Ortsgeschichte
Südwestlich von Wieselburg an einem Abhang zur kleinen Erlauf liegt der Markt Steinakirchen am Forst. Heute besteht der Markt aus den Katastralgemeinden Außerochsenbach, Ernegg, Lonitzberg, Steinakirchen am Forst und Zehetgrub. Insgesamt liegen auf dem Gemeindegebiet 29 Streusiedlungen und Weiler, deren Anlage vor 1250 vermutlich bereits abgeschlossen war. Die Gegend war ein alter Siedlungsplatz, wenn auch die ältesten Funde (Ziegel) erst aus der Römerzeit stammen.
Bereits im 6.-8. Jahrhundert lebten slawische und bayrische Siedler im Alpenvorland nebeneinander. Nach dem Sieg über die Awaren in karolingischer Zeit kamen die Ländereien an das Stift Mondsee. Steinakirchen wurde als zentrale Kirche Stützpunkt für die sogenannte „Slawenmissionierung“. Seit 833 war es bis 1604 dem Hochstift Regensburg untertan. Der Ungarneinfall (907-955) unterbrach die Entwicklung, Region und Ort wurden verwüstet. Erst um 975 wurde der „verlassene“ Ort auf Geheiß des hl. Wolfgang, Bischof von Regensburg, wiederbesiedelt. 976/79 wird Steinakirchen erstmalig namentlich in einer Urkunde Kaiser Ottos II. erwähnt - steininachiricha, buchstäblich muss also schon eine „steinerne Kirche“ bestanden haben, im Gegensatz zu den anderen Kirchen, die aus Holz gebaut waren. Um 1100 wurde Steinakirchen eine Großpfarre, die 1107 dem Stift Mondsee inkorporiert wurde. 1130 verlieh Bischof Kuno von Regensburg das Lehen seines Ministerialen Otto von Steinenkirchen mit dessen Zustimmung dem Kloster Mondsee, nämlich einen Weinberg, das an die Kirche anstoßende Haus (wahrscheinlich der Pfarrhof) mit Hof und Obstgarten.
Im 13. und 14. Jahrhundert dürfte schon der Großteil der damals ca. 60 vorhandenen Häuser bestanden haben. Der erste Richter wird bereits 1317 genannt. Das zuständige Landesgericht war St. Leonhard (Grafen Peilstein), nach dessen Aufteilung Altschloß Purgstall. 1334 wurde Steinakirchen urkundlich als Markt erwähnt, obwohl es nie das Marktrecht verliehen bekam. 1448 wurde der Markt zur Versorgung des Erzberges durch Kaiser Friedrich III. bestimmt, was Kaiser Maximilian 1496 auf das ganze Gebiet des Ybbs- und Erlauftales ausweitete. Es durfte nur in die eisenverarbeitenden Gebiete exportiert werden. Als richtiger Handelsherr ist nur der Steinakirchner Jakob Feldkirchner greifbar, der von 1614 bis zu seinem Tod im Jahr 1639 mehrfach genannt ist und zu dessen Begräbnis Vertreter aus den umliegenden Märkten und Städten anreisten. Spätestens seit Anfang des 16. Jahrhunderts hatte der Ort das Recht auf einen Wochenmarkt am Pfingsttag (Donnerstag). 1699 wurde dieses Recht erneuert; der Jahrmarkt am Michaelifest kam hinzu. 1793 wird nur mehr der Jahrmarkt angeführt. 1838 dürften zusätzlich Märkte am Gründonnerstag und Georgitag veranstaltet worden sein, die allerdings nicht privilegiert waren.
Aus dem Jahr 1503 stammt das erste überlieferte Weistum, das uns über die Grenzen des Marktbezirkes und über die Rechtsnormen informiert. An die Gerichtsbarkeit erinnert noch heute der 1716 datierte Pranger auf dem Marktplatz. 1533 verheerten osmanische Streitscharen Felder und Häuser. Die Bewohner suchten in der Folge um eine Zehentbefreiung an, die ihnen vermutlich gewährt wurde. Außerdem wurde der Pfarre bereits zur Finanzierung der Kriege gegen die Osmanen 1530 eine „Türkensteuer“ auferlegt, wofür eine Wiese veräußert wurde. 1567 wird ein Bad mit einem Bader erwähnt, das spätere Doktorhaus im Haus Nr. 32.
In der Reformationszeit schloss sich vor allem der Adel, wie die Familie der Oeder und Auersperg zu Wolfpassing, dem Protestantismus an. Die innerkirchliche Erneuerungswelle wandte sich in Steinakirchen vor allem gegen das Vikariatswesen, bei dem ein Vikar gegen geringe Bezahlung die Aufgaben des Pfarrers ausführte. Dieser bekam allerdings ohne Leistung die gesamten Einkünfte aus der Pfarre. Sicher ein Grund dafür, dass die adeligen Grundherren um 1545 zahlreiche Stiftungen und Güter einzogen. Bis zum Ende des Jahrhunderts präsentierte der Mondseer Abt immer wieder katholisch geweihte Priester, die sich aber als protestantisch erwiesen. Ende November 1595 kam es in Wolfpassing zu einem Bauernaufstand, an dem sich auch Steinakirchener Bauern beteiligen. 1598 wurde Georg Modell als Pfarrer installiert, um die katholische Lehre wieder einzuführen. Allerdings erwies auch er sich als protestantischer Prediger und wurde daher abgesetzt. Dem Wieselburger Kaplan Johannes Busser schließlich gelang es nach zehnjähriger Amtszeit, zumindest die katholische Messe wiedereinzuführen. Noch 1652 bekannte sich mehr als die Hälfte der Bevölkerung zum Protestantismus. In der Folge wanderten mehr als 200 Protestanten aus Steinakirchen nach Franken aus.
Während des zweiten Osmanensturms wurde Steinakirchen sogar zweimal Opfer von tartarisch-osmanischen Kampfeinheiten. Diese agierten drei Wochen lang von einer festen Operationsbasis zwischen Amstetten und Purgstall aus und unternahmen Plünderungszüge durch das Alpenvorland. Am 18. Juli und am 22. August überfielen sie Steinakirchen. Kirche und Häuser wurden niedergebrannt. Zahlreiche Bewohner/innen wurden verschleppt und später wieder freigekauft. Dabei gingen auch die Privilegien und Freiheiten des Marktes verloren, wie das Weistum von 1699 berichtet. In dieser Rechtsquelle werden auch die Herrschaften Würmla und Freydegg als Inhaber mehrerer Häuser im Markt genannt. Für die Blutgerichtsbarkeit war die Herrschaft Schloss Purgstall zuständig. Nach dem Aderlass von 1683 wütete 1713 die Pest. In Steinakirchen und Wolfpassing starben an die 200 Menschen. Eine Brandkatastrophe vernichtete 1866 Dach und Turm der Kirche, Pfarrhof, Schule und auch 13 Häuser des Oberen Marktes. Der Wiederaufbau veränderte das Ortsbild, denn die kleinen Häuser mit Vortreppen wurden nun durch Stockhäuser ersetzt.
Durch den Bau der Eisenbahnstrecke von Wieselburg nach Gresten – eine Zweigstrecke der Erlauftalbahn -wurde Steinakirchen 1929 an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Heute verkehren hier nur mehr Güterzüge. Für den Personentransport besteht eine Postbusverbindung.