St. Martin


Gemeinde Sankt Martin

Ortsgeschichte

Südwestlich von Weitra im Lainsitztal liegt die Waldviertler Marktgemeinde St. Martin an dem schon im Mittelalter wichtigen Weg über Bad Großpertholz nach Oberösterreich. Das heutige Gemeindegebiet umfasst die Orte St. Martin mit den Ortschaften Oberlainsitz, Roßbruck und Zeil sowie den Rotten Maißen (Auhäuser), Reitgraben, Breitenberg und Rörndlwies, Harmanschlag mit den Rotten Alt-Hütten, Breitenberg, Edlau, Eisenwerk, Friedental und Joachimstal und Langfeld mit den Ortschaften Anger, Schöllbüchl und Schützenberg.

Die Siedlung hieß ursprünglich Lainsitz, benannt nach dem Fluss, dessen Name sich vom Alttschechischen lonžnica (=Aubach, Hainbach) ableitet und heute noch im Namen der Rotte „Oberlainsitz“ erhalten ist. Erst im 14. Jahrhundert begann sich der Name des Kirchenpatrons Martin als Ortsname durchzusetzen. Im späten 15. Jahrhundert hieß das Zentrum des Ortes – Kirche, Pfarrhof und umliegende Häuser – endgültig „St. Martin“. Die Entstehung der Ansiedlung steht im Zusammenhang mit den Kuenringern. Einer ihrer Lehensritter, der sich nach seinem Ansitz Luensnitz nannte, findet sich im 12. Jahrhundert unter den Förderern des Stiftes Zwettl.

Seit dem Spätmittelalter gehörte das Gebiet zu zwei Ämtern: Das Amt St. Martin umfasste die Orte St. Martin, Roßbruck, Oberlainsitz und Zeil,  das Amt Lainsitz die Orte Langfeld, Anger, Schöllbüchel und Schützenberg.

An der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert entstand der kleine rechteckige Marktplatz oberhalb der Kirche. Schon vor 1409, vielleicht sogar seit 1339 besaß St. Martin das Marktrecht. Allerdings entbrannte deshalb ein Konflikt mit der Stadt Weitra, da St. Martin innerhalb der Bannmeile von Weitra (Umkreis von 7,58 km) lag. Mit einem Erlass des Landesfürstens von 1528 ging St. Martin des Marktrechts verlustig.    

Die dem hl. Martin geweihte Kirche wurde als Tochterpfarre von (Alt-)Weitra aus gegründet und um 1200 errichtet. Im 14. Jahrhundert wurde sie zur Eigenpfarre erhoben, stand aber noch im Lehensverhältnis mit Weitra. 1540 bis 1542 war die Pfarre unbesetzt und wurde von St. Wolfgang aus versorgt. 1566/68 wirkte vorübergehend der lutherische Prädikant Johann Goldmann in der Pfarre. Die heutige Kirche lässt noch immer die Struktur der ursprünglich romanischen Chorturmkirche erkennen. Im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts wurde sie barockisiert.

An dem niederösterreichischen Bauernaufstand 1597/98 beteiligten sich auch die Bauern von St. Martin. Am 27. März 1598 gelobten sie der Herrschaft Weitra wieder Gehorsam. Da die Herrschaftsinhaber immer katholisch blieben, hatten ihren Untertanen besonders beim Einfall der böhmischen Truppen im Dreißigjähriger Krieg zu leiden. Für das Jahr 1629 ist erstmals eine Pfarrschule belegt.

Der Waldreichtum wurde seit dem Ausgang des Mittelalters durch Glashütten genutzt, so etwa in Althütten: 1499 musste Hans Glaser von seiner Glashütten der Herrschaft Weitra Abgaben entrichten. Im 18. Jahrhundert errichtete die Herrschaft Weitra in Joachimstal, eine Rotte im Lainsitztal, eine Glashütte. In der Folge pachtete Josef Wenzel Zich die Glashütte (1788). Er stellte dort hochwertige Produkte her: vergoldete, emaillierte und geschliffene Hohlgläser. 1818 gelang hier erstmals die Herstellung von farblosem Glas. Bis zu 120 Arbeiter waren in der Hütte beschäftigt. Nach seinem Tod (1824) und dem plötzlichen Tod seines Sohnes 1834 übernahm Carl Stölzle die Glashütte. Allerdings musste die Produktion 1852 eingestellt werden. Stölzle hatten den Pachtvertrag nicht mehr verlängert, da der Wald in der Umgebung abgeholzt war.

Nach der Aufhebung der Grundherrschaft 1848 bildete sich die neue Gemeinde St. Martin im Umfang des „alten Amtes“ mit den Orten St. Martin, Roßbruck, Oberlainsitz und Zeil. In den Jahren 1955 bis 1958 wurde ein Amtsgebäude mit Sitzungssaal eingerichtet, und 1959 ein Schilift in Harmanschlag aufgestellt. Das Schigebiet wurde (1970-1978) um drei Lifte erweitert und erhielt eine Flutlichtanlage sowie eine Kunstschneeanlage. 1968 wurde auf dem Wachberg (933 Meter) ein Rundfunk-Fernsehsender (UKW) errichtet. Die Straßen wurden ab 1974 kontinuierlich ausgebaut und staubfrei gemacht. Beim Talübergang Schützenbergs entstand eine der längsten Brücken des Waldviertels. Von 1977 bis 1983 wurde die Wasserversorgungsanlage für St. Martin, Harmanschlag und Langfeld gebaut.

Mit Bescheid vom 28. Jänner 1986 verlieh die NÖ Landesregierung der Gemeinde ein Wappen: In einem durch Astschnitt geteilten Schild oben in Grün ein silbernes Schwert gekreuzt mit drei goldenen Ähren, unten in Silber ein roter Ring.” Die Gemeindefarben Grün-Weiß-Rot wurden genehmigt. Am 10. April 1986 erfolgte die Markterhebung der Gemeinde St. Martin.