Schleinbach


Gemeinde Ulrichskirchen-Schleinbach

Ortsgeschichte

Nordwestlich von Ulrichskirchen an den Ausläufern des vom Rußbach durchflossenen Kreutwaldes liegt die Katastralgemeinde Schleinbach. Bodenfunde belegen eine durchgehende Besiedlung seit dem Neolithikum bis in die römische Kaiserzeit. So fand man in der Nähe der 1910 entstandenen Ziegelei ein bronzezeitliches Doppelgrab mit fünf Skeletten und Keramiken aus der Aunjetitzerkultur. 

Die erste urkundliche Nennung in Zusammenhang mit einem Kleinadeligen namens Sigbolt de Slienbach dürfte in die Mitte des 12. Jahrhunderts zu datieren sein. 1187 wird dann ein Albrecht de Slinbach genannt. Der Ortsname leitet sich vom „Bach, in dem Schleien (=Tinca tinca, Ordnung der karpfenartigen Fischen) vorkommen“ ab. Urkunden des 13. Jahrhunderts und Flurnamen deuten auf eine Wüstung (=abgekommene Siedlung) bzw. einen nicht lokalisierten Ansitz im Bereich nördlich von Schleinbach hin: Heinricus de Parensdorf (1254), Leo de Pareinsdorf (1279), Parasdorfer Feld und Parasdorfer Teich.

Die dem hl. Petrus geweihte Pfarrkirche, erhöht am Westrand des Ortes liegend, dürfte noch einen mittelalterlichen Kern enthalten. Der gotische Nordturm ist 1436 datiert. Die Pfarre dürfte schon vor 1400 entstanden sein, urkundlich lässt sie sich allerdings erst für 1429 festmachen. Das Patronat hatte zumindest ab diesem Zeitpunkt die Herrschaft Ulrichskirchen inne. Der heutige barocke Bau wurde 1687 errichtet: ein dreijochiges Langhaus und ein einjochiger Chor mit polygonalem Abschluss. Eine Schule ist in Schleinbach bereits für 1610 nachweisbar.

In den Jahren um 1835 bestand das Dorf nach Schweickhardt aus 91 Häusern, in denen 121 Familien lebten (268 männliche, 269 weibliche Personen und 95 Schulkinder). Der Viehstand belief sich auf 30 Pferde, 95 Kühe, 85 Schafe und 94 Schweine. Außerdem lebten im Ort ein Schneider, ein Schuster, ein Binder und ein Schmied. Die Bevölkerung lebte vom Ackerbau, vom Wein- und Obstbau. Nach Wien lieferte sie Butter, Schmalz, Obst und vorzüglich guten Spargel. Nach der Aufhebung der Grundherrschaft 1848 wurde Schleinbach eine eigenständige Gemeinde, die für ihre Verwaltungsfunktionen 1913 ein Gemeindehaus errichten ließ. Mit der Inbetriebnahme der Bahnstrecke Wien-Brno (heute „Laaer Ostbahn“) 1870 wurde Schleinbach leicht erreichbar. In der Folge entwickelte sich Schleinbach zu einem Sommerfrischeort für die Wiener:innen. Villenbauten der Jahrhundertwende erzählen noch heute davon. 1910 errichtete der Österreichische Gebirgsverein eine „Zweigstelle Kreuttal“ in Schleinbach. Im Waldgebiet wurde ein Wanderwegenetz angelegt.

Noch vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten stellte Johannes Hardegg, der bereits 1930 der NSDAP beigetreten war, die Damm-Mühle (heute Böhler-Mühle) der SA als Trainingslager zur Verfügung. Nach Erwerb der Ziegelei in Schleinbach setzte er dort polnische Zwangsarbeiter ein. Für 1940 sind in den Unterlagen der Hardegg’schen Gutsverwaltung 24 Polen und 15 Polinnen als zivile Zwangsarbeiter belegt. Die letzten Kriegstage waren durch heftige Kämpfe zwischen der Deutschen Wehrmacht und der Roten Armee geprägt. Häuser wurden beschädigt, Brücken gesprengt, darunter die Eisenbahnbrücken der Laaer Ostbahn. 

Im Zuge der angestrebten Gemeindestrukturverbesserung schlossen sich 1971 Schleinbach und Kronberg der Marktgemeinde Ulrichskirchen an. Die Großgemeinde führte ab diesem Zeitpunkt den Namen Ulrichskirchen-Schleinbach.