Ortsgeschichte
Nordwestlich von Spitz im tief eingeschnittenen Tal des Ötz-Baches liegt das einstmals nur aus fünf Häusern (Landschematismus von 1795) bestehende Dörfel Unterranna. Namensgebend war die Burg Ranna (heute Oberranna), zu deren Füßen die Rotte liegt. Heute ist die Straße, die von Mühldorf nach Unterranna führt, längst mit Einfamilienhäusern verbaut.
Hier in Unterranna stiftete Hans von Neidegg, der Inhaber von Burg und Herrschaft Ranna, 1414 ein Paulinerkloster. Der Orden des heiligen Paulus von Theben wurde um 1250 in Ungarn durch den seligen Eusebius, einen Kanonikus aus Esztergom, begründet. Er wurde zum Sammelbecken der in Ungarn und Kroatien zu dieser Zeit lebenden Eremiten. Basierend auf der Regel des hl. Augustinus führten sie ein abgeschiedenes Leben in Gebet und Kontemplation. Eine weitere ihrer Aufgaben war die Seelsorge. Dieser Tätigkeit sollten sie sich auch hier im Spitzer Graben widmen. Schon am 26. August 1416 fand die Weihe von Pfarrkirche und Kloster in Unterranna durch Weihbischof Andreas von Passau statt. Die Kirche Zu Unserer Lieben Frau Mariä Himmelfahrt und St. Stephan wurde noch im selben Jahr zur Begräbnisstätte der Stifterfamilie und der hier wohnenden Bevölkerung. Von päpstlicher Seite wurden die Rechte 1452 und 1455 bestätigt. Im Kloster lebten zur Gründungszeit zwölf Mönche. In protestantischer Zeit war das Kloster verwaist. Während des Dreißigjährigen Krieges plünderten böhmische Soldaten 1619 die Anlage. Seit 1664 wurde die sog. Schwarze Muttergottes als wundertätiges Gnadenbild verehrt. 1680 soll das Kultbild die Bedrohung durch die Pest abgewendet haben. Es entstand eine lokale Wallfahrt. Die vom Paulinerkloster initiierte Bruderschaft zum hl. Kreuze verfügte in ihrer Blütezeit um 1735 an die 3000 Mitglieder. Unter Joseph II. wurde das Kloster 1783 aufgehoben. Die Kirche behielt aber ihre Funktion als Pfarrkirche. 1797 verlor sie auch diese. Die Rotte gehörte nun zur Pfarre Niederranna.
Ab 1829/39 wurden die Klostergebäude und die spätgotische Kirche sukzessive abgetragen und dem Verfall preisgegeben. Von der Kirche, die heute in Privatbesitz ist, sind heute noch die Außenmauern des Langhauses und des Chores bis zum Gewölbeansatz erhalten.