St. Pölten


Gemeinde Sankt Pölten

Münzstätte St. Pölten

Als zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges infolge der Ausprägung minderwertiger Taler, der so genannten Kipper- und Wippertaler, eine Münzverschlechterung eintrat, wurde 1623 eine Münzreform beschlossen. Es sollten neue Reichstaler in alter Güte geprägt werden. Da die vorhandenen Kapazitäten nicht ausreichten, wurden neue Münzstätten errichtet, darunter jene in St. Pölten im Jahr 1624.
Die Münzmeister Matthias Fellner und Balthasar Zwirner aus Brunn mieteten in St. Pölten eine Mühle und begannen am 30. Juni 1624 mit der Herstellung der Münzen durch den Subunternehmer Johann Joachim Edling, der die Walzenprägung einführte. Sein Münzzeichen war eine Doppellilie. Mit 1. Jänner 1625 wurde eine neue Münzordnung eingeführt und Matthias Fellner neuerlich zum Münzmeister bestellt. Er sollte Münzen vom Dukaten bis zum Pfennig prägen und durfte Edling wieder die Ausmünzung anvertrauen, musste aber einige Kontrollore anstellen. Doch immer wieder gab es Konflikte zwischen Edling und den anderen Interessenten, auch die Stadt hatte Bedenken wegen der Verteuerung des Brennmaterials und der ständigen Feuergefahr. Ende März übernahm Fellner die Ausprägung selbst, stellte ebenfalls Walzentaler her, verwendete aber als Münzzeichen einen Sparren. Im Jahre 1626 über-nahm der Wiener Wardein Martin Turba die Münzstätte, sein Zeichen war eine gefüllte Rose. Er starb aber schon im April 1626, nach seinem Tode wurde die Prägung eingestellt und die Münzstätte aufgelöst.
Insgesamt dürften in St. Pölten in dieser kurzen Zeit 80.000 Taler und Halbtaler hergestellt worden sein. 1974 wurden die St. Pöltner Taler und Halbtaler nachgeprägt und vor allem an Sammler verkauft.
(Quelle: Landeschronik Niederösterreich, 2. Aufl. 1994, S. 193)