St. Michael am Bruckbach


Gemeinde Sankt Peter in der Au

Ortsgeschichte

Südlich von St. Peter an der Au in hügeliger Lage liegt der Kirchweiler St. Michael am Bruckbach. Der Name Bruckbach leitet sich vermutlich von einem etwa 4 km entfernten historischen Anwesen Bruckbach her. Der volle Name taucht erstmals 1631 in einem Lehensbrief auf (Pfarrkirchen bei St. Michael am Pruggbach). Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1971 war St. Michael eine selbständige Gemeinde. Heute ist St. Michael eine Katastralgemeinde von St. Peter in der Au.

Die erste Erwähnung findet St. Michael 1142 in einer Urkunde, mit der Bischof Reginbert von Passau dem Benediktinerstift Seitenstetten die Großpfarre Wolfsbach übergab mit der Filiale St. Michael – in monte sancti Michahelis. Das Patrozinium legt die Vermutung nahe, dass es sich um eine bambergische Gründung handelt. Untermauert wird diese These durch den Umstand, dass zahlreiche Anwesen dem Bistum Bamberg zehentpflichtig waren. 1312 wird St. Michael in einer Seitenstettner Urkunde als Pfarre genannt (in sant Michaeler phfarr). Der erste namentlich bekannte Geistliche war der Leutpriester Johannes (fratre Johanne plebano eclesie sci. Michelis), der in einem Gerichtsbrief des Stiftes Seitenstetten 1380 als Zeuge auftrat. Zur Abwehr der ungarischen Truppen unter Matthias Corvinus wurde St. Michael 1485 auf Befehl des Steyrer Burghauptmannes Andreas Krobath befestigt und mit Kriegsvolk besetzt. Am 30. Dezember 1487 weihte der Passauer Weihbischof Andreas die durch die Kämpfe entweihte Kirche neu.

Vom alten Kirchenbau existieren heute nur mehr der Turm und der Chor, beide wohl im 14. Jahrhundert entstanden. Das neue Langhaus wurde 1508 geweiht: eine annähernd quadratische Halle, deren vier Achteckpfeiler ein dichtes rhombisches Netzrippengewölbe tragen. Abgeschlossen wird der Raum im Westen durch eine von Pfeilern getragene Empore. Bemerkenswert ist die einheitliche frühbarocke Einrichtung. Abt Placidus Bernhard beauftragte den Passauer Bildhauer Hans Wendlin Perg mit der Anfertigung der drei Altäre (1631 bzw. 1632). Die Kosten beliefen sich auf 1010 Gulden (Hochaltar 685 Gulden, beide Seitenaltäre 225 Gulden, Extrasalär des Bildhauers 100 Gulden). Perg hatte auch den Hochaltar für die Stiftskirche in Seitenstetten und die Kanzel in Krenstetten geschaffen. Im Zentrum des Hochaltares steht der Erzengel Michael mit dem Flammenschwert. Im Aufbau präsentieren zwei Putti die Wappen des Stiftes und des Abtes. 1596 wurde neben der Kirche der Pfarrhof errichtet.

Die Reformation und ihre Lehren breiteten sich auch in St. Michael in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts aus. 1627 wurde der evangelische Prediger Rohrer ausgewiesen. Die Neuausstattung der Kirche sowie die um 1630 erfolgte Gründung einer Bruderschaft Unsere Lieben Frauen Zech St. Michael zeugen vom Erfolg der Gegenreformation. Um 1653 vermerkte eine durch Abt Gabriel Sauer veranlasste Art Volkszählung 903 Seelen, davon 38 Lutheraner. Ab 1746 wohnte der vom Stift Seitenstetten gestellte Pfarrvikar im Ort. Eine Blüte erlebte das Prozessionswesen im 18. Jahrhundert: Eine Aufstellung aus dem 1771 verzeichnete 18 Prozessionen – vier nach Seitenstetten, zwei nach Krenstetten, drei auf den Sonntagberg und je eine nach St. Georgen, St. Florian, St. Johann, St. Peter, Maria Zell, Maria Taferl, Maria Neustift, Biberbach und Weistrach. Zum Teil beruhten diese Bittgänge auf Gelübden, die während der großen Seuchenzüge des 18. Jahrhunderts getätigt wurden: 1712 wütete die Pest in St. Michael. Sie raffte 97 Personen dahin. Der örtliche Friedhof war zu klein, die Leichen mussten in benachbarten Orten bestattet werden. 1744 war es die „rote Ruhr", die fast 100 Menschenleben forderte.

Wie viele Orte in der Region hatte auch St. Michael unter den Aufmärschen französischer Soldaten 1805 und 1809 zu leiden. 1809 wurden die Kirche und der Pfarrhof geplündert. Da seit dem Inkrafttreten der Allgemeinen Schulordnung unter Maria Theresia 1774 jeder Pfarrort zur Einrichtung einer Trivialschule verpflichtet war, dies in St. Michael aber noch nicht geschehen war, erhielt das Stift Seitenstetten 1808 vom Kreisamt St. Pölten die dringliche Aufforderung, dies endlich in die Wege zu leiten. Es dauerte allerdings noch bis 1818. Das Stift bot dem Kreisamt den Pfarrhof als Standort für eine Schule an und verpflichtete sich diesen zweckmäßig umzubauen. Als Pfarrhof wurde nun das 1756 vom Stift Seitenstetten erworbene, etwas abseitig gelegene Gut Tramberg (der Bauernhof am Tränberg) verwendet. Da das Einzugsgebiet der schulpflichtigen Kinder sehr weitläufig war, wurde 1829 eine Filialschule zu Palstein eingerichtet. Mit dem Provisorischen Gemeindegesetz von 1849 wurde St. Michael eine selbständige Ortsgemeinde.

Am 4. Dezember 1938 wurde Pfarrer P. Georg Mayr wegen „staatsfeindlicher Äußerungen" von der Gestapo verhaftet und nach St. Pölten gebracht. Erst im Februar 1944 wurde ihm in Wien der Prozess gemacht. Die Richter verurteilten ihn wegen „Zersetzung der Wehrkraft des deutschen Volkes" zu drei Jahren Zuchthaus und Ehrverlust. Er verbüßte seine Strafe in Stein und erlangte am 8. April 1945 wieder seine Freiheit. Die Jahre nach dem Krieg waren geprägt durch das Bemühen, eine zeitgemäße Infrastruktur zu schaffen: 1951 erfolgte der Anschluss an das Licht- und Starkstromnetz und 1957 an das öffentliche Telefonnetz.

Auf Basis der Niederösterreichischen Gesetze zur Gemeindestrukturverbesserung konstituierte sich 1971 die Großgemeinde St. Peter in der Au. St. Michael verlor damit seine Selbständigkeit und wurde zur Katastralgemeinde. 1976 wurde auch die 1952 neu errichtete Schule geschlossen.