Stadtbrände von 1474 und 1833
Am 28. Juni 1474, dem Vorabend des Festes Peter und Paul, entstand im westlichen Eckhaus des Rathausplatzes, damals "Breiter Markt" genannt, ein Großbrand, der einen erheblichen Teil der Stadt einäscherte. Neben vielen Bürgerhäusern wurden auch das Chorherrenstift und die Stadtbefestigung teilweise zerstört. Der Kremser Torturm brannte mit dem ganzen Bollwerk aus. Verschont wurde nur das Franziskanerkloster und das Gebiet um die Lederergasse. In einem Urbar aus dem beginnenden 16. Jahrhunderts heißt es, die Stadt sei „in St. Peterswynt abgebrannt", was auf einen größeren Sturm schließen lässt. Spuren dieses Großbrandes sind noch heute an vielen Häusern der Altstadt zu erkennen, da die Häuser über den abgebrannten Mauern wieder erbaut wurden.
Am 14. Februar 1833 brach beim Taubenwirt in der Kugelgasse beim Auslassen von Speck ein Feuer aus, das infolge des heftigen Windes die meisten Häuser des Ledererviertels erfasste, darunter auch das Kreisamtsgebäude und das Bürgerspital. Durch weit reichende Hilfsmaßnahmen gelang ein rascher Wiederaufbau. Ein Teil der Häuser war zudem bereits durch die k. k. Brandschadenversicherungsanstalt erfasst, die Beihilfen zahlte. Auch Künstler stellten den Erlös ihrer Werke zur Verfügung, so verkaufte Johann Joseph Schindler Lithografien zugunsten der Geschädigten.
Im folgenden Jahr ereignete sich am 8. September auch in Wiener Neustadt eine Brandkatastrophe, bei der etwa 500 Bürgerhäuser ausbrannten, 47 Menschen starben und Tausende obdachlos wurden. Beide Brände zeigten die Unzulänglichkeit der damaligen Brandvorsorge. Unmittelbare Folge war daher die Verbesserung der Bauvorschriften: Künftig sollten die Hausdächer nur mehr mit Ziegeln gedeckt und die Rauchfänge besser gemauert werden.
(Quelle: Landeschronik Niederösterreich, 2. Aufl. 1994, S. 154 u. 287)