St. Michael


Gemeinde Weißenkirchen in der Wachau

Ortsgeschichte

St. Michael ist eine kleine, an der Donau liegende Kirchsiedlung in der Wachau nordöstlich von Spitz und gehört zur Gemeinde Weißenkirchen. In dominierender Lage liegt leicht erhöht die bedeutende Wehrkirche St. Michael. Sie wird bereits 987 erstmals urkundlich erwähnt und war einst die Mutterkirche der Wachau mit einem sehr großen - die Wachau und Teile des südlichen Waldviertels umfassenden - Pfarrgebiet. Der Ort bildete seit der Mitte des 12. Jahrhunderts mit Weißenkirchen, Wösendorf und Joching die Gemeinde "Tal Wachau", das der Herrschaft Dürnstein unterstand (bis 1839 Magistrat in Weißenkirchen). 1159/62  überließ der Bischof von Passau die pfarrlichen Besitzungen und Zehente dem Stift St. Florian und die Pfarre wurde dem Stift inkorporiert. Ihre Bedeutung zeigt sich auch darin, dass um 1300 vier Geistliche - der Pfarrer und drei Kapläne - und um 1400 fünf Geistliche hier tätig waren.

Im Laufe der Jahrhunderten wurden die Filialkirchen von St. Michael zu eigenständigen Pfarrkirchen erhoben, so Spitz im 13. Jahrhundert, Niederranna und Heinrichschlag im 14. Jahrhundert und Weißenkirchen im 17. Jahrhundert. In der Reformation war St. Michael protestantisch und wurde erst wieder Anfang des 17. Jahrhunderts katholisch. 1784 wurde sie schließlich der Pfarrkirche Wösendorf, ehemals eine Filiale von St. Michael, übertragen und ist seither selbst Filiale.

Die Kirche in ihrer heutigen Gestalt ist ein spätgotischer, innen barockisierter Staffelhallenbau mit Chor und einem markanten Wehrturm aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. Nach einem Gewölbeeinsturz infolge eines Brandes 1630 erhielt das Langhaus von Cypriano Biasino ein frühbarockes Kreuzgratgewölbe (1631-1634). Der Hochaltar von 1690 wure im 18. Jahrhundert aus der Stadtpfarrkirche von Spitz nach St. Michael transferiert. An der barocken Innenausstattung wirkte auch Martin Johann Schmidt bzw. seine Schule mit (Seitenaltarbilder Hl. Familie, hl. Florian und hl. Bartholomäus [?]). Bis heute nicht geklärt ist die Bedeutung der sieben um 1520 entstandenen Tonfiguren auf dem Dachfirst des Chors (Jagdszene?), die eine architektonische Besonderheit darstellen. In der Sagentradition wurden sie zu „Hasen" oder „Rössln". Heute befinden sich auf dem Kirchendach nur mehr Kopien, die Originale werden im museumkrems verwahrt.

Die Kirche und der daneben liegende gotische Karner aus dem 14. Jahrhundert sind von einer gut erhaltenen Wehranlage des 15. Jahrhunderts umgeben. Der massive Rundturm an der Südostecke dient seit der Fertigstellung der Wachau-Donauuferstraße (1958) als Aussichtsturm. Der ursprünglich die Straße sperrende Rundturm an der Nordostecke stürzte Anfang des 19. Jahrhunderts und wurde abgetragen. Ungewöhnlich ist die Innenausstattung des Karners, der mit Mumienresten in Vitrinen, josephinischen Sparsärgen und Gebeinen auf dem Altar gestaltet ist.