Die evangelische "Hohe Schule" in Loosdorf
Dem Aufruf Martin Luthers folgend, errichteten um die Mitte des 16. Jahrhunderts einige Städte und einzelne Mitglieder des Adels Schulen. Hans Wilhelm von Losenstein verwirklichte einen Plan seines Vaters und errichtete 1574 in Loosdorf, dem Zentralort seiner Grundherrschaft, ein eine "Hohe Schule" - ein Gymnasium - , die Loosdorf zu einem kulturellen Zentrum des Landes machte. 1574 erschien die im Auftrag Hans Wilhelms und im Namen des Lehrerkollegiums erstellte Schulordnung im Druck. Der detailliert ausgearbeitete Lehrplan für vier Klassen sah neben den Fächern Latein, Griechisch, Musik, Dialektik, Rhetorik, Poetik und Arithmetik auch Geschichte, philosophischen Einführungsunterricht und etwas Hebräisch vor. Für die Schüler der ersten Klasse gab es ein "Abc-Büchlein", von dem aber kein Exemplar mehr erhalten ist.
Die Loosdorfer Schule war vor allem seit 1592, als die ständische Schule von Wien nach Mistelbach verlegt werden musste und schließlich aufgelöst wurde, eine wichtige Bildungsstätte für die adelige Jugend und zeitweise die einzige für die Heranbildung des geistlichen Nachwuchses in Niederösterreich. Sie wurde auch von den Ständen finanziell unterstützt. 1592 hatten die vier Klassen 77 Schüler, die größtenteils bei Privaten oder in einem Internat wohnten. Nach einer Blütezeit um 1600 geriet die Schule zunehmend unter den Druck der Rekatholisierung und musste 1627 infolge der Ausweisung der protestantischen Lehrer und Geistlichen geschlossen werden.
(Quelle: LandesChronik Niederösterreich, 2. Aufl. 1994, S. 179)