Neuhofen an der Ybbs


Gemeinde Neuhofen an der Ybbs

Ostarrîchi um 1000

Ostarrîchi bedeutete das bayerische "Ostland" und war im Jahr 996, als die Urkunde mit der erstmaligen Nennung ausgestellt wurde, ein kleines Gebiet östlich der Enns. In der Karolingerzeit war das "Ostland" ein riesiges Gebiet von der Traun- oder Ennsmündung bis zur Mündung der Drau in die Donau, von der March bis an die Grenzen Istriens und die Save abwärts bis Belgrad. Diese Region hieß spätestens seit 870 das bayerische "Ostland", in der lateinischen Amtssprache plaga orientalis, das die Bayern wohl Ostarrîchi nannten.
Im 10. Jahrhundert kam es zur Verkleinerung: Um 900 besetzten die Ungarn Pannonien; ein anderer großer Teil fiel an das 976 zum Herzogtum erhobene Karantanien, zu dem die Krain, aber auch das Gebiet der Alpen vom Sonntagberg nach Süden gehörte. Das alte karolingische Ostarrîchi reduzierte sich auf die babenbergische Mark an der Donau, die  zur Zeit  Markgraf Heinrichs I. um 1000 bis zum Wienerwald und nur wenig nördlich über die Donau reichte. Am Wagram dürften wohl die Grenzen zu den Mährern gewesen sein. Noch 1012 war die Gegend um Stockerau so unsicher, dass man den irischen Pilger Koloman für einen ungarischen Spion hielt und erhängte.
In der Mark besaßen weltliche und geistliche Herren, darunter die Bischöfe von Freising und Passau, zwar Besitz, aber nicht genug Leute, um das Land zu erschließen. Der Wald eroberte schon einst urbar gemachtes Land zurück. Es dauerte mehrere Generationen, bis die Mark wirtschaftlich und sozial das Niveau des übrigen Bayern erreicht hatte. Von den Aktivitäten und Veränderungen dieser Zeit ist nur wenig bekannt. Die Grenze des Reiches begann sich langsam östlich des Wienerwalds zur Leitha zu verschieben. Das ehemalige Durchgangsland bzw. die Transitstrecke nach Pannonien wurde für Investitionen zunehmend interessant. Vielleicht ist das Auftauchen des Namens Ostarrîchi in der Urkunde vom 1. November 996 doch auch symbolisch zu sehen: Der Freisinger Notar, der die Urkunde ausstellte, vermisste einen eigenen Namen für ein Gebiet, das auch für das reiche Bistum Freising Zukunft hatte
(Quelle: K. Brunner, Herzogtümer und Marken, Österreichische Geschichte 907-1156, hg. v. H. Wolfram, 1994, S. 105f.)