Windmühle von Retz
Die windgetriebene Getreidemühle, das Wahrzeichen von Retz, wurde 1772 von Ferdinand Zimmer am Kalvarienberg errichtet. Sie war aus Holz und so konstruiert, dass sich das ganze Betriebsgebäude auf einem Holzbock nach der Windrichtung drehte. Diese Mühlen mussten daher klein sein und hatten nur geringe Mahlkapazitäten. 1833 wurde sie von Johann Tobias Bergmann erworben, einem gebürtiger Sachsen. Er hatte in Pulkau das Müllerhandwerk erlernt und in seiner Gesellenzeit die holländischen Mühlen kennen gelernt. Nach deren Vorbild baute er die Retzer Bockmühle in eine konische Turmmühle um. Durch eine kreisrunde Eisenschiene auf der Krone des steinernen Kegelstumpfs ließ sich die Kuppe - das Dach - mit den Windflügeln in jede Windrichtung drehen. Der vom Dach bis fast zur Erde reichende "Hausbaum" wurde mit einem Pferd oder einem "Schlitten" gezogen, der heute noch in der Mühle vorhanden ist.
Ihren wirtschaftlichen Höhepunkt erreichte die Mühle, die drei Mahlgänge hatte, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach einem aus der Zeit von 1860 bis 1924 erhaltenen Mahlbuch wurden im Jahr 1865 2.248 Metzen (ca. 134.000 Kilogramm) Roggen und Weizen gemahlen (1905 nur noch ca. 22.000 Kilogramm). Mit der Einführung der Dampfkraft verloren die Windmühlen an Bedeutung.
Noch während des Ersten Weltkrieges wurde in der Windmühle gemahlen. Der letzte Windmüller Josef Bergmann mahlte 1925 zum letzten Mal, doch er lebte schon vorwiegend vom Weinbau. Die Windmühle und und der Windmühlheurige im ehemaligen Müllerhaus befinden sich bis heute im Besitz der Familie Bergmann.