Ortsgeschichte
Die ehemals selbstständige Marktgemeinde Pottenbrunn mit dem eindrucksvollen Renaissance-Wasserschloss im Zentrum gehört seit 1972 zu St. Pölten. Wie das gesamte Traisental hat auch Pottenbrunn eine in die Frühzeit zurückreichende Siedlungstradition, wovon latènezeitliche, langobardische und slawische Gräber zeugen. Urkundlich wird Potinbrunnin erstmals im ausgehenden 11. Jahrhundert genannt (1094/97). Der heutige Ort entwickelte sich aus zwei zu verschiedenen Grundherrschaften gehörigen Siedlungen mit zwei Pfarrkirchen, der Ulrichskirche und der nicht mehr erhaltenen Hl. Kreuz-Kirche, die beide 1248 erwähnt werden. Die zweite, nordöstlich gelegene Siedlung dürfte um 1200 Wihselbrunne geheißen haben. Erst im 18. Jahrhundert wurden beide Grundherrschaften vereint.
Pottenbrunn wurde namengebender Sitz der Ritter von Pottenbrunn, die vom 13. bis zum 15. Jahrhundert im Besitz von Burg und Herrschaft waren und sich ursprünglich nach Alland genannt hatten. Die Erbtochter des letzten Pottenbrunner, Apollonia, heiratete 1505 den Ritter Sebastian Grabner, Besitzer der Rosenburg. Unter der Familie Grabner erfolgte im Laufe des 16. Jahrhunderts der Umbau der im Kern romanischen Burganlage in ein Renaissanceschloss, das Parallelen zu der gleichzeitig ausgebauten Rosenburg aufweist. Gegen 1600 erhielt das Schloss die charakteristischen, Turm und Wohntrakt umlaufenden Arkadengalerien sowie den Zwiebelhelm. Neben dem "Altschloss" entstand im frühen 17. Jahrhundert ein neues Wohnschloss („Neues Schloss") mit zwei achteckigen Türmen. Die beiden durch eine Brücke verbundenen Bauwerke wurden mit Wassergräben und Mauern umgeben.
Die Grabner gehörten zu den führenden protestantischen Adelsfamilien des Landes. Oberpottenbrunn mit der Ulrichskirche wurde evangelisch. Im Zuge der Gegenreformation emigrierte Friedrich Christoph Grabner 1618/19, Pottenbrunn erwarben die mit den Grabner verwandten Jörger von Tollet. Wegen ihrer Beteiligung an der evangelischen Ständeopposition gegen Kaiser Ferdinand II. 1619/20 war die Herrschaft allerdings bis 1627 konfisziert. In dieser Zeit wurde die immer katholisch gebliebene Hl. Kreuz-Kirche in Unterpottenbrunn zur einzigen Pfarrkirche, musste aber infolge der weitgehenden Zerstörung durch die Osmanen 1683 später abgetragen werden. Sie befand sich im Bereich des heutigen Wiesenwegs. Unter den Kuefstein, die den Jörger 1703 als Besitzer folgten, wurden beide Grundherrschaften vereinigt. Die Ulrichskirche wurde (wieder) zur Pfarrkirche erhoben und ab 1729 unter der Leitung von Josef Munggenast renoviert und barock umgebaut. Um 1800 ließ Graf Johann Anton von Pergen, ab 1782 Besitzer von Pottenbrunn und bekannt als Organisator der Polizei und Geheimpolizei, einen großen Englischen Park mit romantischen Bauten anlegen, der sich bis zur Traisen erstreckte und heute großteils Auwald ist. Seit 1926 ist das Schloss im Besitz der Familie Trautmannsdorf, die bis heute das „Neue Schloss" bewohnt.
1945 lag Pottenbrunn im Kampfgebiet, das Schloss erlitt schwere Schäden. Am 6. April 1961 stürzte schließlich der Turm ein. Der Wiederaufbau erfolgte nach dem Vorbild des Vischer-Stichs von 1672 durch einen privaten Schlossverein. Der Turm erhielt wieder den ursprünglichen Zwiebelhelm, der im 19. Jahrhundert durch eine achteckige Turmbekrönung ersetzt worden war. Das restaurierte „Altschloss" wurde in der Folgezeit für Veranstaltungen und als Museum genutzt: 1969 war es einer der Schauplätze der TV-Produktion „Kurier der Kaiserin", 1970 wurde das Zinnfigurenmuseum eingerichtet mit Dioramen historischer Schlachten und Großereignisse (seit 2004 in Katzelsdorf/Leitha). Von 2001 bis 2008 wurde im Schlosspark das „Pottenbrunner Sommertheater" veranstaltet.
1927 wurde Pottenbrunn zum Markt erhoben. Unter großem Protest der Bevölkerung erfolgte 1972 die Eingemeindung in die Stadt St. Pölten gemäß Landtagsbeschluss von 3. November 1971.