Pressbaum


Gemeinde Pressbaum

Ortsgeschichte

Die Stadt Pressbaum liegt im Tal der Dürren Wien. Auf dem Gemeindegebiet liegen das Quellgebiet des Wienflusses ferner Teile des Quellgebietes der Schwechat sowie der Großen und Kleinen Tulln. Sie besteht aus den Katastralgemeinden Au am Kraking, Pfalzau, Pressbaum und Rekawinkel. Die alte kleinteilige Besiedlungsstruktur mit Weilern und Kleinhöfen spiegelt sich in den zahlreichen kleinen Dörfern, die zu Pressbaum gehören (Bartberg, Brentenmais, Dürrwien, Haitzawinkel, In der Au, In der Bonna, Klaushäuseln, Pfalzberg, Rauchengern, Schwabendörfl und  Weidlingbach.

Pressbaum entstand in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch die Ansiedlung von Holzarbeitern, die aus Salzburg, Bayern und Schwaben in den Inneren Wienerwald herbeigerufen wurden, um Holz für den wachsenden Bedarf der Residenzstadt Wien zu schlägern. Sie erhielten vom k.k. Waldamt in Purkersdorf Geld und Materialien zu Erbauung ambulanter Unterstandshütten, den „Duckhütten“ zur Verfügung gestellt und wurden selbst „Duckhüttler“ oder „Hüttler“ genannt.

Als ein Arbeitskräfteüberschuss eintrat, wurde den überzähligen Duckhüttlern die Erlaubnis erteilt, auf ärarischem Grund stabilere Hütten zu erbauen, Vieh zu halten und dieses auf waldämtlichen Gründen zu weiden. So entstanden die Ortschaften Pressbaum, Rekawinkl, Wolfsgraben etc. Im Laufe der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden den Duckhüttlern die Gründe günstig verkauft und als Eigentum überlassen. 1848 wurden die bis dahin als „Untertanen“ gehandhabten Kleinhäusler vollkommen frei und selbständig.

Die erste Erwähnung von Pressbaum ist 1674 im Forstbuch des Wienerwaldes angeführt. Es schien auch unter den Namen Tannerin, Donnerin, Thonerin oder am Taferl genannt. Diese Bezeichnungen leiten sich von den beiden Wirtshäusern an der Straße zwischen Purkersdorf und Neulengbach am.

Der Legende nach soll eine Eiche, die als Pressbaum für eine Mostpresse verwendet werden sollte, aber dann gefällt längere Zeit liegenblieb, für Versammlungen „Am Pressbaum“ namensgebend gewesen sein.

Im Jahr 1713, als überall die Pest wütete, ließ der k.k. Waldförster Johann Priechl mit Hilfe der weitverstreut lebenden Hüttler eine kleine hölzerne Kapelle zur Heiligen Dreifaltigkeit in Pressbaum errichten. Die Purkersdorfer Mutterpfarre stellte den Seelsorger, der jedoch durch den Zulauf immer öfters benötigt werden sollte. Schließlich verlieh eine päpstliche Bulle 1723 dem Ort die Anerkennung zur öffentlichen Kapelle und 1730 wurde von Graf Gallern der Grundstein für eine kleine Kirche gelegt, die 1750 feierlich durch den Erzbischof von Wien eingeweiht wurde. Zeitgleich wurde eine einklassige Schule mit Lehrerwohnung errichtet. Im Zuge Pfarrreform Kaiser Joseph II. wurde Pressbaum 1783 als eigenständige Pfarre begründet, die die Pfarre Purkersdorf in 2-3 Gehstunden Entfernung lag. Der vormalige Kaplan (seit 1779) Anton Santner, wurde ihr erster Pfarrer. Somit kam im westlichen Wienerwald zu Purkersdorf und Maria Anzbach noch eine dritte Pfarre dazu.

Nach der Aufhebung der Grundherrschaft 1848 und der Neuordnung der Gemeinden wurde in der Folge die Gemeinde Pressbaum gegründet. Ihr erster Bürgermeister wurde Johann Kolb, Besitzer des Hammerwerks am Saubach. Sie bestand 1854 aus den Katastralgemeinden Au am Kraking, Eichgraben, Pfalzau, Pressbaum, Rekawinkl und Tullnerbach. 1873 schied Tullnerbach aus dem Gemeindeverband aus und 1922 folgte Eichgraben.

Ab 1858 begann der Bau der k.k. privilegierten Kaiserin-Elisabeth-Bahn. Pressbaum wurde dadurch in das Bahnnetz eingebunden. Damit begann der Aufschwung Pressbaums als beliebtes Ausflugs- und Sommerfrischeziel, aus dem dann im 20. Jahrhundert ein Wohnort für großstadtmüde Wiener/innen wurde. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden palastähnliche Villen und ein Kaltbad mit Gebirgsquellenwasser. Auch Kaiserin Elisabeth hielt sich in Pressbaum auf und unternahm hier Wanderungen. Am 23. April 1882 besuchte sie die Quelle des Wienflusses. In der Folge ließ sie das Quellwasser nach Schönbrunn zur Zubereitung ihres Kaffees bringen. Die Quelle hieß fortan „Kaiserbründl“.

Nachdem bereits 1858 ein Schulneubau errichtet worden war, da die Zahl der Kinder stetig zugenommen hatte, errichtete man an der Hauptstraße 1883/84 nach Plänen von Gustav Mathies ein neues Schulgebäude in Pressbaum, das 1921 aufgestockt werden musste. Im März 1891 schenkte Kaiser Franz Joseph II. der Gesellschaft der Ordensfrauen vom heiligsten Herz Jesu (Sacré Coeur) ein Areal von 15 Morgen aus ärarischen Besitz auf einem Hügel oberhalb des Ortes gelegen. Nach Plänen von R. Jordan wurde 1891–1894  der Klosterkomplex errichtet. 1892 wurde die Erziehungsanstalt für Mädchen eröffnet. Sie umfasste neben den Schulräumen u. a. ein Pensionat, Turnräume, Klavierzimmer und einen großen Garten sowie eigene Wirtschaftsgebäude.

Da die barocke Pfarrkirche zu klein geworden war, schrieb man 1904 einen Wettbewerb für einen Neubau aus. Der Jury gehörte u. a. Max Freiherr von Ferstl an. Der Auftrag erging an die Architekten August Rehak und Max Hegele. Am 7. April 1906 kam es zum ersten Spatenstich, am 17. Juni 1906 zur feierlichen Grundsteinlegung, an der der Kaiser persönlich teilnahm. Bereits im Oktober wurde das Turmkreuz eingeweiht und Ende Juni 1907 wurde die 1000kg schwere Emilienglocke (Spender Max und Emilie Kenn) montiert, die in den Kriegsjahren eingeschmolzen wurde. Am 21. Juni 1908 wurde die der Allerheiligsten Dreifaltigkeit geweihte „Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläums-Pfarrkirche“, nach nur 2jähriger Bauzeit, zum 60jährigen Regierungsjubiläum des Kaisers, im Beisein von Erzherzog Ferdinand Karl, geweiht. Es handelt sich um die einzige Jugendstilkirche Niederösterreichs. Mit der Inbetriebnahme des „Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläums-Elektrizitätswerkes“ in der Gemeinde Pressbaum wurde auch in die Kirche 1911 elektrisches Licht eingeleitet.

In der Zwischenkriegszeit war Pressbaum auch ein beliebter Wintersportort. Sonderzüge brachten die Tagesausflügler/innen in das Skigebiet. Auf dem Bihaberg gab es sogar eine Sprungschanze. Die Firma Haas produzierte im Ort bis in die 60er Jahre den „Wienertal-Ski“.  Nach dem „Anschluss“ wurde bereits im September 1938 wurde die Schule Sacré Coeur geschlossen, nur wenige Schwestern durften im Kloster verbleiben. Ab März 1939 befand sich in dem Gebäude ein „Spezial-Kinderheim für schulbefreite und schulentwachsene schwachsinnige Kinder“. Mit Kriegsbeginn wurde auch ein Reserve-Lazarett eingerichtet. Aus Platzgründen kamen im August 1941 alle Kinder in die Wiener Klinik „Am Spiegelgrund“, wo die meisten innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre „an Lungenentzündung“ verstarben, was auch die offizielle Todesursache zuvor in Pressbaum gewesen war. In Pressbaum gab es ein Barackenlager der Arbeitstruppe „Organisation Todt“, die den geplanten viergleisigen Ausbau der Westbahn durchführen sollten. Auch Zwangsarbeiter wurden dafür eingesetzt.

Beim Einmarsch der Roten Armee im Jahr 1945 entstanden auch an Kirche und Pfarrhof sowie an einigen Häusern schwere Schäden. Die im Kampf um Wien im westlichen Wienerwald gefallenen russischen Soldaten wurden auf einem 1954 angelegten Soldatenfriedhof beigesetzt. Bereits im Herbst 1945 nahmen die Volks- und Hauptschule sowie der Kindergarten im Sacré Coeur den Betrieb wieder auf. 1964 wurde Pressbaum zur Marktgemeinde erhoben. Am 22. Dezember 1966 wurde der Abschnitt Wien-Auhof-Pressbaum der Westautobahn dem Verkehr übergeben. Seit 2005 gehört Pressbaum zum Biosphärenpark Wienerwald. Aufgrund der stark steigenden Bevölkerungszahlen und der allgemeinen positiven Entwicklung wurde Pressbaum wurde am 4. Oktober 2012 mit Beschluss des niederösterreichischen Landtages zur Stadtgemeinde erhoben. Mit 1. Jänner 2017 wurde der Bezirk Wien-Umgebung aufgelöst. Pressbaum wurde in den Bezirk St. Pölten eingegliedert.