Randegg


Gemeinde Randegg

Ortsgeschichte

Randegg gehört zu den bedeutendsten ältesten menschlichen Ansiedelungen im Kleinen Erlauftal. Eine Besiedelung in neolithischer Zeit belegen Steinbeile und andere Werkzeuge, meist aus grünlichem Serpentin gefertigt, der im Fürnschliffgraben bei Ybbsitz und bei Zell/Waidhofen zu finden war. Die Durchmischung von keltischer und römischer Bevölkerung verlief anscheinend friedlich. Die wechselseitige Assimilation in Kultur, Sprache und Kultur dokumentiert der Marmogius-Stein aus Perwarth bei Randegg: Die lateinische Inschrift (um 180 n. Chr.) nennt den römischen Soldaten Marcus V. Rutilius, der dem Gott Marmogius (kelt. Mogius, röm. Mars) „sein Gelübde gern eingelöst hat“ (http://www.ubi-erat-lupa.org/monument.php?id=9068).

Die Bajuwaren hatten für das Erlauftal entscheidende Bedeutung und herrschten (nach 500 n. Chr.) über die Gebiete um Randegg. Ab 700 strömten Slawen als bäuerliche Siedler in das Land ein und lebten eigenständig in dörflichen Verbänden organisiert. Im 9. Jahrhundert wurden Mönche aus St. Emmeram in Regensburg als Missionare zu ihnen geschickt. Es kann sein, dass eine heidnische Wallfahrtsstätte (Tabor = Opferberg), die in Randegg von den Kelten und später von den Slawen genutzt wurde, christianisiert wurde. Ab dem ausgehenden 10. Jahrhundert siedelte man bayrische Siedler an, die für die Urbarmachung und die Verteidigung zuständig waren. Bereits um 995 dürfte Bischof Gottschalk von Freising den Bau einer Kirche „Unserer lieben Frauen in Moos“ initiiert haben, möglicherweise noch ein Holzbau.

Erstmalig wird Randegg 1193 mit Heinricus de Randeke erwähnt. Um 1200 dürfte der bischöflich-freisingische Besitz Randegg in den Besitz der Peilsteiner gekommen sein. Als Gefolgsmann der Peilsteiner wird erstmals 1201 ein Otto de randekke erwähnt. 1256 wurde Engelschalk von Reinsperg (Nachfahre von Otto von Randegg) als Besitzer von Randegg genannt, was er 1263 beurkundete. Er war Ministeriale des Landesfürsten, denn die Peilsteiner waren 1218 ausgestorben. Als Engelschalk 1268/69 starb, ließ er Adelheid von Lengenbach (Reinsberg) als kinderlose Witwe zurück, wodurch die Burg Randegg wieder an das Hochstift Freising zurückgefallen wäre. Adelheid hielt sie jedoch widerrechtlich zurück und wurde deshalb bei König Ottokar angeklagt. Der Streit dauerte bis 1274; dann kam es zu einem Vergleich: Adelheid durfte die Burg und Gebiete bis in die Schliefau bis an ihr Lebensende behalten, der Rest fiel an Freising. Sollte sie wieder heiraten und Kinder bekommen, sollten diese kein Anrecht auf das Gut haben, außer durch Wohlwollen des Bischofs. Bei dieser Urkunde (Freisinger Urkundensammlung) handelt es sich um die erste in deutscher Sprache. 1293 sah Adelheid ihr Unrecht ein und gab den Besitz Bischof Emicho zurück, der ihn dann Wulfing de Randeke zu Lehen gab. Besorgt um ihr persönliches Seelenheil stiftete sie im folgenden Jahr mit 300 Pfund Wiener Pfennig das Nonnenkloster „Zu Unserer Lieben Frau im Thale“. Nach ihrem Tod um 1315 dürfte das Kloster bald aufgelassen worden sein.

In den Folgejahren wechselte die Burg mehrmals ihre Besitzer: zum einen zwischen den Söhnen von Wulfing, Wulfing II. und Dietrich. Als der Bischof von Freising um 1327 Dietrichs Söhne nicht mehr belehnen wollte, verloren die Randeker ihr Haus. 1335 wurden sie von den Zinzendorfern mit einem Hof in Randegg belehnt; damit enden die urkundlichen Nachrichten über das Geschlecht.  Zwischen 1360–65 kam Otto von Zelking in Pfandbesitz, schließlich wieder Freising, seit 1387 war Friedrich von Wallsee als Belehnter eingesetzt; er verkaufte seine Güter allerdings wieder an den Bischof von Freising. Um 1400 kamen die Zinzendorfer an das Lehen von Markt und Burg Randegg, bis 1408 Reinprecht II. von Wallsee im Habsburgischen Brüderkrieg ihre Burgen in Perwarth und Randeke zerstörte. Beide sollten nicht mehr wiederaufgebaut werden.

Die Eisen- und Stahlindustrie setzte sich in Randegg wahrscheinlich erst im 15. Jahrhundert durch, als Hans Strohmüller in der Nähe des Marktes (bei der Strohmühle) ein Streckhammerwerk baute, das 1844 in ein Sensenwerk umgewandelt wurde. Ende des 19. Jahrhunderts zeichnete sich der Niedergang der Sensenindustrie ab, nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Werke an die steirische Sensen-AG verkauft.

1529 und 1683 dürften die Osmanen dem Ort stark zugesetzt haben. Drei 30-35 cm große Schleuderkugeln aus vermutlich dieser Zeit befinden sich beim Pfarrhof und der Marktmühle. Während der napoleonischen Kriege kam es 1800, 1805 und 1809 zu einigen Morden an Einwohnern und Soldaten. Waffen aus dieser Zeit finden sich noch in großer Zahl in den Bauernhöfen. 1814 überflutete ein großes Hochwasser das „Hühnergartl“ und riss das Schusterhaus weg. Den obdachlos gewordenen Schuster quartierte man vorübergehend in der ehemaligen Klosterkapelle ein. 1899 wurden wieder große Teile des Marktes unter Wasser gesetzt, 1921 drei Brücken weggerissen und die Au gänzlich überflutet. 1978, 1989 folgten weitere schwere Hochwasser.

Um 1900 wurde auf dem Hochkogelberg eine Kaiser-Franz-Josef-Jubiläumswarte eingeweiht, die heute nicht mehr erhalten ist. Im gleichen Jahr erhielt Randegg eine Straßenbeleuchtung. 1927 wurde die Schmalspurbahn Obergrafendorf–Gresten eröffnet, Randegg war damit an das Bahnnetz angeschlossen. Der Abschnitt von Wieselburg nach Gresten wird noch heute für den Güterverkehr betrieben. Am 15. April 1945 wurden in Randegg 100 jüdische Zwangsarbeiter durch Mitglieder der SS und der Hitlerjugend ermordet. Zur Erinnerung wurde 1980 ein Gedenkstein mit der Inschrift „Zum Gedenken der 100 KZ-Opfer im April 1945" errichtet. In den 1950er Jahren kam es zu einer umfassenden Erneuerung der Infrastruktur durch Wasserleitungsbau, Kanalisierung und Straßenverbreiterungen; der Schliefaubach erhielt eine Wildbachverbauung.

1964 beschlossen die Gemeinderäte fünf Gemeinden zu einer Großgemeinde zusammenzuschließen. Randegg ist somit die erste niederösterreichische Großgemeinde, die durch einstimmigen Beschluss zustande gekommen war. Am 1. Mai 1965 wurden die Gemeinden Franzenreith, Hochkoglberg, Perwarth und Puchberg und Randegg zur Großgemeinde Randegg zusammengelegt. 1987 kam es im Sägewerk Mosser, einem der modernsten Sägewerke von Mitteleuropa, zu einem Großbrand infolge von Funkenflug bei Schweißarbeiten; die Anlage wurde völlig vernichtet. Im Jahr danach kam es erneut zu einer Brandkatastrophe.