Matzen (Matzen-Raggendorf)


Gemeinde Matzen-Raggendorf

Ortsgeschichte

Zwischen dem Weinviertler Hügelland und dem Marchfeld liegt die Marktgemeinde Matzen-Raggendorf, die sich 1971 aus den Gemeinden Matzen, Raggendorf und Klein Harras konstituierte.

Im Gemeindegebiet befindet sich Mitteleuropas ergiebigstes Erdölvorkommen. Die Rotweine Matzens zählen zu den Spitzenweinen Österreichs.

Die erste urkundliche Nennung des Ortes Matzen geht auf das Jahr 1194/96 zurück mit der Nennung der Herrin Liucardis de Mocen, der Gattin von Waltmann. Die Mazonen dürften Stadtministeriale in Hainburg gewesen sein. Sie hatten auch Besitzungen in Jedenspeigen und standen zu den Grafen von Formbach in Beziehung. Ihnen folgten größtenteils (besitzrechtlich gesehen) die Babenberger nach. Nach 1387 wird Matzen im Lehensbuch Albrechts III. verzeichnet. Zu den Burgbesitzern zählten in der Folge die Brüder von Aichenstauden (um 1432), die ritterliche Familie Hauser (um 1427 bis 1551), die Freiherren von Herberstein (ab 1551) und Fünfkirchen (ab 1629). Durch Erbfall fiel Matzen um 1700 an die Grafen von Kinsky und schließlich an die Grafen von Paul (bis 1931). Das heutige dreigeschossige Schloss stammt im Wesentlichen aus dem 17. Jahrhundert, wurde unter Graf Kinsky 1827 in romanisch gotisierender Art („Tudor“) gründlich renoviert. Mit dem Decret des niederösterreichischen Landeschefs vom 7. Juli 1849 über die Durchführung der Gerichtsorganisation wurde der Gerichtsbezirk Matzen eingerichtet. Der Gerichtsbezirk wurde am 8. September 1945 aufgelöst und dem Gerichtsbezirk Gänserndorf zugewiesen. 

Ein berühmter Sohn der Gemeinde ist Nikolaus Seyringer, der um 1360 in Matzen geboren wurde und als späterer Melker Abt die „Melker Reform“ im 15. Jahrhundert leitete und alle österreichischen Benediktiner- und Chorherrenstifte visitierte. In seiner Zeit war Matzen Vikariatspfarre von Großrussbach. Seit 1560 war Matzen mit Groß-Schweinbarth vereinigt und seit 1784 selbständige Pfarre (St. Leonhard). 1958/59 erfolgte eine Erweiterung des ursprünglich gotischen, um 1700 barockisierten Kirchenbaus durch ein schlichtes Langhaus erweitert. An der Westfassade wurde eine monumentale Figur der Bergbaupatronin Barbara von Franz Barwig angebracht. Das mächtige Hochaltarkreuz schuf Franz Kaindl.  

Der Königshut (253 Meter hoch) bei Matzen war im 16. und 17. Jahrhundert vermutlich ein Kreidfeuerplatz, von dem aus die Bürger vor feindlichen Einfällen gewarnt wurden. Der Ort erhielt 1615 durch Kaiser Matthias das Marktprivileg und 1961 von der Niederösterreichischen Landesregierung das Marktwappen verliehen.

Bei der Tiefbohrung Matzen 3 stieß man am 12. März 1949 auf das Erdölfeld Matzen. Bereits 1939 hatte die „Rohölgewinnungs-Aktiengesellschaft“, eine Tochter der Shell-Gruppe mit Sondierungsbohrungen begonnen. Der Kriegsausbruch verhinderte weitere Explorationen. Die Bohrgeräte wurden in das Gebiet um Zistersdorf gebracht, da man dort bereits auf ölführende Schichten gestoßen war. Bis 1955 förderte man im Raum Matzen-Bockfließ-Schönkirchen-Prottes mit 400 Sonden 11,7 Millionen Tonnen Rohöl. 63,3 % der Fördermenge musste allerdings der Sowjetunion überlassen werden.