Ortsgeschichte
Die Anfänge des Marktes Obersiebenbrunn reichen in das 12. Jahrhundert zurück. Siebenbrunn wird erstmals 1115 im Zusammenhang mit einer Grenzbeschreibung genannt (Sibinprvnnen). Der Ortsname leitet sich von sieben „Quellen" her, wobei die Zahl nicht wörtlich zu nehmen ist. Obersiebenbrunn war der Sitz der Herrschaft, die Burg lag vermutlich in der Flur „Im Burgstall". Zu den häufig wechselnden Herrschaftsbesitzern gehörten die Haslauer, die Fronauer und 1525 Christoph Grabner, einer der führenden evangelischen Adeligen des Landes. 1529 litt die Herrschaft schwer unter den Osmanen.
Um die Mitte des 17. Jahrhunderts gelangte Obersiebenbrunn an die Grafen Kollonitsch. Kardinal Fürsterzbischof Kollonitsch ließ im frühen 18. Jahrhundert die barocke Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt errichten (1722-1724). 1725 kam Obersiebenbrunn an Kaiser Karl VI., der die Herrschaft gemeinsam gemeinsam mit den Dörfern Oberweiden und Lassee Prinz Eugen von Savoyen schenkte. Dieser ließ das Schloss aus dem 17. Jahrhundert von Lukas von Hildebrandt in den Jahren 1725 bis 1736 barock umbauen und einen weitläufigen Lustgarten anlegen. Dessen Zentrum bildet der am Kreuzungspunkt sämtlicher Wege liegende Gartenpavillon, eine der anmutigsten Schöpfungen des Barockbaumeisters.
Im 19. Jahrhundert war Obersiebenbrunn Kriegsgebiet. 1866 verlief die Demarkationslinie zwischen der preußischen und österreichischen Armee entlang des Rußbachs. Das Schloss gehörte seit 1874 der Erzdiözese Wien und diente als landwirtschaftliche Schule für Mädchen. Ab 1914 bis in die 60er Jahre war hier ein „soziales Zentrum für Frauen und Mädchen" (Erziehungsanstalt) untergebracht, das von der Kongregation der Schwestern vom Guten Hirten betrieben wurde.1891 wurde in Obersiebenbrunn erstmals - und vorbildlich für ganz Österreich - eine Flurbereinigung (Kommassierung) durchgeführt, wodurch der Einsatz moderner landwirtschaftlicher Maschinen möglich wurde. An Bürgermeister Josef Porsch (1844-1921), den „Vater" des Kommassierungsgedankens, erinnert ein Gedenkstein. 1913 wurde eine landeseigene "Bäuerliche Fachschule" mit Schulwirtschaft und einer agrar-meteorologischen Station gegründet.
1958 wurde Obersiebenbrunn zum Markt erhoben. Im Schloss ist heute mit dem Kloster St. Antonius das Zentrum der koptisch-orthodoxen Kirche in Österreich untergebracht.