Rust im Tullnerfeld


Gemeinde Michelhausen

Ortsgeschichte

Mitten im Tullnerfeld am rechten Ufer der Perschling liegt der Ort Rust im Tullnerfeld. Er ist heute die größte Katastralgemeinde von Michelhausen. Seine erste Erwähnung findet sich in einer Urkunde Herzog Leopolds VI. vom 12. November 1219, mit der der Bischof von Regensburg, dem das Gebiet seit dem 9. Jahrhundert unterstand, von den Huben beim Dorfe Rust (apud villam Ruste) zehn Fudern Wein verpfändete. 1635 verkaufte Bischof Albrecht von Regensburg das Amt und Gut Rust  mit den Dörfern Mitterndorf und Michelndorf seinem Pfleger zu Pöchlarn Willibald Manner. Es bestand damals bereits aus 50 Häusern mit etwa 400 EinwohnerInnen. 1644 erwarb  Franziska Gräfin Palffy, die Besitzerin der Herrschaft Neulengbach, die Hofmark Rust. Vielleicht bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts war in Rust ein Ansitz der Edlen von Rust entstanden. Die Familie war auch Stifter der Kirche, wie die Inschrift der Grabplatte Ulrichs von Rust (gest. 1455) in der Pfarrkirche belegt (Hier liegen begraben der Edle Ulrich von Rust und seine Eltern, Stifter des Gotteshauses). Vom ehemaligen Ansitz blieb noch der Meierhof bzw. die Mühle an der Perschling erhalten. Zumindest seit 1672 gab es in Rust einen Schulmeister, für dessen Unterhalt die Pfarre Zwentendorf aufkam, die ja auch die Filialkirche in Rust betreute. Wie alle Orte im Tullnerfeld hatte auch Rust durch die Raubzüge von osmanischen Streitscharen 1529 und 1683 zu leiden. Die alte Kirche – eine romanische Saalkirche mit gotischem Chor wurde ab 1708 einer durchgreifenden Renovierung unterzogen. 1741 weihte Weihbischof Anton Josef Graf von Lamberg den nun barockisierten Kirchenbau. Mit der josephinischen Pfarrregulierung 1784 wurde Rust eine eigenständige Pfarre. 1787 zog ein K.k. Beschäl-Corps, bestehend aus drei Mann und sechs Hengsten, in Räumlichkeiten des Meierhofes ein.

Die Bevölkerung von Rust hatte während der Napoleonischen Kriegszüge nicht nur durch die Kriegslasten zu leiden, 1806 brach ein Feuersbrunst aus, die fünfzehn Häuser, das Schulhaus und das Halterhaus einäscherte. Erst 1841 wurde ein neuer Schulbau aufgeführt. Ein weiterer Brand ereignete sich 1828. 1835 bestand der Ort laut der Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens von aus 66 Häusern; die Zahl der EinwohnerInnen belief sich auf 205 männliche, 216 weibliche und 90 schulfähige Kinder. In den Ställen der Bauernhöfe standen 120 Pferde, 206 Kühe, 374 Schafe und 124 Schweine. Die Häuser im Dorf, so Schweickhardt, waren ebenerdig und mit Schindeln und Stroh gedeckt. Sie reihten sich an einer Hauptstraße und zwei Nebengassen. An Grundherrschaften waren Neulengbach/Plankenberg, Judenau und Zwentendorf vertreten. Mit der Aufhebung der Grundherrschaft 1848 und der Einführung der neuen Gemeindeordnung wurde Rust 1850 eine eigenständige Gemeinde. Ab etwa 1870 begann auch in Rust die vorwiegend auf Getreidebau ausgerichtete Landwirtschaft mit dem Krautanbau. Die Feinkostmarke Tullnerfelder Kraut wurde bis New York exportiert. Als Vorläufer der landwirtschaftlichen Genossenschaften konstituierte sich 1891 das Landwirtschaftliche Kasino Rust, Zu seinen Aufgaben gehörte die Fortbildung seiner Mitglieder, gemeinsamer Einkauf und die Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte.

Immer wieder wurde die Region von schweren Überschwemmungen durch die Perschling (z. B. 1855, 1867, 1897, 1899) heimgesucht. Die Lage besserte sich erst durch die 1901 begonnene Regulierung der Perschling. 1913 wurden die Dorflacken, die eine Expansion des Siedlungsgebietes nach Osten erschwert hatten, trocken gelegt.  

Das in Moosbierbaum angesiedelte Chemie-Werk, das in den letzten Kriegsjahren Flugzeugbenzin herstellte, war ab 1944 Ziel von alliierten Luftangriffen. Ab 26. Juni 1944 wurden sechzehn Angriffe geflogen. Besonders stark war die Gemeinde Rust betroffen: Auf das Gemeindegebiet fielen 3996 Bomben, auf den Ort direkt 364. An den Häusern in Rust entstand schwerer Schaden. Bei einem Bombenangriff am 11. Dezember 1944 wurden auch die Kirche und die Schule zerstört. 21 Menschen starben im Bombenhagel.

Nach Kriegsende galt es zunächst den Schutt zu beseitigen und die zahllosen Bombentrichter einzuebnen. Manche Gebäude mussten abgetragen werden, so auch die Kirche, deren Turm gesprengt wurde. Am 15. Oktober 1947 fand die Grundsteinlegung für den neuen Kirchenbau statt, der nach Plänen von Karl Holey errichtet wurde. Bereits am 12. Juni 1949 konnte die Kirche zu Ehren des hl. Martin geweiht werden. Von der barocken Ausstattung der alten Kirche stammen die Statuen des heiligen Augustinus und des heiligen Martins und einige Teile des Marienaltares. Ein Jahre später wurde die neue Volksschule eröffnet. Mit Ende des Schuljahres 1969/70 wurde sie geschlossen.

Auf Basis der Niederösterreichischen Gesetze zur Gemeindestrukturverbesserung schloss sich 1972 die Gemeinde Rust der Gemeinde Michelhausen an. Zum Gedenken an den großen Sohn der Gemeinde Leopold Figl wurde 1984 ein Leopold-Figl-Museum in der ehemaligen Volksschule eingerichtet, das 1992 erweitert und 2012 neu gestaltet wurde. Leopold Figl hatte am 2. Oktober 1902 im Haus Nr. 37 (heute Leopold Figl Platz 1) das Licht der Welt erblickt. Seine Familie bewirtschaftete seit 1813 das landwirtschaftliche Anwesen.