Legende vom Hostienwunder 1338
Auf der Predella des Altars der Heiligenblutkirche ist der angebliche Hostienfrevel dargestellt, der Anlass des Kirchenbaus war. Nach der Legende soll sich im Jahr 1338 in Pulkau ein Wunder ereignet haben: Ungläubige bemächtigten sich einer Hostie aus der Pfarrkirche, durchstachen sie mit Messern und warfen sie in den Brunnen. Die Hostie begann zu bluten und färbte das Wasser rot, worauf man sie Schweinen zu fressen gab. Die Tiere begannen aber laut zu quieken, sodass die herbeieilenden Christen den Frevel entdeckten. Die unversehrte Hostie wurde zur Anbetung in der Kirche angebracht.
Die Geschichte verbreitete sich schnell und zahlreiche Menschen pilgerten nach Pulkau. Aus den Geldspenden und Einnahmen der Pilgerströme wurde die Kirche "Zum kostbaren Blut Christi" erbaut. Um 1520 gab der Kirchenpatron Abt Benedikt I. des Wiener Schottenklosters den Auftrag zu einem Flügelaltar, dessen Künstler nicht bekannt ist und als "Meister von Pulkau" bezeichnet wird. Die Hostienschändung wurde auf der Predella dargestellt.
Die Hostienschändung ist eine im 14. Jahrhundert in ganz Europa auftauchende Wanderlegende, in der meist Juden die "Übeltäter" sind. Da 1338 in Österreich eine große Judenverfolgung tobte, scheint auch in der Pulkauer Legende von Juden als Übeltätern die Rede zu sein, worauf auch die auffällige Barttracht der Darstellung hinweist.
Die judenfeindliche Darstellung des Altars wurde jahrhundertelang im Gottesdienst gezeigt. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts konnte die Historikerin Erika Weinzierl erreichen, dass die Flügel der Predella geschlossen bleiben und ihre äußerst problematische Botschaft nicht mehr in einem öffentlichen Raum gezeigt wird.