Karmelitinnenkloster
Die Ordensniederlassung der Karmelitinnen in St. Pölten ist eine Stiftung der Fürstin Maria Antonia Montecuccoli (1672-1738). Sie entstammte der Familie Colloredo und war mit Fürst Leopold Philipp Montecuccoli verheiratet, nach dessen frühem Tod sie das Kloster stiftete. Nachdem sie 1707 die kaiserliche Bewilligung für die Klostergründung erhalten hatte, kaufte sie acht Häuser und eine Brandstätte im Holzviertel. Die Pläne der Kirche und des Klosters stammten vom Ordensarchitekten Frater Athanasius und vom aus Imst in Tirol stammenden Baumeister Martin Witwer, der schon mit dem Bau mehrerer Karmelitenniederlassungen betraut worden war. Wohl auf Intervention des Kaiserhauses wurden die Pläne von Matthias Steinl überarbeitet. Die Bausausführung übernahm Jakob Prandtauer.
Der zweijochige Saalraum mit Vorhalle und Rechteckchor knüpft direkt an die Linzer Karmelitenkirche an und bereitet mit den konkaven Raumschrägen die wenig später in der Karmelitenkirche in Wiener Neustadt gezeigte Lösung vor. Im Innenraum wurden die seitlichen Nischen der Langhausjoche geschlossen und gleichzeitig das System der Wandgliederung neu strukturiert.
Kirche und Kloster wurden 1712 fertig gestellt und bezogen, die Weihe erfolgte aber erst am 10. Juni 1725. Maria Antonia Fürstin Montecuccoli starb am 3. Jänner 1738 in ihrer Gründung. Unter Kaiser Joseph II. wurde das Kloster aufgehoben und diente von 1787 bis 1918 als Kaserne. Seit 1976 ist im restaurierten Klostergebäude die Kulturverwaltung und das Stadtmuseum untergebracht. Die 1782 profanierte Kirche wurde nach Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands 1935 wieder geweiht.
(Quelle: Landeschronik Niederösterreich, 2. Aufl. 1994, S. 231)