Maria-Lanzendorf


Gemeinde Maria-Lanzendorf

Ortsgeschichte

Maria-Lanzendorf wurde nach dem 1703 vollendeten Kirchenneubau zu einem der meistbesuchten Wallfahrtsorte Niederösterreichs. Die erste urkundliche Nachricht von einer Kirche stammt aus der Mitte des 12. Jahrhunderts (1145), als ein zerstörtes Gotteshaus wieder aufgebaut wurde. Die Kirche lag außerhalb von Ober- und Unter-Lanzendorf und wurde 1349 Pfarre. Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war Maria-Lanzendorf mit der Pfarre Oberlaa vereint, 1784 wurde sie wieder selbstständig.

Die seit dem Mittelalter urkundlich belegte Wallfahrt erlebte Ende des 17. Jahrhunderts durch die Gründung eines Franziskanerklosters 1696 und den Kirchenneubau einen bedeutenden Aufschwung. 1699 legte Kaiser Leopold I. den Grundstein für den Bau der barocken Wallfahrtskirche durch Baumeister Franz Jänggle, wobei auf Wunsch des Kaisers der gotische Chor der Vorgängerkirche als Gnadenkapelle in die barocke Kirche integriert werden sollte. Die Gnadenkapelle befindet sich freistehend im Langhaus; die Gnadenstatue schuf der Bildhauer Fiechtl anstelle des älteren, verlorenen Gnadenbildes (nach 1683).

Aufgrund des Pilgerzustroms erfolgte bereits zwei Jahrzehnte später eine Erweiterung der zu klein gewordenen Kirche um einen Chor und den großen Kuppelbau durch Jänggl (1723-1731). Die Bilder des Hochaltars und der Choraltäre sind Spätwerke Johann Michael Rottmayrs (1728/30), der auch das 1945 zerstörte Kuppelfresko schuf.

Neben der Kirche wurde von dem Franziskanerbruder Franz Felix Nüring ein Kalvarienberg angelegt (1699-1701). Die künstliche Felsenanlage mit spiralförmig umlaufenden Treppen umfasst Nischen und Grotten mit den Passionsfiguren und eine Kreuzigungsgruppe als Abschluss, weiters eine davor liegende Heilig-Grab-Kapelle und eine 1709 errichtete "Scala Santa". Die bemerkenswerte Anlage wurde ein Jahrzehnt später zum Vorbild des Kalvarienbergs in Wien-Hernals. Der um 1703 entstandene Kupferstich zeigt die Wallfahrtskirche mit Kloster und Kalvarienberg zur Zeit der Fertigstellung.

Maria-Lanzendorf war ein bevorzugter Wallfahrtsort des Kaiserhofs, aber auch vieler Wiener Bruderschaften und zahlreicher niederösterreichischer Gemeinden. Um den Kirchenbau entwickelte sich eine eigene Siedlung, die 1891 Katastralgemeinde wurde. 1938 wurde der Ort Wien eingemeindet (23. Bezirk). Seit 1954 war Maria-Lanzendorf wieder eine selbstständige Gemeinde. Mit Bescheid vom 12. Juli 1983 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde ein Wappen: In einem blauen Schild, eine aus dem Schildesfuß wachsende barocke goldene Kirchenfassade, die von zwei ebensolchen Türmen begrenzt wird und zwischen denselben ein rotes, goldenbekröntes Herz schwebt. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Rot-Gelb-Blau wurden genehmigt. 2001 feierte Maria Lanzendorf das 300-Jahr-Jubiläum des Kalvarienbergs, der restauriert wurde. Mit 1. Jänner 2017 wurde der Bezirk Wien-Umgebung aufgelöst. Maria-Lanzendorf wurde in den Bezirk Bruck an der Leitha eingegliedert.