Purkersdorf


Gemeinde Purkersdorf

Ortsgeschichte

Die Wienerwaldstadt Purkersdorf am Stadtrand von Wien entstand vermutlich um 1000. Erstmals wird der Ort um 1125/30 im Klosterneuburger Traditonscodex erwähnt, wo ein Albero de Purchartesdorf als Zeuge genannt wird. Der Ortsname ist von dem Personennamen „Purchart" abgeleitet. Nach mehrfachem Wechsel der Herrschaftsinhaber, darunter die Seefelder, die Lengenbacher und die Wallseer, wurden Burg und Herrschaft 1333 mit den zugehörigen Forsten an den Landesfürsten verkauft. Der Besitz war seither landesfürstlich und wurde um 1500 unter Kaiser Maximilian I. Zentrum des ausgedehnten landesfürstlichen Forstbesitzes im Wienerwald. Sitz des bis 1788 bestehenden kaiserlichen Waldamts bzw. des Waldmeisters war das - erstmals 1255 genannte - Purkersdorfer Schloss. 

Der Ort ging aus einem unregelmäßigen Straßendorf nahe des Schlosses und der Kirche hervor und entwickelte sich ab dem 17. Jahrhundert durch Häusler- und Holzarbeiterkolonien zu einer mehrstraßigen Walddorfsiedlung mit Kleinhöfen und Kleinhäusern. 1529 und 1683 wurde Purkersdorf von den Osmanen verwüstet und das Schloss völlig zerstört. Der Stich von Georg Matthäus Vischer zeigt den Bau kurz vor der Zerstörung (1672). Seine heutige Gestalt geht weitgehend auf die Wiederherstellung der Folgezeit zurück.

Die erstmals 1331 nachweisbare Pfarre blieb nach der Zerstörung von Pfarrkirche und Pfarrhof 1529 fast 100 Jahre lang bis zur Wiedererrichtung 1621 unbesetzt. Im 18. Jahrhundert wurde Purkersdorf zum Wallfahrtsort. Ein der Legende nach 1709 angeschwemmtes Marienbild wurde nach mehreren Gebetserhörungen während der Pestepidemie 1713 zum Ziel zahlreicher Wallfahrten. 1727 wurde das Bild aus der dafür errichteten Kapelle in die Pfarrkirche St. Jakob übertragen, die damit zur Wallfahrtskirche Maria Trösterin der Betrübten wurde.

Der an den wichtigen Verkehrsverbindungen Bundesstraße 1, Westbahn, und Westautobahn (A1) gelegene Ort ist bereits im 16. Jahrhundert als Poststation nachweisbar.  Die im Auftrag des Postmeisters Josef von Fürnberg 1796 errichtete klassizistische Poststation, an deren Fassade die Aufgaben des Kurierdienstes dargestellt sind, zeugt von der einstigen Verkehrsbedeutung, die vor allem durch den Ausbau der Reichspoststraße von Wien nach Linz und der Postlinien ab dem 18. Jahrhundert zunahm. Nach dem Bau der Kaiserin-Elisabeth-Westbahn (1856-1858) entwickelte sich Purkersdorf zur Sommerfrische mit neuen Villen- und Wohnvierteln an den Hängen des Wientals. 1901 erwarb der Industrielle Victor Zuckerkandl das Gelände der Kur- und Thermalanstalt und beauftragte 1903 den Otto-Wagner-Schüler Josef Hoffmann mit dem Errichtung eines neuen, luxuriösen Kurkrankenhauses. Das von ihm 1904/1905 erbaute und von der Wiener Werkstätte ausgestattete Sanatorium Purkersdorf ist ein Markstein moderner Architektur.

Seit 1850 Sitz eines Bezirksgerichts, wurde Purkersdorf 1929 zum Markt erhoben, war aber von 1938 bis 1954 Wien eingemeindet. Am 14. Juni 1966 erfolgte durch Landtagsbeschluss die Erhebung zur Stadt. Seit 1973 unterhält Purkersdorf eine Partnerschaft mit der deutschen Stadt Bad Säckingen, weitere Partnergemeinden sind Göstling an der Ybbs und Sanary-sur-Mer in Frankreich.

Das Schloss wurde nach den Zerstörungen durch die Osmanen und nach mehreren Bränden, insbesondere dem Großbrand 1842, mehrmals wieder aufgebaut bzw. renoviert. Seit 1925 ist es im Besitz der Österreichischen Bundesforste und beherbergt heute den Sitz der Forstverwaltung, das Bezirksgericht und das Heimatmuseum.

1975 wurde der ausgedehnte Naturpark Sandstein-Wienerwald eröffnet. Das Zentrum bildet der Schöffelstein mit dem Denkmal Josef Schöffels, der sich in den Jahren 1870 bis 1872 erfolgreich gegen die Abholzung eingesetzt und dafür den Ehrentitel „Retter des Wienerwaldes" erhalten hatte.

Mit 1. Jänner 2017 wurde der Bezirk Wien-Umgebung aufgelöst. Purkersdorf wurde in den Bezirk St. Pölten eingegliedert.