Ortsgeschichte
Nördlich von Hollabrunn im Wullersdorfer Becken liegt der Wallfahrtsort Maria Roggendorf, der seit 1969 zur Marktgemeinde Wullersdorf gehört. Der Ortsname Roggendorf leitet sich entweder von einem Personennamen ab oder vom mittelhochdeutschen Wort ruch für Dampf, Dunst, Rauch bzw. dessen adjektivischer Form ruchin. Südlich der Ortschaft legte der ehemalige Pfarrverweser 1878 ein prähistorisches Gräberfeld mit sieben Skeletten und Grabbeigaben frei. Dies ist ein Beweis für eine bereits seit der Mittelsteinzeit bestehenden Besiedlung des Gebietes.
Die erste urkundliche Nennung erfolgte 1230 mit dem Geschlecht der Ruckendorfer, Gefolgsleute der Seefelder. Ein Ulrich von Ruckendorf war 1278 Stadtrichter von Wien. Georg und Hans von Ruckendorf, die im Zeitraum von 1396 bis 1433 erwähnt werden, waren herzogliche Kämmerer und zählten zu den einflussreichen Persönlichkeiten im Erzherzogtum unter der Enns. Um 1500 wurde das Gut Roggendorf an die Herren von Puchheim verkauft; von diesen gelangte es in den Besitz Maximilan Teufels auf Guntersdorf. Schließlich erwarb es um 1714 Reichsvizekanzler Friedrich Karl Reichsgraf von Schönborn-Buchheim.
Seit 1291 bestand in Roggendorf eine Marienkapelle die zur Pfarre Nappersdorf gehörte. Am 10. August 1415 stiftete Jörg von Ruckendorf Mittel zur Anstellung eines Kaplans, der in Roggendorf zu wohnen hatte und wöchentlich fünf Messen zu lesen hatte. In den Jahren 1651-1653 wurde eine frühbarocke Saalkirche als Wallfahrtskirche errichtet, die den architektonischen Formenschatz Cypriano Biasinos aufgriff. Die Maria Geburt geweihte Kirche war und ist dem Benediktinerstift Göttweig inkorporiert. Ein Brand 1695 beschädigte den Turm schwer und brachte das Gewölbe zum Einsturz. Carlo Antonio Carlone leitete den Wiederaufbau. Die Ausstattung dauerte bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Der Hochaltar wurde erst um 1800 durch einen Schüler Martin Johann Schmidts, Andreas Rudroff ausgeführt. Eine Blütezeit erlebte die Wallfahrt im 18. Jahrhundert. Bei dem Gnadenbild handelte es sich um eine sitzende Marienstatue aus der Zeit um 1500, die heute an einem Wandpfeiler aufgestellt ist. 1782 erfolgte die Erhebung zur Pfarre. Mit der Einschränkung bzw. dem Verbot von Wallfahrten unter Joseph II. kam sie zum Erliegen. Ab 1924 gab es wieder öffentliche Wallfahrten zum Fest Maria Geburt am 8. September.
Eine Erneuerung leitete Hans Hermann Groër, der spätere Erzbischof von Wien, mit den Fátima-Monatswallfahrten ein; die erste fand am 13. Oktober 1969 statt. Papst Johannes Paul II. erhob mit dem apostolischen Schreiben Intra Vindobonensis die Wallfahrtskirche zur Basilica minor. Ziel der heutigen Wallfahrten ist das zweite Gnadenbild in Maria Roggendorf: ein auf Leder gemaltes Muttergottesbild im byzantinischen Stil in einem spätbarocken Rahmen. Groër initiierte auch die Gründung der Zisterzienserinnenabtei Marienfeld. Am 14. November 1982 begannen acht Schwestern aus der Gründungsabtei Mariastern-Gwiggen im vorarlbergischen Hohenweiler das klösterliche Leben in Marienfeld. Am 29. März 2000 wurde das Kloster zur Abtei erhoben und die seit der Gründung amtierende Priorin, Sr. Maria Benedikta Deninger OCist, als erste Äbtissin gewählt und eingesetzt. Der Konvent ist inzwischen auf neunzehn Schwestern angewachsen. Der Haupterwerbszweig der Abtei ist die Paramentenwerkstätte, in der liturgische Gewänder genäht, gestickt und restauriert werden.
1971 wurde der Ortsname von Roggendorf auf Maria Roggendorf geändert.