Ortsgeschichte
Nördlich von Weissenbach an der Triesting an der Straße nach Alland liegt der Ort Neuhaus. Der Ortsname leitet sich vom newe(n) Haus ab – der Burg bzw. dem festen Haus, das urkundlich um 1249 belegt ist. Neuhaus gehört seit 1971 mit Schwarzensee zur Großgemeinde Weißenbach an der Triesting.
Das Feste Haus ließ 1246 Ulrich von Haßbach, der Sohn des Landrichters und Mundschenk Friedrich II. des Streitbaren Heinrich von Haßbach, 1246-1251 erbauen. In Urkunden wird es als novum castrum bezeichnet. Für etwa 200 Jahre kam Neuhaus 1390 in den Besitz der Imprucker. Ende 1595 erwarb Hans Christoph von Wolzogen die Burg Neuhaus und ließ sie ab 1607 großzügig ausbauen. Unter anderem entstand bis 1612 die protestantische Kirche, ein einheitlicher Saalbau mit 3/8-Schluss und einem westlich vorgestellten Rundturm. Unter dem Altarraum liegt die Gruft der Familie Wolzogen.
Im Zuge der Ggenreform wurde der Besitz der Wolzogens 1628/29 konfisziert und damit landesfürstlich. Paul von Wolzogen emigrierte nach Sachsen. Während des zweiten Einfalls der Osmanen 1683 wurden Burg und Ort zerstört. 1693 löste Kaiser Leopold I. die Herrschaften Neuhaus, Arnstein und Schwarzsee ein und überließ sie pfandweise Johann Christoph Rechberg von Rechtskron. Ein Jahr später wurde in der Burg von zwei Venetianern eine Spiegelfabrik eingerichtet. Ein Gusshaus und ein Gewerksgebäude wurden 1720 errichtet. Kaiser Karl VI. ließ die Burg 1726 durch einen Westtrakt für eine Vergrößerung des Werkes erweitern. Unter Maria Theresia wurde im Osttrakt des Schlosses eine Volksschule eingerichtet. Mit der Verlegung der Spiegelfabrik nach Schlöglmühl 1830 endete die industrielle Erschließung der Region.
Einen neuerlichen Aufschwung erlebte Neuhaus zu Ende des 19. Jahrhunderts. Über Erbschaft war Neuhaus in den Besitz der Grafen von Wimpffen gelangt. Simon Graf Wimpffen plante den Ausbau des Ortes zu einem mondänen Kurort. Binnen kurzer Zeit entstanden dafür die nötigen Einrichtungen: drei Hotels und zwei Villenanlagen wurden errichtet. Komplettiert wurde das Freizeitangebot durch Parkanlagen, einen Musikpavillon, ein Freibad und der Möglichkeit zu Medizinalbädern. Den sportlichen Aspekt brachten eine Rodelbahn vom benachbarten Peilstein sowie eine Rollschuhhalle (1913/14) ins Spiel. Zu Gast waren auch der Kaiser, Erzherzöge und Mitglieder des Hofes. Das 1913 eröffnete Hotel d’Orange verkörperte den Typus des Grand-Hotels der Jahrhundertwende. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs bereitete dem boomenden Fremdenverkehr ein abruptes Ende.
Zu Ende des Zweiten Weltkriegs verlief die Front direkt durch Neuhaus. Die Kampfhandlungen dauerten tagelang. 31 Menschen verloren ihr Leben. Das Schloss brannte aus. Auch die Kirche wurde schwer beschädigt. Die Pfarrkirche war schon 1946 wieder in Stand gesetzt. Dem Verfall des Schlosses setzte erst der Erwerb desselben durch die Familie Starlinger-Huemer ein Ende. Das heute weltweit agierende Maschinenbau-Unternehmen hatte 1968 auf dem Areal der ehemaligen Pittel-Zementwerke in Weissenbach an der Triesting eine Montagehalle zur Fertigung von Maschinen zur Gewebesackherstellung errichtet. Ab 1998 begann durch Starlinger-Huemer auch die Sanierung der Hotelanlagen, die man bis 1994 als Flüchtlingslager genützt hatte. 2002 wurde der Erholungspark saniert. Die Gebäude bieten heute exklusives Wohnen im Wienerwald an.
Der Ort Neuhaus fand auch Einzug in die Literatur: In Thomas Bernhards Theaterstück „Heldenplatz“ soll Neuhaus der zukünftige Aufenthaltsort der Witwe Josef Schusters werden.