Ortsgeschichte
Südlich von Ardagger Markt liegt auf einer Geländestufe über der hochwassergefährdeten Donauniederung des sog. Machlandes das aus einem Kirchweiler hervorgegangene Dorf Stephanshart, das heute eine Katastralgemeinde der Gemeinde Ardagger ist. Der alte Siedlungsbestand mit der ehemaligen Pfarrkirche war ständig von Überschwemmungen bedroht. Nach jedem Hochwasser änderte sich der Lauf der Donau. Dieser Zustand änderte sich erst ab ca. 1830, als man begann ein künstliches Flussbett zu graben.
Die erste Erwähnung des Ortes fällt in das Jahr 1140: In diesem Jahr überließ Bischof Reginbert von Passau dem Stift Ardagger die Pfarre Stephanshart und deren Filiale Zeillern im Tausch gegen Zehente am Galgenberge und Gezenberge (parochiam in Steuenharde cum filia sua ,Zidelaren'). Der Ortsname bedeutet: ein Wald (=hart), der dem Stephan (=Stephansdom in Passau) gehört. Im Ort war u.a. ab etwa 1225 das wallseeische Ministerialengeschlecht der Stephansharter ansässig. 1497 wurde der Neubau einer Steinkirche, eine dreischiffige Hallenkirche, geweiht. Sie besaß ein Netzrippengewölbe mit Zierrippen auf Halbsäulen. Nach jahrelangen vergeblichen Stabilisierungs- und Restaurierungsversuchen musste die Kirche 1957 wegen Abrutschgefahr gesperrt werden. Im Jahr 1962 wurde sie von Pionieren gesprengt und abgetragen. Heute befindet sich an ihrer Stelle der Sportplatz.
Im 16. Jahrhundert schloss sich auch Stephanshart der neuen Lehre an. Die Vikare von Stephanshart und Zeillern waren vermählt, wie das Visitationsprotokoll von 1563 berichtet. Der Propst des Stiftes Ardagger Oswald Grübler ließ deshalb die Kirche 1569 versiegeln; die Bevölkerung drang daraufhin gewaltsam in die Kirche ein und raubte die Kirchengewänder. Während des Bauernaufstandes nahmen 1597 Vertreter von Stephanshart an den Verhandlungen über eine friedliche Beilegung des Konfliktes in Amstetten teil.
Um 1838 verfügte der Ort nach Schweickhardt angeblich über 17 Häuser, in denen 17 Familien mit 24 männlichen und 28 weiblichen Personen sowie 7 Schulkindern lebten. Der Viehstand belief sich auf 2 Pferde, 4 Ochsen, 30 Kühe, 4 Ziegen und 40 Schweine. Im Dorf gab es zwei Wirte, einen Bäcker, drei Maurer, zwei Weber, zwei Schuster und einen Schneider. Nach der Aufhebung der Grundherrschaft wurde Stephanshart 1850 eine eigenständige Gemeinde.
Die ständige Bedrohung durch Hochwässer – so waren etwa beim Katastrophenhochwasser 1954 62 Häuser bis zur Firsthöhe im Wasser eingeschlossen und nachher so gut wie unbewohnbar – führte ab 1971 zur europaweit größten Aussiedlungsaktion in der Stephansharter Au: 43 Bauernhöfe wurden auf hochwassersicheres Gebiet umgesiedelt. Schon 1956 hatte man mit dem Bau der neuen Pfarrkirche auf der höchsten Erhebung des Ortes begonnen. Der sog. Machlanddom wurde nach Plänen von Franz Barnath und Josef Gruber errichtet. 1959 fand die Weihe statt. Aus der alten Pfarrkirche stammen noch einige Ausstattungsteile: so etwa der gotische Taufstein, barocke Statuen, die Seitenaltarbilder aus dem Umkreis Martin Johann Schmidts sowie die in Freistadt 1573 von Meister Paul gegossene Kirchenglocke. Rund um diese Pfarrkirche entstand in der Folge die neue Siedlung.
Auf Basis der Niederösterreichischen Gesetze zur Gemeindestrukturverbesserung konstituierte sich 1971 die Großgemeinde Ardagger, der sich auch Stephanshart anschloss.