St. Pölten


Gemeinde Sankt Pölten

Voith St. Pölten

Das traditionsreiche Unternehmen, an dessen Spitze die Voith AG mit Sitz in Heidenheim steht, feierte 2003 sein 100-jähriges Bestehen in St. Pölten. 1903 beauftragte Friedrich Voith seinen Sohn Walther mit der Inbetriebnahme und Leitung eines neuen Werks in St. Pölten, um die Donaumonarchie zu beliefern. Der neue Standort war von Heidenheim aus mit der Bahn in einem Tag erreichbar und verfügte zudem über billigen Baugrund und ausgebildete Arbeiter.
Nach der Fertigstellung 1904 wurden vor allem Turbinen und Maschinen für die Erzeugung von Papier und Zellstoff gebaut. Die Zusammenarbeit mit Viktor Kaplan verhalf der Kaplanturbine zum Durchbruch, die ersten kommerziell gefertigten Turbinen lieferte Voith für das Kraftwerk der Papierfabrik Steyrermühl. Der vom Wiener Ingenieur Ernst Schneider erfundene Schaufelrad-Schiffsantrieb wurde als Voith-Schneider-Propeller gefertigt - ein energiesparender Antrieb für Bereiche, in denen Wendigkeit und gute Manovrierfähigkeit wichtig sind. Berühmt wurden die Voith-Turbogetriebe, bei denen mit einer Kreiselpumpe mechanische Energie in Strömungsenergie und diese in einer Turbine wieder in mechanische Energie umgesetzt wird, wodurch große Kräfte verschleißfrei übertragen werden können. Das erste Turbogetriebe wurde 1933 in einen Triebwagen der Austro-Daimler-Puch-Werke Wiener Neustadt eingebaut, der für die Österreichischen Bundesbahnen bestimmt war. Aufträge für Bahngesellschaften aus aller Welt folgten.
Im Zweiten Weltkrieg war Voith in die NS-Kriegswirtschaft eingebunden, gegen Ende des Krieges musste die Arbeit aufgrund von Zerstörungen zeitweilig  eingestellt werden. Nach dem Krieg wurden die modernsten Maschinen von der sowjetischen Besatzung abtransportiert. Die verbliebenen Maschinen wurden für die Reparatur von Fahrzeugen sowie den Bau von Bedarfsgegenständen - vorzugsweise zum Tausch gegen Lebensmittel - eingesetzt. Als ehemaliges deutsches Eigentum wurden die Voith-Werke der sowjetischen Verwaltung unterstellt und der USIA angegliedert. Durch die Lieferung von Turbinen und Anlagen in die Sowjetunion lief die Produktion wieder an.
Nach der Besatzungszeit fiel das Werk zunächst an die Republik Österreich, Voith erhielt dann einen Anteil von 40 Prozent, 20 Prozent kamen als Volksaktien an die Wiener Börse. Die Voith-Gruppe konnte ihren Anteil aber nach und nach auf knapp 90 Prozent aufstocken. 2002 kehrte Voith St. Pölten zur Gänze in den Konzern zurück und erhielt den Namen "Voith Austria Holding AG".
Im Rahmen des Konzerns ist die Niederlassung in St. Pölten mit rund 930 Mitarbeitern für die östlichen Nachbarn sowie für den Vorderen Orient zuständig. Eine führende Position hat sie bei  Maschinen und Anlagen zur Herstellung von Karton und Verpackungspapieren, in der Produktion von Turbo- und Achsgetrieben, Turbo-Kupplungen und hydraulischen Maschinen.
Die von Anfang an bestehende enge Verbindung zwischen St. Pölten und Heidenheim lässt sich auch an Straßennamen ablesen: In St. Pölten gibt es die Heidenheimer Straße und in Heidenheim die St.-Pöltner-Straße.