Ortsgeschichte
Am Fuße des Maria-Taferl-Berges liegt die Marktgemeinde Marbach an der Donau zwischen den Einmündungen des Stein- und Marbaches in die Donau. Das Gemeindegebiet umfasst heute die Ortschaften Auratsberg, Friesenegg, Granz, Kracking, Krummnußbaum an der Donauuferbahn, Marbach an der Donau und Schaufel.
Ansiedlungen im Gebiet um Marbach sind bis in die Jungsteinzeit nachzuweisen. Im 10. Jahrhundert ließen sich hier bayrische Familien nieder. Die auf einem leicht erhöhten Platz im Westen des Ortes liegende Pfarrkirche Hl. Martin war vielleicht schon im 9. Jahrhundert Taufkirche. Anfang des 11. Jahrhunderts wurde sie der passauischen Pfarrgründung Petzenkirchen untergeordnet. Spätestens um 1200 war sie eine herrschaftliche Eigenpfarre. Die Herren von Streitwiesen auf Weißenberg waren von da an die Patronatsinhaber. „Marbach“ wird urkundlich erstmals 1144 erwähnt, allerdings ist mit der Nennung der Grenzbach gemeint, der die Zehent- und Pfarrgrenze zu Münichreith beschreibt. Der Ort wurde in den Schriftquellen 1269 erstmals urkundlich erwähnt, als Ruger von Artstetten dem Kloster Melk einen Meierhof, zwei Lehen und zwei Hofstätten zu Marbach an der Donau tauschweise überließ.
Eine ältere Siedlung wird auf der Flur „Burgstall“ bei Friesenegg angenommen, der Ansitz ist jedoch nicht mehr auszumachen. Die Feste Weißenberg bei Münichreith wurde zum Herrschaftszentrum. Die Starhemberger ließen das Zentrum allerdings auf und verlegten die Verwaltung in das Herrenhaus nach Marbach. 1816 wurde Weißenberg mit Persenbeug vereinigt.
Die verkehrsstrategisch günstige Lage bewirkte ein rasches Aufblühen der Ansiedlung. Von Marbach aus ging der Griesteig (auch „böhmische Strass“ oder „Böhmsteig“ genannt) nach Böhmen und Mähren. Für 1319 ist bereits eine Überfuhr genannt, was darauf schließen lässt, dass der Markt bereits einige Rechte hatte, die ihm wirtschaftlich nutzten. 1396 wurde der Jahrmarkt am 11. November (Hl. Martin) bewilligt. An diesem Landeplatz für die Donauschiffer ist auch eine Versorgungsstraße ins südliche Waldviertel angebunden, was für die frühen Siedler ein idealer Ort für das Verladen und den Handel von Holz, Holzkohle und Bruchsteine war. 1429 gibt es schon Belege für eine Holzladestätte. Hier wurde das Holz vom Ostrong gestapelt und nach Wien weiter geliefert. Marbach entwickelte sich zu einer wichtigen Ladstatt für Salz, Getreide und Holz. Bereits 1454 wurden verschiedene Rechte und Freiheiten schriftlich niedergelegt.
1529 rückten tartarisch-osmanische Streitscharen bis zur Enns vor und brannten auch Orte in der Umgebung nieder. 1578 wurde durch Kaiser Rudolf II. ein Marktwappen bewilligt: Einen roten Schild, zu unterst an einer Wasserquelle eine weiße Vormauer mit fünf Zinnen und Schießlöchern, gleich darüber ein runder Turm mit zwei Gesimsen, unterhalb des ersteren drei schwarze Schießlöcher, oberhalb derselben drei längliche Fensterlücken nebeneinander, wovon die mittlere größer ist. Darüber ein ziegelfärbiges zugespitztes Dach mit einem goldenen Knopf und an den beiden oberen Ecken des Schildes ein sechseckiger goldener Stern. In der Reformationszeit trat auch der Pfarrer von Marbach zum Luthertum über, er wurde 1578 vom großen Gegenreformator Melchior Khlesl abgesetzt, der von Kaspar von Lindegg (Herrschaft Weißenberg und Mollenburg) sowie der Familie der Hoyos (Herrschaft Persenbeug) unterstützt wurde.
Die Bauernaufstände von 1596/97 nahmen im Yspertal ihren Anfang und Marbach stand auch im Mittelpunkt des Geschehens. Die Bauern, die nicht länger ausgebeutet werden wollten, zogen von ihren Herrschaftsgebieten nach Persenbeug und verlautbarten dort ihre Forderungen. 40 Ausschüsse sollten dem Kaiser in Prag übermittelt werden. Sie zogen gegen Osten. Ein Schneider aus Marbach, Heinrich Weiß, ging sogar nach Mähren um Verstärkung zu holen. Letztlich wurden die Aufstände niedergeschlagen und Weiß in der Au bei Emmersdorf gehängt.
Das sogenannte „Herrenhaus“ wurde unter Samson Prätzl von einem Bürgerhaus zu einem schlossartigen Bau (1575) ausgebaut. Dieser gehörte zwischen 1816 und 1972 zum Gut Persenbeug. Hier war der Sitz der Verwaltung. Zwischen 1867 und 1971 war darin eine Mädchenschule untergebracht. Im ersten Teil des Dreißigjährigen Krieges (1618-20) hatte der Ort 900 Soldaten zu verpflegen. Im zweiten Teil (1645-46) kamen die Schweden und verwüsteten die Gegend. 1653 ließ Melchior von Lindegg zu Lisanna, Mollenburg, Therasburg und Weißenburg ein Armenhaus errichten, das 12 Zimmer enthielt und auch zur Beherbergung von kranken Reisenden diente. 1967 wurde es abgerissen und ein dessen Stelle Wohnhaus errichtet. 1669 wütete die Pest, was ein Votivbild an die Mutter Gottes in Maria Laach zeigt.
Zur Zeit der Franzosenkriege kamen fast bei jedem Koalitionskrieg Vorposten bis nach Marbach. Viele Auswanderer, Flüchtlinge und Soldaten suchten hier Zuflucht. Bei der Suche nach Steinkohle stieß der Gewerke Leopold Meyer am Steinbach auf Grafitvorkommen. Zunächst betrieb eine Gewerkengesellschaft den Abbau. Um 1830 traten sie das Werk an einen der Grafen von Francken-Sierstorpff ab. In dem von diesem errichteten Werk wurden 1854 56 Tonnen gefördert. Mit dem Decret des niederösterreichischen Landeschefs vom 7. Juli 1849 über die Durchführung der Gerichtsorganisation wurde der Gerichtsbezirk Marbach an der Donau eingerichtet. Der Gerichtsbezirk wurde allerdings bereit 1854 wieder aufgelöst und dem Gerichtsbezirk Melk zugewiesen. 1860 wurde Marbach durch eine „Fliegende Brücke“ (Verankerungen in der Mitte des Stromes) mit der Kaiserin-Elisabeth-Westbahn verbunden, die im gegenüberliegenden Krummnussbaum hielt. 1903 wurde diese zur Rollfähre (mit Überspannungsseil) umgebaut. 1954 wurde eine neue Rollfähre gekauft. Ihr Betrieb musste wegen des 1982 fertiggestellten Kraftwerks Melk eingestellt werden. In der Folge diente eine kleine Motorfähre für Fußgänger und Radfahrer zum Übersetzen. Mit dem Bau der Donaubrücke Pöchlarn 2003 war auch diese obsolet geworden. Jetzt dient die MS Marbach als Ausflugsschiff.
Den direkten Bahnanschluss erhielt Marbach kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges durch den Bau der Donauuferbahn. 1926 wurde der elektrische Strom in den Ort eingeleitet. Eine über die Donau führende Leitung verband das Elektrizitätswerk mit dem Erlauftal E-Werk. 1971 schlossen sich die Gemeinden Marbach, Krummnußbaum und Auratsberg zu einer Gemeinde zusammen.
Die Lage an der Donau und zwischen den beiden Bächen führte immer wieder zu schweren Überschwemmungen. Besonders gravierende Hochwässer waren in den Jahren 1501, 1954, 1975, 2002 und 2013. Zu Ende 2016 wurde mit dem Bau eines mobilen Hochwasserschutzes für Marbach an der Donau begonnen. Der Hauptteil konnte 2018 abgeschlossen werden. Derzeit laufen die notwendigen Wildbachverbauungen im Hinterland.