Ortsgeschichte
Die Anfänge des Marktes Schwarzenau mit dem bedeutenden Renaissanceschloss inmitten des Ortes reichen in das 12. Jahrhundert zurück. Als im Jahr 1150 ein Mitglied der in der Gegend begüterten Herren von Kaja-Kamegg, Verwandte der Kuenringer, vom Passauer Bischof Zehente zu Allentsteig erhielt, wird unter den aufgezählten Orten auch Schwarzenowe genannt. Auch die erste Burganlage wurde um 1150 an der wichtigen Fernstraße von Horn nach Gmünd errichtet. Diese frühe, heute nicht mehr erhaltene Burg lag auf dem „Thurnberg" nördlich des heutigen Schlosses. Als Erbauer gelten die Herren von Mühlbach. Zu welcher Zeit diese Anlage aufgelassen wurde, ist nicht bekannt. Ende des 12. Jahrhunderts entstand die jüngere Burg, vermutlich eine Wasserburg, die im 16. Jahrhundert zum Renaissanceschloss umgebaut wurde. 1197 wird ein Pilgrim von Swarzenowe genannt, 1198 die mit ihm verwandten Wernhard und Ulrich von Struno (Streun).
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts folgten den Mühlbachern die mit ihnen verwandten Herren von Streun-Falkenstein, die sich seit 1266 „Streun von Schwarzenau" nannten und fast 400 Jahre - bis 1636 - im Lehensbesitz der Herrschaft blieben. Die Lehenshoheit besaßen im 13. Jahrhundert die Grafen von Plain-Hardegg, denen im 14. Jahrhundert die Grafen von Maidburg-Hardegg, die Grafen von Schaunberg und die Grafen von Görz-Tirol folgten. Nach dem Aussterben der Görzer im Jahr 1500 fiel die Herrschaft an den Landesfürsten.
Bestimmend für die Geschichte von Schloss und Herrschaft waren die Streun, die im 16. Jahrhundert zu den führenden evangelischen Adelsfamilien des Landes gehörten. Bedeutendstes Mitglied der Familie war Reichard Streun (1537-1600), der als Politiker, Diplomat und Historiker tätig war. Er ließ 1592 die mittelalterliche Burg vollständig zu einem Renaissanceschloss mit zwei mächtigen Ecktürmen umbauen. In einen der Türme ist die über zwei Geschoße reichende Kapelle mit reichem Stuckdekor aus dem Ende des 16. Jahrhunderts und der Zeit um 1732 integriert. Georg Streun, der letzte Besitzer aus der Familie, wurde als Mitglied der evangelischen Adelsopposition gegen Kaiser Ferdinand II. 1619/1620 geächtet, doch bald begnadigt. Er und sein Bruder Johann Wilhelm mussten 1639 Schwarzenau wegen ihrer Schulden verkaufen und gingen außer Landes.
In der Folgezeit kam es zu einem häufigen Wechsel der Besitzer, darunter die Grafen Polheim (1728-1796), die Grafen Strassaldo (1796-1810) und die Freiherren Pereira-Arnstein (1818-1884). Unter den Polheim erhielt Schwarzenau die von Giovanni Batista d'Allio 1730 bis 1732 geschaffene, prunkvolle barocke Stuckausstattung, die dem Schloss den Namen „Österreichisches Stuckmuseum" gab und ein seltenes Beispiel adeliger Wohnkultur des frühen 18. Jahrhunderts ist. 1891 logierten hier während der Kaisermanöver Kaiser Wilhelm II., Albert von Sachsen und Kaiser Franz Joseph.
Der 1930 zum Markt erhobene Ort verdankt seinen wirtschaftlichen Aufschwung dem Bau der Franz-Josefs-Bahn im 19. Jahrhundert.
Das 1945 unter russischer Besatzung beschädigte Schloss wurde zwischen 1985 und 1993 umfangreich restauriert. Es ist in Privatbesitz, kann aber im Rahmen der „Märchenschlossstraße Waldviertel" besichtigt werden.