Ortsgeschichte
Die Marktgemeinde Neudorf im Weinviertel (ehemals Neudorf bei Staatz) liegt im nördlichen Weinviertel im Osten des Laaer Beckens und westlich des Falkensteiner Berglandes. Das Gemeindegebiet umfasst heute die Katastralgemeinden Hausleitnerwald, Kirchstetten, Neudorf und Zlabern. Das Umland war schon seit der Jungsteinzeit besiedelt. Aus der Bronzezeit („Aunjetitzer Kultur“) gibt es wichtige Grabungsfunde, die sich heute im Krahuletzmuseum in Eggenburg befinden. Im Osten des Ortes gibt es einen aufgeschütteten Hausberg („Kellerberg“) aus dem Mittelalter.
Um 1190 findet sich die erste urkundliche Nennung des Ortes mit einem presbyter de Neudorf. Etymologisch leitet sich der Ortsname von „einem neu angelegten Dorf“ her. 1240 erhielten die Maissauer, die Besitzer der südlicher gelegenen Burg Staatz, vom Landesfürsten hier zehn Zinslehen. Das Staatzer Banntaiding wurde auch in Neudorf abgehalten. Weitere hier Begüterte waren Heinrich von Prunn, Leopold von Eckartsau und das Kloster Pernegg, ab 1714 auch die Herrschaft Prerau. 1755 erwarben die Freiherrn von Suttner zu Kirchstetten die Herrschaft.
1508 verlieh Maximilian I. Neudorf das Marktrecht. Fortan durften am Sonntag Laetare (4. Fastensonntag) ein Jahrmarkt und am Montag ein Wochenmarkt durchgeführt werden. Bereits 1510 wurde dieser auf Dienstag verlegt. Kaiser Leopold I. bewilligte 1697 zwei weitere Jahrmärkte, die zu den größten und beliebtesten Märkten der Gegend zählten und der Wirtschaft zu raschem Aufschwung verhalfen.
1645 zogen die Schweden durch und brannten den Ort nieder, weil ihren geforderten Kontributionen nicht Folge geleistet wurde. 1744 vernichtete ein durch einen Schuss ausgelöster Großbrand 124 Häuser und die Kirche, vier Personen starben. 1830 wurden 92 Häuser, 64 Scheunen und eine Frau Opfer einer weiteren Feuersbrunst, die zeitgleich mit einem Sturm wütete. 1842 legte ein weiterer Brand 60 Häuser in Schutt und Asche.
Weitere Katastrophen, die Neudorf im Laufe der Geschichte heimsuchten, waren 1338 der Einfall von Wanderheuschrecken, die Pest 1679, die so verheerend wr, dass der Ortsfriedhof zu klein wurde und ein Massengrab am Ortsausgang Richtung Kirchstetten (im Norden) angelegt werden musste (heute Standort der Kapelle der 14 Nothelfer) und schließlich 1849 die Cholera, der 200 Menschen zum Opfer fielen.
Am Hauptplatz von Neudorf steht die Kirche St. Nikolaus, die vielleicht eine alte Wehrkirche war. Denn Schweickhardt in seiner Beschreibung Niederösterreichs notierte 1834 einen Augenzeugenbericht, der die Kirche mit einer breiten, festen Mauer und einem tiefen, später verschütteten Graben umzogen beschrieb. Sowohl der Friedhof als auch der Pfarrhof sollen sich innerhalb der Bewehrung befunden haben. 1724 wurde der gotische Bau abgerissen und eine barocke Kirche am ehemaligen Breitanger errichtet. Der Turm wurde erst 1770 gebaut. Unter der Pfarrreform Josephs II. wurde Neudorf 1784 zur eigenständigen Pfarre und erfüllte nun anstelle von Staatz seelsorgerliche Aufgaben auch in Zlabern und Kirchstetten.
1911 wurde die Ortswasserleitung errichtet, 1923 setzte die Elektrifizierung ein. Seit 1971 bilden die Gemeinden Neudorf, Kirchstetten und Zlabern die Großgemeinde Neudorf bei Staatz. Mit Bescheid vom 25. Februar 1986 verlieh die NÖ Landesregierung der Marktgemeinde ein Wappen: In einem von Rot auf Blau erniedrigt geteilten Schild oben ein goldener Schrägrechtsbalken, belegt mit einem schwarzen Marktrichterschwert. Die Gemeindefarben Rot-Gelb-Blau wurden genehmigt.
Von 9. Mai bis 1. November 1998 fand im benachbarten Schloss Kirchstetten die NÖ Landesausstellung „Aufmüpfig & angepasst - Frauenleben in Österreich" statt. Ein Jahr später wurde der Verein „Kultur im Schloss Kirchstetten" gegründet. Er veranstaltet in den Sommermonaten Opernaufführungen, klassische Konzerte, Ausstellungen junger Künstler und volkstümliche Platzkonzerte. Seit 28. Mai 2019 heißt die Großgemeinde Neudorf im Weinviertel.