Ortsgeschichte
Die Burg Rappottenstein hoch über dem Kleinen Kamp ist eine der bedeutendsten Burganlagen des 12. Jahrhunderts. Sie gehört zu den wenigen Burgen, die ihr Erscheinungsbild seit dem Spätmittelalter erhalten konnten. Als namengebender Erbauer der Burg gilt der Kuenringer Rapoto, der sich nach Schönberg nannte und um 1150 urkundlich nachgewiesen ist.
Etwa gleichzeitig mit der Burg als Mittelpunkt der Herrschafts und Verwaltung entstand die nahe gelegene Siedlung als pfarrliches und wirtschaftliches Zentrum. Sie lag an einer alter Fernstraße, dem „steinernen Weg" nach Spitz an der Donau. Im 13. Jahrhundert wurde der rechteckige Marktplatz planmäßig angelegt. Mit dem Marktrecht aus dem 14. Jahrhundert ist Rappottenstein einer der ältesten Märkte des Bezirks. Auch die Pfarre St. Peter und Paul ist vermutlich eine grundherrliche Gründung des 12. Jahrhunderts, auch wenn erst Anfang des 14. Jahrhunderts ein Pfarrer genannt wird. Die ältesten Teile der Pfarrkirche stammen aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts.
Nach dem Aufstand der Kuenringer gegen Herzog Albrecht I. Ende des 13. Jahrhunderts gelangten Burg und Markt an die Dachsberger. Im Lauf des Spätmittelalters wurde aus dem freien Eigen ein landesfürstliches Lehen (1386). Nach den Dachsberger übernahmen die mit ihnen verschwägerten Starhemberger die Herrschaft (1423), denen die Herren von Landau folgten (1556). 1664 erwarb Ernst Reichsgraf von Abensperg-Traun Herrschaft und Burg, dessen Nachfahren bis heute im Besitz der Burg sind.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde die mittelalterliche Wehranlage mit Gotik- und Renaissancelementen wohnlich ausgestaltet. Unter den Starhembergern und Landauern war Rappottenstein ein Zentrum der Reformation, noch um 1650 waren 80 Prozent der Untertanen evangelisch. Viele wanderten nach Mittelfranken aus. Trotz mehrfacher Belagerung - 1597 während des Bauernaufstands und im Dreißigjährigen Krieg durch kaiserliche und dann schwedische Truppen - konnte die Burg nicht erobert werden. Sie ist eine der wenigen Burgen des Waldviertels, die 1645 den Schweden erfolgreich Widerstand leisteten.
Besonders belastend für den Ort wirkten sich Truppeneinquartierungen aus: 1683 Soldaten für den Entsatz von Wien, Anfang des 19. Jahrhunderts die Franzosen. 1849 wurde der Ort durch einen Großbrand fast völlig zerstört, danach kam eine Zeit umfassenden Wiederaufbaus. Es kam zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr und einer Raiffeisenkasse, 1902 gab es einen - heute nicht mehr bestehenden - Gendarmerieposten, 1912 die erste Ortsbeleuchtung, und 1943 wurde die Hauptschule errichtet. Die gut erhaltene, mächtige Burg wurde zu einem viel besuchten „Wahrzeichen" des Waldviertels. Seit 1996 ist sie als „Klangburg" jährlich Heimstätte für Musik und Literatur (www.burg-rappottenstein.at).