Ortsgeschichte
Die Gegend um Maria Anzbach weist alte Siedlungsspuren auf: Auf dem Buchberg fand sich eine Wallanlage aus der Bronzezeit (1200-800 v. Chr.), innerhalb derer im Hochmittelalter eine Burg mit Erdwällen errichtete wurde. Reste sind noch teilweise sichtbar. Am Eichberg bei Winten wurden Graburnen, Ziergefäße, Münzen und Fibeln aus der Römerzeit freigelegt. Die römische Reservestraße verlief von Wien über Anzbach nach St. Pölten. Weiters wurden Grabhügel einer vorkeltischen, veneto-illyrischen Bevölkerungsgruppe entdeckt.
Das östlich von Neulengbach gelegene Anzbach taucht bereits 998 in einer Schenkungsurkunde auf: Kaiser Otto III. überließ einem gewissen Engelrich Land zwischen der Tulln und dem Anzbach (Amicinesbach). Der Ortsname geht auf den Bach zurück, der nach dem Personennamen Amici bezeichnet wurde. Erst mit der (erneuten) Markterhebung im Jahre 1933 wurde die Bezeichnung mit „Maria“ ergänzt, um die Bedeutung als Wallfahrtsort zu unterstreichen. Die Herren von Amicinesbach, Verwandte der Leng(en)bacher, traten mehrmals in Urkunden als Zeugen auf. Nach ihrem Aussterben (1203) fiel Anzbach an die Herren von Leng(en)bach. Durch Heirat und Tod des letzten Leng(en)bacher Christian kam die Herrschaft an die Herren von Wallsee, die bis 1456 das „Amt in Anzbach“ besaßen.
Man nimmt an, dass um 1100 eine Doppelpfarre Altlengbach-Anzbach als Tochter von Abstetten gegründet wurde. im 13. Jahrhundert dürfte sich die Pfarre Anzbach verselbständigt haben. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts traten Waldenser in Anzbach auf. Ihr Bischof mit Namen Neumaister hatte 50 Jahre lang seinen Sitz in Anzbach, ehe er 1312 als „Ketzer“ in Krems auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Marktrechte sind in Anzbach erstmals für das Jahr 1491 nachgewiesen. Der Einfall der Osmanen 1529 hinterließ schwere Schäden. Die Pfarrkirche wurde teilweise zerstört. Nachdem das Amt Anzbach 1549 an die Herrschaft Neulengbach verpfändet worden war, mussten schließlich auch die Marktprivilegien an Neulengbach abgetreten werden. Interventionen der Bewohner bei Kaiser Ferdinand I. blieben ohne Erfolg. Um 1600 ging Anzbach schließlich endgültig in den Besitz der Freiherren von Khuen in Neulengbach über. In der Reformationszeit unterzeichneten 25 Pfarrer aus dem Wienerwald das Bekhanntnuß (1559) zum Luthertum, auch der Anzbacher Pfarrer hatte sich angeschlossen. 1629 wurde die Pfarrkirche unter Freiin Maria Magdalena Khuen wieder hergestellt und als Wehrkirche ausgebaut. Auch unter dem zweiten Einfall der Osmanen hatte Anzbach schwer zu leiden: Die herrschaftlichen Mühlen und das Bräuhaus wurden niedergebrannt.
Im 19. Jahrhundert erlebte der Ort einen Aufschwung: die Städter eroberten das Land; Schutzhütten und Gasthäuser entstanden im Naherholungsgebiet der Wiener. Die Kaiserin-Elisabeth-Westbahn hielt ab 1859 auch in Anzbach und trug das Ihre zum Aufkommen des Fremdenverkehrs bei. 1933 erfolgte die neuerliche Markterhebung; der Ortsnamen wurde um „Maria“ ergänzt.
In der Pfarrkirche mit dem Patrozinium „Mutter der Barmherzigkeit“ bestand zwar schon früh eine Marienverehrung, die Wallfahrt entwickelte sich allerdings erst richtig seit der Pestepidemie 1679 und dem Osmaneneinfall 1683. Die Legende erzählt von vier Ehepaaren aus Ollern, die – als einzige noch von der Pest verschont geblieben – eine Wallfahrt nach Anzbach unternahmen. Als sie wieder in ihren Heimatort zurückkehrten, kamen ihnen die zurückgebliebenen Kranken geheilt entgegen. Die Gebete vor dem Marienbild in Anzbach hatten geholfen. Die Seuche war erloschen. Ein zweites Wunder ereignete sich 1683: Die Osmanen wollten die Kirche in Brand stecken, die Fackel erlosch aber und die Kirche blieb unversehrt. Am Fest Mariä Geburt hielt Abraham a Santa Clara hier seine Predigt Der glückliche Fisch-Zug in Anzbach: Das ist: Ein Trostreiche Predig von der überschwencklichen Barmhertzigkeit Der Mutter Gottes. Welche Den achten September an dero Gnadenvollen Geburts-Tag in dem vhralten vnd berühmten Gotts-Hauß zu Anzbach vor einer grossen Menge eyffriger Zuhörer gehalten.