Schweinen. Ausführlich geht er auch auf die Kirche ein, eine Wallfahrt erwähnt er nicht. Durch die Reformen 1848 wurde Krenstetten eine eigenständige Gemeinde und blieb dies bis 1971. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Bemühungen um die Pfarrerhebung endlich von Erfolg gekrönt. Der Bau eines neuen Pfarrhofs wurde 1858 durch die Gründung eines Baufonds eingeleitet. Die BewohnerInnen von Krenstetten beteiligten sich mit Geldspenden, Baumaterialien und Arbeitsleistungen. Es dauerte bis 1862: Am 17. Dezember konnte der neue Pfarrer P. Gregor Mayr einziehen. Zu den notwendigen Geld- und Naturalleistungen war das Stift Seitenstetten verpflichtet, dem die Pfarre Krenstetten unterstellt war. Im alten Pfarrhof war nun nur mehr die Schule untergebracht. Das Gebäude ging 1872 in den Besitz der Gemeinde über. Allerdings wurde es bald zu klein. 1893 wurde der Beschluss zum Bau eines neuen Gebäudes gefasst, das 1897 seiner Bestimmung übergeben wurde.
Auf Basis der Niederösterreichischen Gesetze zur Gemeindestrukturverbesserung konstituierte sich 1971 die Großgemeinde Aschbach. Krenstetten verlor damit seine Selbständigkeit als Gemeinde. 1974 wurde die Schule geschlossen.