Ortsgeschichte
Erste Besiedlungsspuren im südlich von Wien gelegenen Leopoldsdorf gehen in die frühe Bronzezeit (ab ca. 1800 v. Chr.) zurück. Aus dieser Zeit stammen mehrere Gräberfelder und Grubenkomplexe. In der Römerzeit zählte das Gebiet zur Pannonia Superior und von römischen Landhäusern (villae) ausgehend, wurde der umliegende Boden kultiviert. Den Römern folgten die Awaren und schließlich kolonisierten im 8./9. Jahrhundert fränkische Siedler das Land um Leopoldsdorf. Nach der siegreichen Schlacht am Lechfeld gegen die Ungarn (955 n. Chr.) wurde mit der „Ostmark“ der Ottonen ein „Bollwerk“ gegen weitere Angriffe geschaffen und strategisch Urwald und Sumpfgebiet in landwirtschaftlich nutzbare Böden umgewandelt.
Die Gründung der Burg, um der sich der Ort „Leopolds“-Dorf bildete, geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Urkundlich wird sie 1140/50 fassbar. Sie war im Besitz der Hochfreien von Asparn-Maleisdorf. 1523 kaufte der gebürtige Schwabe Hans Marx (Markus) von Beck den Ansitz. Seine Karriere am Hof des späteren Kaisers Ferdinand I. verlief äußerst erfolgreich. Er gelangte rasch zu hohen Ämtern und wurde geadelt – „Beck von Leopoldsdorf“. Er erwarb auch Ortschaft Hennersdorf. 1527 wurde Leopoldsdorf (mit Hennersdorf), das bis dahin zu Maria Lanzendorf gehörte, als eigene Pfarre installiert. Ab 1581 wurde die Burg zu einem Renaissance-Wasserschloss erweitert und umgebaut.
Die Einfälle der Osmanen (1529 und 1683) richteten großen Schaden an. Bei letzterem wurde das Schloss stark zerstört. Beim Wiederaufbau verzichtete man auf die beiden Wassergräben und die Festungsmauern, die aufgrund der Entwicklung der Artillerie ohnedies obsolet geworden waren. 1809 plünderten die Franzosen Napoleons das Schloss und den Ort. 1825 beauftragte Erzherzog Karl Josef Kornhäusl mit dem Umbau des Schlosses. Die Fassade wurde neu gestaltet und der Ost-Turm mit Uhren im obersten Geschoß versehen.
Im 19. Jahrhundert veränderte der Bau des Wiener Neustädter Kanals sowie die stetig wachsende Ziegelindustrie zunehmend das Ortsbild. Der Bedarf an Baumaterialien in der sog. „Gründerzeit“, besonders in Wien, stieg rasant an. Die Bevölkerungszahl im Ort wuchs. Im späten 18 Jahrhundert gab es neben den kleinen bäuerlichen Feldöfen den Herrschaftsofen und den Kanalofen. Weitere zwei Öfen wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtet. Für die notwendige Mechanisierung der Ziegelproduktion in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts benötigte man viel Kapital. Aktiengesellschaften übernahmen die Betriebe. Die reichen Tonvorkommen bei Leopoldsdorf wurden dabei von drei Aktiengesellschaften ausgebeutet. Erst 1969 verschwanden die letzten Fabrikanlagen der Ziegelwerke. Das rasche Wachstum der Ziegelproduktionsanlagen schuf Arbeitsplätze. Arbeiterunterkünfte wurden errichtet, Wohnbauten entstanden. 1853 erhielt Leopoldsdorf endlich eine „Winterschule“, um den Kindern den Schulweg nach Hennersdorf zumindest in der kalten Jahreszeit zu ersparen. Ab 1866 konnte man ganzjährig die Schule in Leopoldsdorf besuchen; 1895 wurde sie zweigeschossig ausgebaut und ab 1908 vierklassig geführt. Anlässlich des 50. Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josephs wurde 1898 ein Kindergarten errichtet.
Nach dem Anschluss 1938 wurde Leopoldsdorf Teil des 23. Bezirkes von „Groß-Wien“. Der Ort wurde bei Bombenangriffen auf Wien teilweise schwer getroffen. Nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Auflösung von Groß-Wien erfolgte 1954 die Rückgliederung der Gemeinde an Niederösterreich; Leopoldsdorf wurde Teil des neugegründeten Bezirkes Wien Umgebung. In den Jahren 1950-1952 wurde nach Plänen von Hanns Kunath die dem Herz Mariae geweihte Kirche errichtet. Am 14. Dezember 1957 erfolgte die Erhebung zur Pfarre.
Mit Bescheid vom 12. Juli 1994 wurde der Gemeinde Leopoldsdorf ein Gemeindewappen verliehen: In Gold ein roter gequaderter Ringziegelofen mit Schornstein und schwarzer Türöffnung, begleitet von zwei aufgerichteten, einander zugewendeten, herschauenden, doppelschwänzigen roten Löwen. Die Gemeindefarben Gelb-Rot wurden genehmigt. Die feierliche Überreichung fand im September bei den Eröffnungsfeierlichkeiten des neuen Gemeindeamtes statt. 1999 wurde Leopoldsdorf zum Markt erhoben. Mit 1. Jänner 2017 wurde der Bezirk Wien-Umgebung aufgelöst. Leopoldsdorf wurde in den Bezirk Bruck an der Leitha eingegliedert.