Rabenstein an der Pielach


Gemeinde Rabenstein an der Pielach

Ortsgeschichte

Die Gegend um Rabenstein, im oberen Pielachtal, war bereits im 8./9. Jahrhundert von awarischen bzw. slawischen Siedlern bewohnt. Davon zeugen einige Orts- und Flurnamen sowie der Flussname Pielach selbst („die Weiße”, slaw. bela). In karolingischer Zeit zogen bayrische Siedler zu und unter den Babenbergern ab dem 10. Jahrhundert vermehrt fränkische. Für den Ortsnamen gibt es verschiedene Deutungsvorschläge; so bedeutet „ram" im Mittelhochdeutschen etwa „widder"=widerstehen; es könnte aber auch mit „ram"=Höhe oder „rahm" für Grenze, Grenzstein (niedersächsisch) zusammenhängen oder auf den althochdeutschen Personennamen Ramo zurückgehen.

Für das Jahr 1136 ist urkundlich ein Wilhelm belegt, der sich de Raminsten nannte und von dem Zweig der im Gölsen-/Traisental bei St. Veit sesshaften Hohenstauf (bzw. Hohenstaff oder Hochstaff) abstammte. Folglich musste es zu diesem Zeitpunkt schon eine Burg in Rabenstein gegeben haben. Etwa gleichzeitig entwickelte sich wohl die Siedlung am Fuße des Schlossberges, die als erste im Pielachtal vermutlich schon um 1280 das Marktrecht erhielt. Die Rabensteiner dürften auch Stifter der Pfarren Kirchberg und Hofstetten-Grünau gewesen sein. In einer Urkunde vom 26. Oktober 1283 tritt als Zeuge ein Gotfridus plebanur de Ramstein – ein Pfarrer von Rabenstein – auf. Nach dem Aussterben der Rabensteiner 1323 gelangten ihre Pfarren an das Stift Göttweig. Rabenstein wurde Hauptpfarre für den südlichen Teil des Pfarrsprengels. Markt und Burg Rabenstein fielen an den Landesfürsten, der in der Folge Pfleger zur Verwaltung einsetzten. Geldnöte zwangen sie in den folgenden Jahrzehnten immer wieder dazu, die Burg und mit ihr die Herrschaft zu verpfänden. Pfandherren waren u.a. die Schaunberger, Scheck, Rorer, Losenstein usw.

Im 16. Jahrhundert fand die Lehre Luthers Eingang ins Pielachtal. Auch die damaligen Burgbesitzer, die Familie Hacker, wurde protestantisch. Die wenigen Katholiken feierten ihre Gottesdienste in der etwa 4 Kilometer weit entfernten, gotischen St. Andreaskirche. Gegen Ende desselben Jahrhunderts begehrte der Bauernstand u.a. gegen die hohen Zehentzahlungen der Grundherren auf. Am 16. März 1597 besetzten Rabensteiner Bauern den Ort Kilb, ehe sie zur Unterstützung der Untertanen der Herrschaft Lilienfeld nach Wilhelmsburg und Lilienfeld weiterzogen, um ihre Rechte einzufordern. Der Aufstand wurde niedergeschlagen, der Rabensteiner Hauptmann Hans Zwickl gehängt. In der Gegenreformationszeit wanderten die protestantischen Burgherren Hacker nach Bayern bzw. Franken aus. Ihr Gut, der Harthof, kam 1662 an den Propst von St. Pölten. Nur Ferdinand Christoph Hacker blieb in Rabenstein, trat 1676 zum Katholizismus über und verteidigte 1683 die Burg gegen den Ansturm der Osmanen. Sein Einsatz wurde ihm mit dem Gut Salau von den Sinzendorfs honoriert. Durch Johann Karl von Sinzendorf war seit 1672 die Herrschaft mit Fridau (bei Ober-Grafendorf) vereinigt. Die Burg war durchgehend bis 1750 bewohnt, danach nur mehr sporadisch. Sie verfiel zunehmend.

In Steinklamm, etwa 3 km südöstlich von Rabenstein gelegen, errichtete Peter de Carro 1841 im sog. Steinklammhof einen Betrieb, in dem Branntwein, Essig und Rosoglio (Orangenblüten-Likör). Nach Verkauf an Erwin Jurnitschek und Arthur Krupp entstand dort die Wollfabrik Steinklammhof Krupp & Co. 1900 erwarb die k.&k. priv. Harlander Baumwollspinnerei- und Zwirnfabrik den Besitz. Während des Ersten Weltkriegs wurde das zu diesem Zeitpunkt in englischem Besitz befindliche Areal beschlagnahmt. Auf dem Gelände wurde ein Lager für politische Gefangene sowie für Flüchtlinge eingerichtet. In der Folge wurden auch Kriegsgefangene interniert. Bis zu 8.000 Menschen hielten sich dort auf. Nach dem Krieg erwarb 1919 die Stadt Wien das Lager und richtete in den Gebäuden eine Lungenheilanstalt ein. Ein Hochwasser beschädigte 1921 die Gebäude schwer. Ab 1926 ging das Anwesen wieder in Privatbesitz über. 

Bis 1848 verfügte der Markt weder über Wappen noch Siegel; daher gestaltete die neu konstituierte Gemeinde 1854 ein Siegel mit einem auf einem Felsen sitzenden Raben. Die offizielle Verleihung eines Marktwappens erfolgte erst mit Bescheid vom 10. Mai 1983: Ein gespaltener Schild, vorne in Rot ein silberner Balken, begleitet von einem linken silbernen Obereck, hinten in Gold auf naturfarbenen Felsen ein schwarzer Rabe.

Der berühmteste Sohn der Gemeinde ist Kardinal Franz König, der im Ortsteil Warth am 3. August 1905 das Licht der Welt erblickte.