Ortsgeschichte
Der Markt Pottenstein war jahrhundertelang das Zentrum des Triestingtals, dessen Anfänge bis in das 11. Jahrhundert zurückreichen. Der Ort entstand aus einer Kirchensiedlung, die um 1300 um einen Marktplatz erweitert wurde und bereits 1376 als Markt bezeichnet wird. Dank des Reichtums an Wasser und Wald entwickelte sich Pottenstein im 15. Jahrhundert zum zentralen Wirtschaftsstandort mit Mühlen, Schmieden, Sägewerken, Pulverstampfen und Eisenhämmern und war das Zentrum der Hakenbüchsenerzeugung im Viertel unter dem Wienerwald.
Die 1155 als Pfarre genannte Kirche war die Mutterpfarre des Triestingtals und unterstand schon früh dem landesfürstlichen Patronat. Die sehr ausgedehnte, reiche Pfarre wurde bis in das 16. Jahrhundert an Geistliche im Dienst des Landesherrn verliehen, die sich von Vikaren vertreten ließen. An die bedeutende mittelalterliche Tradition der Pfarrkirche erinnert der gotische Chor und der massige spätromanische Turm. In seiner Doppel-Form landesweit einmalig ist der daneben stehende romanische Karner aus dem späten 12. Jahrhundert, der in die Ummauerung des ehemaligen Friedhofs einbezogen ist.
Nicht mehr erhalten ist der mittelalterliche Herrschaftssitz. Die Burg war im 12. und 13. Jahrhundert im Besitz der sich nach ihr nennenden Pottensteiner, die mit Poto von Potenstaina 1120/30 erstmals erwähnt werden (zugleich auch die erste Ortsnennung). Nach ihnen wurde die Herrschaft landesfürstlich und war meist verpfändet, u.a. an die Herren von Wallsee und die Hohenberger. Nach der Zerstörung der Burg im 15. Jahrhundert war der Sitz der Herrschaft die Burg Merkenstein und später Schloss Gainfarn.
Schwere Schäden erlitt Pottenstein durch die Osmanen, 1683 wurden Kirche und Pfarrhof niedergebrannt. In der Folgezeit wurde die Kirche dem Minoritenorden übertragen (1696-1747) und entwickelte sich zu einem beliebten Wallfahrtsort. Anfang des 19. Jahrhunderts erhielt die Wallfahrtskirche Maria Trost im Elend ihre heutige Gestalt. Im rechten Winkel zu den höheren mittelalterlichen Bauteilen wurde 1802-1809 ein schlichtes klassizistisches Kirchenschiff angebaut. Die Marienfigur wurde auf den 1844 errichteten Hochaltar übertragen.
Einen Aufschwung brachte vor allem das industrielle Zeitalter. Der bedeutendste Betrieb im 18. Jahrhundert wurde die 1765 von Melchior Steiner gegründete Klingenfabrik, die bis 1800 ihre Blütezeit erlebte und damals einen Großteil des militärischen Bedarfs deckte. Steiner gründete weitere Betriebe, darunter ein Kupferhammerwerk. Sein gleichnamiger Neffe wandelte die Klingenfabrik später in eine Metallwaren- und Maschinenfabrik um. Die von der Familie von Coith 1840/41 errichtete Baumwollspinnerei (später im Besitz der Familie Cornides) bestand bis 1981 als Kammgarnspinnerei. Begünstigt wurde die industrielle Entwicklung durch den Anschluss an das Bahnnetz im Jahr 1877, auch wenn Pottenstein seine zentralörtliche Funktion an die Krupp-Stadt Berndorf verlor.
In tragischer Weise ist Pottenstein mit dem Dichter Ferdinand Raimund verbunden, der sich am 5. September 1836 im ehemaligen Gasthof „Zum goldenen Hirschen" in panischer Angst vor einer Tollwutinfektion erschoss (Hauptplatz Nr. 6). An seinen Tod erinnert eine Gedenktafel am Haus und das 1952 errichtete Ferdinand Raimund-Denkmal am Hauptplatz.
Mit dem Decret des niederösterreichischen Landeschefs vom 7. Juli 1849 über die Durchführung der Gerichtsorganisation wurde der Gerichtsbezirk Pottenstein eingerichtet. Der Gerichtsbezirk wurde 1. Jänner 2004 aufgelöst und dem Gerichtsbezirk Baden zugewiesen. Mit Bescheid vom 11. April 1989 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Marktgemeinde ein Wappen: In einem durch eine silberne Mauer von Grün auf Rot geteilten Schild ein silberner Doppelkarner mit Kegeldächern und schwarzen Fenstern. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Grün-Weiß-Rot wurden genehmigt.