Ortsgeschichte
Im Wienerwald liegt die noch sehr junge Stadt Neulengbach, 2000 erhielt der Ort das Stadtrecht. Über der Stadt thront das weithin sichtbare Schloss Neulengbach, das als Besitz der Lengenbacher im Jahr 1197 erstmals erwähnt wird und dessen wechselvolle Geschichte aufs engste mit jener der Gemeinde Neulengbach verknüpft ist.
Die Entwicklung des ursprünglich am Fuß des Schlossberges gelegenen Marktes Neulengbach wurde von der Familie der Lengenbacher maßgeblich gefördert, um 1200 veranlassten sie die Verlegung der Siedlung auf eine Hangstufe des Berges. Nach dem Tod des letzten Lengenbachers 1236 gingen die Familiengüter in landesfürstlichen Besitz über, Neulengbach wurde künftig zu Lehen vergeben.
Im 16. Jahrhundert führten die Freiherrn von Khuen Burg und Markt Neulengbach zu besonderer Blüte, 1565 war Rudolf von Khuen-Belasy (Bruder des Salzburger Erzbischofs Johann Jakob von Khuen-Belasy) mit Neulengbach belehnt worden, 1572 erhielt er die Herrschaft Neulengbach zu freiem Eigen. Sein Sohn Johann Eusebius von Kühn stand an der Spitze des katholischen niederösterreichischen Herrenstandes und war als Gesandter in Konstantinopel sowie zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges als Kriegskommissar im Dienste des Kaisers tätig. Eusebius von Khuen ließ in Neulengbach ein Gerichtsgebäude errichten und bestimmte noch vor seinem Tod die Stiftungssumme von 30.000 Gulden für ein Franziskanerkloster in Neulengbach, das dann 1623 von seiner Frau Maria gegründet wurde. 1786 kam es allerdings zur Aufhebung des Klosters, die ehemalige Kirche des Franziskanerklosters wurde aber 1789 zur Pfarrkirche geweiht.
Unter der Herrschaft der Grafen Pálffy von Erdöd wurde der Markt Neulengbach 1683 durch osmanische Streifscharen massiv zerstört, zahlreiche Häuser wurden in Brand gesteckt. Ein Teil der Bevölkerung konnte sich in das Schloss Neulengbach flüchten, doch hunderte Menschen gerieten in Gefangenschaft und kamen ums Leben.
In der Folgezeit wechselten die Besitzverhältnisse der Herrschaft Neulengbach immer wieder. Zur Zeit der Liechtensteiner wurden während des ersten Weltkrieges im Schloss russische Offiziere gefangen gehalten. 1938 beschlagnahmte die deutsche Wehrmacht das Schloss, ein Kriegslazarett wurde eingerichtet. 1945 wurde das Schloss Neulengbach infolge schweren Artilleriebeschusses schwer beschädigt. Zur Sanierung des Bauwerkes kam es allerdings erst, nachdem der Grazer Kaufmann Martin Wakonig Schloss Neulengbach 1962 gekauft hatte.
In den Jahren 1911/12 wählte Egon Schiele Neulengbach als Ort seines künstlerischen Schaffens. Es entstanden die Werke „Zimmer in Neulengbach", „Herbstbäume" sowie Aktzeichnungen. Die für den Maler zunächst so glückliche Neulengbacher Zeit endete allerdings abrupt mit einer Anklage wegen Entführung einer Minderjährigen: Schiele hatte einem von zu Hause weggelaufenen vierzehnjährigen Mädchen Unterkunft gewährt, daraufhin verklagte ihn dessen Vater, ein Marineoffizier in Rente. Über Egon Schiele wurde die Untersuchungshaft verhängt, und er musste bis zu seiner Überstellung an das Kreisgericht St. Pölten in einer Zelle des Bezirksgerichts Neulengbach ausharren. Schließlich wurde Egon Schiele zu Arrest wegen „Verbreitung unsittlicher Zeichnungen" verurteilt, die ursprüngliche Anklage musste aus Mangel an Beweisen fallen gelassen werden.