St. Wolfgang


Gemeinde Weitra

Ortsgeschichte

In dem kleinen zur Stadtgemeinde Weitra gehörenden Ort St. Wolfgang 4 km südlich von Weitra befindet sich die in ihren Ausmaßen imposante Wallfahrtskirche St. Wolfgang. Mit einer Länge von 42 m, einer Breite von 21 m und einer Höhe von 14 m ist die auf einer Geländestufe dominierend über dem Ort liegende Kirche bis heute die größte Dorfkirche der Diözese St. Pölten. 

Um 1400 stifteten Thomas Schaler, Burggraf von Weitra, und dessen Bruder Johannes, die Kirche im Dorf Pfaffenschlag, wie der Ort ursprünglich hieß. Die Schaler waren Inhaber von Burg und Herrschaft Engelstein, zu der das Dorf gehörte. Als Patron wurde der hl. Wolfgang gewählt, dessen Kult im Spätmittelalter sehr beliebt war. Am 6. November 1407 wurde der Chor der Kirche geweiht und 1408 bestätigte Bischof Georg von Passau nochmals die Stiftung als Filialkirche der Pfarre Großschönau. Der etwa zehn Jahre später fertig gestellte Bau ist eine gotische Hallenkirche mit einem weiten, dreischiffigen Hallenraum über einem fast quadratischen Grundriss. 1979 wurden an den Seitenwänden des Chors Fresken aus dem 15. und 16. Jahrhundert entdeckt, deren ältere Schicht 14 Szenen aus dem Leben des hl. Wolfgang zeigt (um 1430). 

Die Wolfgangkirche entwickelte sich bald zu einem Wallfahrtsziel. 1447 wurde daher von der Liebfrauenbruderschaft von Weitra ein Pilgerhaus als Unterkunftsstätte errichtet (heute Pfarrhof). Die Kirche sollte schließlich dem Ort seinen endgültigen Namen geben; im Laufe des 16. Jahrhunderts setzte sich Sankt Wolfgang durch.

Die Wallfahrt bestand allerdings nur bis zur Reformationszeit. In den 70er- und 80er-Jahren des 16. Jahrhunderts ließ der protestantische Schlossherr auf Engelstein, Christoph von Prag, Teile der Inneneinrichtung wegbringen und die Kirche sperren. 1583 bestellte er einen evangelischen Prädikanten. Von der gotischen Ausstattung konnten nur wenige Stücke gerettet werden, darunter die drei großen Schnitzfiguren der hl. Bischöfe Wolfgang, Erasmus und Nikolaus (um 1500), die vermutlich vom spätgotischen Hochaltar stammen. Erhalten haben sich auch ein Kruzifix mit beweglichen Armen und ein 1514 gestiftetes Taufbecken. Die gotischen Glasfenster der Kirche befinden sich seit 1887 in der Stiftskirche Zwettl. 

1617 wurde die Kirche wieder katholisch, doch konnte die Wallfahrt nicht wieder belebt werden. Ende des 17. Jahrhunderts erhielt die Kirche einen mächtigen frühbarocken Hochaltar, den der aus Tirol stammende Tischlermeister Balthasar Threyer aus Weitra anfertigte (1692/94). Der in drei gleich breite Achsen geteilte Altar wurde für die drei Bischofsfiguren konzipiert mit dem Kirchenpatron Wolfgang in der zentralen Nische, flankiert von Erasmus und Nikolaus.

1765 wurde St. Wolfgang auf Betreiben des Zwettler Abtes Rainer Kollmann zur Pfarre erhoben und die Kirche teilweise neu ausgestattet. Damals entstanden die beiden Rokoko-Seitenaltären und die Orgel. Zwei Altarbilder der barocken Ausstattung stammen von Martin Johann Schmidt (Tod des hl. Josef, 1766; Glorie des hl. Nikolaus, 1768). 1877 zerstörte ein schwerer Brand einen Teil des Ortes und von der Kirche das Dach und den barocken Dachreiter. Das Dach wurde in seiner flachen Form wieder hergestellt und ein neugotischer Dachreiter aufgesetzt.

Seit der Einrichtung eines monatlichen Wallfahrtstags im Jahr 1975 wurde die Kirche wieder vermehrt zum Wallfahrtsziel. 2007 feierte sie ihr 600-jähriges Jubiläum.