Ortsgeschichte
Westlich von Stockerau auf der Geländestufe des Wagrams liegt die Marktgemeinde Stetteldorf am Wagram. Heute gehören zu dem Gemeindegebiet die Katastralgemeinden Eggendorf am Wagram, Inkersdorf, Starnwörth und Stetteldorf am Wagram.
Das Dorf des Stetilo war im 12. und 13. Jahrhundert im Besitz der Grafen von Peilstein. Diese hatten um 1120 einen Hugo von Stedelendorf damit belehnt. Nach dem Aussterben der Peilsteiner und dem Tod des letzten Babenbergers übertrug König Rudolf von Habsburg den Besitz als Reichslehen an Friedrich von (Hohen-)Zollern, Burggrafen zu Nürnberg. Die Familien (Hohen-)Zollern belehnte in der Folge Gefolgsleute damit. Noch vor 1292 erhielt das Geschlecht auch das Landgericht als Lehen. Leheninhaber waren u. a. die von Rohrau, von Stadeck, die von Kapellen, die von Dachsberg und die von Starhemberg.
1460 wurde Stetteldorf zum Markt erhoben. In der Markterhebungsurkunde vermerkt sind ein Wochentag jeweils am Montag und ein Jahrmarkt am Sonntag nach Michaeli (= 29. September). König Ferdinand I. verlieh dem Markt 1536 das Privileg zwei Jahrmärkte (zu St. Veit und St. Katharina) und einen Wochenmarkt jeweils am Samstag abzuhalten. Während des Jahrmarktes zu Katharina wurde bei den „Haarhütten“ der Flachs verkauft. In den Haarhütten, die der Gemeinde gehörten, wurden die Flachshaare getrocknet und aufbewahrt. Bartholomäus von Starhemberg verkaufte die Herrschaft und den Markt 1582 an Graf Julius II. zu Hardegg, Glatz und im Machland.
Stetteldorf entwickelte sich zum Zentrum der großen Herrschaft. Handwerker, Gewerbetreibende und Juden siedelten sich an. Graf Julius ließ östlich des Ortes ab 1588 die sog. Juliusburg errichten. Architekt der über L-förmigen Grundriss errichteten prächtigen Renaissanceanlage war Andreas Piazoll. 1602 war der Bau fertiggestellt. Aus demselben Jahr stammt das Banntaiding des Marktes Stetteldorf, das detaillierte Rechtsvorschriften enthält. So wird etwa der Schulbesuch der Kinder verlangt. Der Pranger, im Banntaiding „Kreuz“ genannt, stand einst neben der Kirche. 1724 wurde er durch einen neuen in der „Bergzeile“ ersetzt. 1892 wurde er abgetragen.
1683 tagte im Schloss der große Kriegsrat, der über den Entsatz Wiens beriet. In Neuaigen überschritten dann die Truppen unter der Führung des polnischen Königs Johann Sobieski die Donau.
Stetteldorf unterstand zunächst der Pfarre Hausleiten. Um 1330 wurde es eine selbständige Pfarre. Die dem hl. Nikolaus geweihte Kirche stand in der sumpfigen Ebene zu Füßen des Wagrams. Im 16. Jahrhundert wurde auf dem Wagram eine zweite Kirche errichtet, die der hl. Katharina geweiht war. Während der Reformationszeit bekannten sich die Herrschaftsinhaber zum reformierten Glauben.
1713 wütete ein Brand im Markt; die Kirche und 71 Häuser wurden eingeäschert. Ab 1716 begann man mit dem Kirchenneubau. Die Planung erfolgte durch Johann Jakob Castelli; die Bauausführung lag in den Händen des Baumeisters Johann Pauli. Die Weihe der Kirche, die nun Johannes den Täufer als Patron hatte, vollzog 1726 der Bischof von Passau Josef von Lamberg. Die große barocke Saalkirche liegt mitten im Zentrum des Ortes. Die Altarblätter des Hoch- und der Seitenaltäre schuf der Wiener Maler Johann Georg Schmidt. Der 1585 datierte Weihwasserstein stammt aus der protestantischen Schlosskapelle zu Wolfpassing. Dort hatte er als Taufstein gedient.
In seiner „Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens“ erwähnt Schweickhardt drei Jahrmärkte: am St. Veitstag, am Tag vor Maria Geburt und am St. Katharinentag. Jeweils zu St. Veit und St. Katharina fand am Tag zuvor ein Pferdemarkt statt. Der Markt zählte zu dieser Zeit 111 Häuser, in denen 161 Familien lebten. Der Viehstand belief sich auf 86 Pferden, 216 Kühen, 923 Schafen und 184 Schweinen.
Nach der Aufhebung der Grundherrschaft 1848 wurde Stetteldorf eine unabhängige Gemeinde, die nun zum Bezirk Korneuburg gehörte. Zur neu geschaffenen Gemeinde gehörten die Orte Stetteldorf, Eggendorf, Starnwörth und Inkersdorf. Allerdings traten Eggendorf 1887 und Starnwörth 1921 wieder aus dem Gemeindeverbund aus. Mit der Eröffnung der Kaiser-Franz-Joseph-Bahn 1870 erhielt Stetteldorf Anschluss an das Bahnnetz. Eine Spende von 6.000 Gulden, getätigt durch Dechant Johann Scheibl, ermöglichte der Gemeinde die Errichtung eines Armenhauses. 1927 ließ man den Bau aufstocken und zum Rathaus ausgebaut. Die häufigen verheerenden Überschwemmungen des Ortes durch den Schmida-Gießbach führten zu dessen Regulierung, die 1956/7 fertiggestellt war.
Im Zuge der angestrebten Gemeindestrukturverbesserung schlossen sich Stetteldorf, Eggendorf am Wagram, Inkersdorf und Starnwörth 1971 wieder zu einer Großgemeinde zusammen. Mit Bescheid vom 26. August 1997 verlieh die NÖ Landesregierung der Marktgemeinde ein Wappen: In Blau auf einem von einer silbernen Leiste gesäumten grünen Dreiberg ein viergeschoßiger silberner Turm mit geschlossenem Tor, drei querrechteckigen Fenstern und einem Kegeldach, rechts begleitet von einem goldenen Ährenbündel mit vier Ähren, links von einem goldenen Weinstock mit vier Blättern und einer Traube.” Die Gemeindefarben Blau-Gelb-Grün wurden genehmigt.
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