Reichenau an der Rax


Gemeinde Reichenau an der Rax

Raxseilbahn

Am 9. Juni 1926 wurde als eines der bedeutendsten und kühnsten Projekte für den niederösterreichischen Fremdenverkehr die älteste Personen-Seilbahn Österreichs auf die Rax eröffnet. Während der Schneeberg schon zur Biedermeierzeit immer wieder bestiegen worden war, lag die Rax noch abseits der Wanderrouten. Um 1870 entstand die Lackenhofer Hütte, die älteste Schutzhütte, 1876 folgte das Carl Ludwig-Haus. Der benachbarte Schneeberg wurde 1897 durch eine Zahnradbahn für den Tourismus erschlossen.
Vor dem Ersten Weltkrieg beschäftigte man sich bereits mit der Planung einer Bahn von der Prein auf das Raxplateau, die aber wegen des Krieges nicht realisiert wurde. Erst 1925 kam es zur Gründung einer österreichischen Bergbahnen-AG, die ein neues System des Seilbahnbaus anwenden wollte, das während des Weltkrieges an der italienischen Front praktisch erprobt worden war. Das in Deutschland von der Firma Bleichert , insbesondere von Ing. Schuegg, entwickelte System für den Personenverkehr war im Hinblick auf die Sicherheit nicht unumstritten. An 24 Tonnen schweren Tragseilen wurden Gondeln befestigt, in denen jeweils 27 Personen Platz fanden. Trotz der Skepsis hinsichtlich der Sicherheit wurde am 13. August 1925 schließlich die Konzession zum Bau und Betrieb einer elektrisch angetriebenen Personen-Seilbahn von Hirschwang auf die Rax erteilt. Der Bau musste binnen Jahresfrist vollendet sein. Obwohl die Gemeinde Wien wegen des Wasserschutzes Bedenken hatte, wurde noch im August mit dem Bau der Bergstation begonnen, der Plan eines Gipfelhotels wurde aber aufgegeben. Die Eröffnung am 9. Juni 1926 fand in Anwesenheit von politischen Vertretern des Landes und des Bundes statt, darunter Bundespräsident Michael Hainisch. Als besondere Attraktion verfügte die Bergstation über ein Restaurant, damals das höchstgelegene Österreichs.
Die Bergbahn machte die Rax zum zweiten Hausberg der Wiener. Beworben wurde sie mit dem erfolgreichen Slogan "Höhe und Sonne", der das gesunde Höhenklima, die schnelle Erreichbarkeit von Wien und die mühelose Überwindung der Talnebel umfasste und auf der Sonnenterrasse der Bergstation Wirklichkeit wurde. Zahlreiche Fotos und Gemälde zeugen von der großen Bedeutung der Bergstation in der Zwischenkriegszeit.
Die Raxseilbahn hat eine Länge von 2160 m und überwindet eine Höhe von 1018 m. Dicht über der Höllentalstraße in Hirschwang erhebt sich die Talstation in 528 m Seehöhe. Sie ist von fünf eisernen Stützen getragen, die Bergstation liegt in 1546 m Seehöhe. Der unfallfreie Betrieb und der Transport von tausenden Touristen machte die - anfänglich umstrittene - Raxseilbahn zum Vorbild für zahlreiche weitere Seilbahnen in Österreich. 
(Quelle: Landeschronik Niederösterreich, 2. Aufl. 1994, S. 357)