Ortsgeschichte
Die Stadt Pöchlarn ist das Zentrum des „Nibelungengaus", wie das Donautal zwischen Ybbs und Melk seit 1913 offiziell genannt wird. Im berühmten Nibelungenlied war Pöchlarn Sitz des „Markgrafen Rüdiger von Bechelarn", dessen literarische Gestalt Aspekte des Lebens im Donauraum des 10. Jahrhunderts wiedergibt.
Pöchlarns historische Tradition reicht allerdings weit über das Mittelalter in die Frühgeschichte zurück. Schon in der Jungsteinzeit war die Gegend besiedelt, in der Römerzeit wurde östlich der Erlaufmündung ein Hafen und das Kohortenkastell Arelape errichtet, das bis zum 5. Jahrhundert bestand. Im Frühmittelalter wird Pöchlarn mit der Herilungoburg der Karolingerzeit in Zusammenhang gebracht, deren Lage aber umstritten ist. 832 schenkte Ludwig der Deutsche die Herilungoburg samt umliegendem Gebiet dem Bistum Regensburg, das fast ein Jahrtausend, bis 1803, im Besitz des Pöchlarner Gebietes war. Der Name Bechlare tritt erstmals 1043 auf.
Vermutlich um 1100 entstand im Bereich des ehemaligen römischen Legionslagers eine von den Regensburger Bischöfen gegründete Siedlung als Donauhandelsplatz und Umschlagplatz für ihre Besitzungen im oberen Erlauftal (Wieselburg, Steinakirchen). Der Ort hatte mit Marktplatz und Befestigung bald städtischen Charakter und wird 1267 Stadt genannt. Wichtigste Handelsgüter waren Wein und Salz sowie Eisen aus dem steirischen Erzgebiet und Versorgungsgüter für die Eisenwurzen. Bis ins 17. Jahrhundert spielte Pöchlarn als Donauhafen und Handelsplatz eine zentrale Rolle. Ihre wirtschaftliche Blütezeit erreichte die Stadt im 16. Jahrhundert, danach zerstörten der Dreißigjährige Krieg, die Misswirtschaft der regensburgischen Pfleger sowie verheerende Stadtbrände (1664, 1766) den einstigen Wohlstand Pöchlarns, das seine überregionale Marktfunktion verlor.
Auf der Grundlage des von 1719 bis 1911 an der Erlaufmündung bestehenden Holzschwemmrechens (Stadtteil Am Rechen) entwickelte sich eine bedeutende Holzindustrie. Im 19. Jahrhundert stand hier das größte Sägewerk der Monarchie. Durch den Bahnbau - Westbahn 1858, Lokalbahn nach Gaming 1877, Donauuferbahn - erlebte die Stadt einen stetigen Aufschwung als Wirtschaftsstandort. Seit 1893 war sie durch eine Rollfähre, später eine Dieselfähre mit dem anderen Donauufer verbunden. 2001 wurde die neu erbaute Donaubrücke für den Verkehr freigegeben.
Das Schloss, jahrhundertelang Sitz der bischöflichen Pfleger, kam nach dem Ende der regensburgischen Herrschaft 1803 zunächst an die kaiserliche Hofkammer und 1823 an die Freiherren Bors von Borsod, die es neu erbauen ließen. 1900 bis 1985 folgten als Besitzer die Freiherren von Tinti, danach Maria Amberger.
Auch die Pfarre Pöchlarn gehörte bis 1803 zum Bistum Regensburg. Pfarrkirche war im Mittelalter die außerhalb der Stadtmauer gelegene Peterskirche (1793 abgetragen) und seit dem 16. Jahrhundert die Frauenkirche (Mariä Himmelfahrt). Der das Ortsbild dominierende dreischiffige Hallenbau entstand ab 1386 und wurde nach dem großen Stadtbrand von 1766 barockisiert. Zur Innenausstattung gehören drei Bilder des Kremser Schmidt.
Der sicher berühmteste Pöchlarner ist Oskar Kokoschka, der am 1. März 1886 in der Regensburger Straße Nr. 29 geboren wurde. In seinem Geburtshaus wurde 1973 ein Dokumentationszentrum über Leben und Werk des Künstlers eingerichtet. An Pöchlarns historische Tradition erinnern die frühgeschichtlichen, römischen und mittelalterlichen Fundstücke des Stadtmuseums im Welser Turm der ehemaligen Stadtbefestigung, an Pöchlarns Rolle in der Sagenwelt ein modernes Nibelungen-Denkmal an der Donau.
Mit Bescheid vom 18. Jänner 2005 bestätigte die Niederösterreichische Landesregierung das Wappenrecht und genehmigte eine Wappenbesserung: In Blau ein auf stürmisch gewelltem silbernem Schildfuß schwimmendes goldenes Boot, darin stehend der heilige Petrus in rotem Gewand und goldenem Mantel, in der rechten Hand einen goldenen Schlüssel, in der linken einen silbernen Fisch haltend. Die aus dem Wappen abgeleiteten Gemeindefarben sind Blau-Weiß.