Pulkau


Gemeinde Pulkau

Ortsgeschichte

Die am Übergang vom Wald- zum Weinviertel gelegene Stadt Pulkau wird erstmals Mitte des 11. Jahrhunderts erwähnt. 1055 erhielt der Adelige Haderich in dem noch wenig erschlossenen Grenzgebiet zu Böhmen ein Gut am Pulkau-Bach. Die ursprüngliche Siedlung lag vermutlich bei der in dieser Zeit entstandenen Pfarrkirche. Die Pfarre Pulkau gehörte zu jenen 13 babenbergischen Eigenpfarren, deren Zehente 1135 Gegenstand eines Vertrags zwischen Markgraf Leopold III. und dem Bischof von Passau waren. Etwa 20 Jahre später übergab Herzog Heinrich II. die Pfarre als Dotationsgut dem von ihm gegründeten Schottenkloster, dem sie später inkorporiert wurde.

Im 13. Jahrhundert verlagerte sich die Siedlung nach Süden und entwickelte sich zu einem zentral gelegenen Markt mit rechteckigem Marktplatz und zwei von Norden nach Süden verlaufenden Durchgangsstraßen. Der 1308 erstmals genannte Markt erhielt 1437 ein Marktwappen. Gefördert von den Burggrafen von Maidburg-Hardegg, seit 1310 Lehensinhaber, wurde Pulkau durch Weinbau und Weinhandel wohlhabend. Die stattlichen Lesehöfe zahlreicher Klöster, wie der Geraser Hof, der Schottenhof, der Rote Hof, der Pernegger Hof oder der Pöltinger Hof des Stifts St. Pölten, zeugen von der jahrhundertelangen Bedeutung Pulkaus als Wein- und Handelsort. Die im 14. Jahrhundert von Burkhard von Hardegg-Maidburg geplante Gründung eines Minoritenklosters scheiterte allerdings am Widerstand des Abtes des Schottenklosters. 1481 übergab Michael Graf von Maidburg-Hardegg seine Besitzungen Kaiser Friedrich III., Herrschaftsinhaber waren danach die Grafen von Pösing und ab 1495 die Prueschenk. 

Zu den bedeutendsten Zeugnisse der mittelalterlichen Geschichte gehören die Pfarrkirche St. Michael, deren mächtiger Chorturm auch als Zufluchtsort diente, sowie der Karner und die Heiligblutkirche. Der an der Wende von der Romanik zur Gotik entstandene Karner aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist ein romanischer Rundbau mit gotischem zwölfseitigen Aufbau in Form von Dreiecksgiebeln. Die ehemalige Wallfahrtskirche „Zum kostbaren Blut Christi" geht auf ein Judenpogrom wegen angeblicher Hostienschändung zurück. Zum Gedenken an das dabei geschehene Blutwunder - die entweihte Hostie soll geblutet haben - wurde vom Papst die Erlaubnis erwirkt, ein Gotteshaus zu errichten, nicht zuletzt in Erwartung zahlreicher Pilger. Zunächst als Kapelle gestiftet (1339), wurde sie Ende des 14. Jahrhunderts zur Heiligenblutkirche ausgebaut, blieb aber unvollendet. Glanzstück der Ausstattung ist der spätgotische, um 1515 vollendete Flügelaltar des so genannten „Meisters von Pulkau" (auch „Meister der Historia Frederici et Maximiliani"), der zu den Hauptwerken der Donauschule zählt.

Aus der Renaissancezeit stammt der Pranger am Rathausplatz (1542), Symbol für die Marktgerichtsbarkeit. Der Pöltinger Hof erhielt 1712 von Jakob Prandtauer eine barocke Fassade. Im selben Jahr nahm dort Kaiser Karl VI. anlässlich seines Regierungsantritts die Erbhuldigung der niederösterreichischen Stände auf seinem Weg von Prag nach Wien entgegen. Pulkau war damals eine wichtige Poststation auf der Straße Wien-Prag, von hier aus führte die Poststraße über Weitersfeld und Langau nach Böhmen. Ein Stück der Straße hat sich im ursprünglichen Zustand erhalten, auch die Steintröge der Postpferde sind noch in der Alten Post zu sehen. Noch im selben Jahrhundert verlor Pulkau seine Bedeutung als Verkehrsknotenpunkt. Unter Maria Theresia wurde das Verkehrsnetz neu angelegt, die Hauptrouten führen seither über Horn bzw. Znaim nach Prag.

Bis heute blieb die Verkehrsanbindung, einst Pulkaus wirtschaftliche Stärke, ungelöst. Am 13. Dezember 1984 zur Stadt erhoben, setzt Pulkau heute vor allem auf den Kultur- und Naturtourismus.