Ortsgeschichte
Litschau im oberen Waldviertel ist die nördlichste Stadt Österreichs. Die als Grenzbefestigung errichtete Burgsiedlung an der mittelalterlichen Fernstraße nach Böhmen ist Gründung der Grafen von Hirschberg und wird erstmals 1215 urkundlich erwähnt. Möglicherweise bestanden auf dem nahe gelegenen "Hausberg" sowie auf dem sagenumwobenen „Eulenberg" ältere Vorgängersiedlungen.
Die hochmittelalterliche, erhöht liegende Burg war bergseitig durch einen tiefen Graben gesichert. Im Laufe des 13. Jahrhunderts wurde die mit einem Markt planmäßig ausgebaute Siedlung zum Verwaltungsmittelpunkt und Marktort der Herrschaft Litschau, die von 1237 bis 1297 im Lehensbesitz der Kuenringer war. Ende des 13. Jahrhunderts wurde Litschau landesfürstlich und war u. a. an die Herren von Klingenberg verpfändet (bis 1347), die um 1330 die Propstei Eisgarn gründeten. 1348 erfolgte die Belehnung der Puchheim, die für mehr als 120 Inhaber der Herrschaft blieben (bis 1470). 1386 wird Litschau urkundlich erstmals Stadt genannt. Etwa um diese Zeit wurde auch mit dem Umbau der ursprünglich romanischen Pfarrkirche St. Michael zu einer monumentalen gotischen Hallenkirche mit vorgestelltem Westturm begonnen.
Als Grenzstadt gegen Böhmen war Litschau von Grenzfehden und dem Hussiteneinfall im Jahr 1431 schwer betroffen. Infolge der Schäden in der Hussitenzeit wurde die Burg im 15. Jahrhundert ausgebaut und um eine südliche Vorburg und Toranlagen verstärkt. Weitere Ausbauten folgten im 16. und 17. Jahrhundert, dabei wurden bastionsartig befestigte Außenwerke errichtet. Die offenbar starke Befestigung verhinderte 1645 eine Einnahme durch die Schweden. Zu den seit dem Mittelalter häufig wechselnden Besitzern gehörte im 16. Jahrhundert auch der für seine Grausamkeit bei der Niederwerfung des niederösterreichischen Bauernaufstands 1596/97 bekannte Freiherr Wenzel Moratschky von Noskau. 1763 gelangte die Herrschaft an die Reichsgrafen von Seilern(-Aspang), in deren Besitz das Schloss bis heute ist. Ab dem 18. Jahrhundert wurde die alte Burg dem Verfall überlassen und erst um 1900 erneuert. Die damaligen Neubauten prägen das heutige Erscheinungsbild als Burg-Schloss. Als Ersatz für die verfallende Burg wurde 1793 das „Neue Schloss" errichtet. Mit dem Decret des niederösterreichischen Landeschefs vom 7. Juli 1849 über die Durchführung der Gerichtsorganisation wurde der Gerichtsbezirk Litschau eingerichtet. Der Gerichtsbezirk wurde am 1. Jänner 1992 aufgelöst und dem Gerichtsbezirk Gmünd in Niederösterreich zugewiesen.
Der berühmteste Litschauer ist Kaspar Schrammel (1811-1896), der Vater der berühmten Brüder Schrammel („Schrammelmusik"). An ihn erinnert das Heimatmuseum, der Brunnen am Stadtplatz und ein 2007 erstmals veranstaltetes Musik-Festival (Schrammel.Klang.Festival). Mit Bescheid vom 6. August 2007 verlieh schließlich die Niederösterreichische Landesregierung der Stadtgemeinde ein Gemeindewappen: In Rot zwei gekreuzte silberne Hellebarden. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Weiß-Rot wurden genehmigt.