Mühldorf


Gemeinde Mühldorf

Ortsgeschichte

Die Marktgemeinde Mühldorf liegt im romantischen Spitzer Graben, zwischen dem Wachauer Weinbaugebiet und der Waldviertler Hochfläche. Neun Ortschaften bilden die Gemeinde: Amstall, Elsarn am Jauerling, Mühldorf, Niederranna, Oberranna, Oetz, Oetzbach, Povat und Trandorf.

Bereits im 6./7. Jahrhundert hatten slawische Siedler hier Wald gerodet und sich niedergelassen. Unter Karl dem Großen wurden Teile der Wachau dem Passauer Bischof Walderich (gest. 804) geschenkt und bayerische Kolonisten angesiedelt. Oberranna wurde seelsorgerlich von St. Michael betreut, bis dann um 1125 die Burgkapelle St. Georg als Zentrum diente. Nach der Stiftung des Paulinerklosters in Unterranna (1414), wurde die Burgkirche diesem zur Betreuung übertragen. Mit den kirchlichen Reformen Josephs II. wurde das Kloster aufgehoben (1783). Die Kirchweihe von Niederranna – St. Margaretha – könnte allerdings schon ins Jahr 865 zurückgehen. Gesichert ist, dass das Stift St. Florian 1159 (bis 1952) in Besitz von St. Michael kam; somit wurde auch Niederranna dem Stift inkorporiert wurde. St. Ulrich, die Filialkirche in Trandorf, wurde um 1400 gegründet und gehörte seit Beginn zu Niederranna.

Urkundlich wird Mühldorf erstmals 1141­–1147 als Muldorf genannt, als die Kuenringer dem Stift Göttweig das Gut mit Niederranna schenkten. Der Ursprung des Namens lässt sich auf die Mühlen, die sich im Ort befanden, zurückführen. Neun Wasser betriebene Mühlräder sind entlang des Spitzer Baches nachweisbar. Elsarn scheint 1219 erstmalig auf. Der Ortsname leitet sich etymologisch von „Leuten, die am Elsbeergebüsch wohnen“ ab. Oberranna dürfte auf die Herren von Rauna zurückzuführen sein, die die nördlich von Mühldorf gelegene Burg bereits zu Anfang des 12. Jahrhunderts besaßen. Die bemerkenswerte Burgkirche St. Georg ist der Anlage ostseitig vorgestellt und wurde in etwa zur gleichen Zeit erbaut. Die Krypta beinhaltet interessante Reliefs mit Jagdszenen. Zu Beginn des 14. Jahrhundert (1302–1322) entstand der Trenninghof in Mühldorf, der am südöstlichen Ortsausgang an einem Abhang liegt und nach 1572 unter Christoph von Greiß umgebaut wurde.

Das Gebiet gehörte mehreren Grundherrschaften an; die beiden wichtigsten waren die Herrschaft Ranna und das Stift Göttweig mit der Herrschaft Prandhof (auch Brandhof) in Niederranna. Auch die Herrschaft Spitz und Pöggstall hatten kleinere Besitzungen. Die Besitzverhältnisse wirkten sich auch auf die Zugehörigkeit zu den Hochgerichten aus: Die Untertanen von Ranna unterstanden dem Hochgericht Spitz, die des Stiftes Göttweig dem Hochgericht Kottes und einige Bewohner von Trandorf dem Hochgericht Pöggstall. Nach Aufhebung der Grundherrschaft 1948 konstituierten sich 1849 drei neue Gemeinden: Elsarn am Jauerling, Mühldorf und Trandorf.

Seit 1831 wurde in Mühldorf, Unterranna, Ranna, Ötz und Amstall Graphitbergbau betrieben. Der wichtigste Stollen befand sich in der Wegscheid. Der Bergbau wurde 1968 eingestellt. Am 6. Dezember 1886 wurde in Mühldorf die erste österreichische Raiffeisenbank vom Landtagsabgeordneten Ernst von Vergani mit 94 Genossenschaftsmitgliedern gegründet. 1952 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung Mühldorf ein Marktwappen, das drei Berge mit dem Kreuz für Göttweig und den Greif von Ranna zeigt. In der Folge der geplanten Gemeindereformen schlossen sich 1972 Elsarn am Jauerling, Mühldorf und Trandorf zu einer Großgemeinde zusammen.