Stiefern


Gemeinde Schönberg am Kamp

Der Kalvarienberg zwischen Stiefern und Schönberg

Der Kalvarienberg zwischen Stiefern und Schönberg - einzigartig durch seine zwei Kreuzwege - gehört zu den schönsten in Niederösterreich und hatte im 18. Jahrhundert überregionale Bedeutung. Die Errichtung geht auf ein Ansuchen des Stieferner Pfarrers Mathias Willibald Betz im Jahre 1735 zurück. In dieser Zeit betreute die Pfarre Stiefern Schönberg mit, daher wurde wohl auch aus jedem Ort ein eigener Kreuzweg angelegt. Begünstigt wurde die Entstehung des "bilateralen" Kreuzweges wohl auch durch die Neutrassierung der Kamptaler "Landstraße", die seit 1690 Stiefern beiseite ließ und genau über den heutigen Kalvarienberg verlief.
Zunächst dienten hölzerne Kreuze als Stationen "mit eigenen Tafeln, worauf das Leiden des Heilands abgemalt war". Pfarrer Franz Ignaz Schreiber, der Nachfolger von Betz, setzte den "Berg Calvaria alhier" als Universalerben ein. 1760 trat das Testament in Kraft, die Verlassenschaft umfasste 1300 Gulden, die bis 1762 durch zehn private Spender aus Stiefern, Thürneustift, Altenhof, Fernitz und Schönberg auf 1635 Gulden 28 Kreuzer aufgestockt wurden. Damit konnte 1765 mit der Errichtung der gemauerten Stationskapellen begonnen werden. Die Passionsbilder waren vorerst auf Platten aus Eisenblech gemalt, deren Kosten höher waren als jene für die Bilder. Seine heutige Form erhielt der Kalvarienberg auf der Stieferner Seite 1782/1783: Damals wurden das Kruzifix aus Eggenburger Stein und zwei Statuen - Maria und Johannes - errichtet, bemalte Reliefs aus Sandstein in den Bildnischen ersetzten die Eisentafeln.
Auf der Schönberger Seite stehen elf elegante, schlanke Pfeiler aus Sandstein, alle datiert 1772. Sie werden von den obersten drei Stationen der Stieferner Seite vervollständigt, wo sich auch die Kreuzigungsgruppe befindet. Diese hätten die Schönberger 1914 gern für sich reklamiert - noch heute informiert eine Tafel über diese Ansprüche.
Als weitere Gemeinsamkeit befindet sich jeweils vor Beginn der beiden Kreuzwege eine so genannte Urlaubung, die den Abschied Jesu von seiner Mutter Maria vor seinem Kreuzweg darstellt. Die stattliche Schönberger Urlaubung ist zeitgleich mit den dortigen Kreuzwegstationen (1772), jene in Stiefern etwas jünger (1810). Sehr ähnlich gestaltete Urlaubungen findet man in Freischling und in Straning, eine nahezu identische in Maiersch.
(Quelle: W. Oppeker, Der Kalvarienberg zwischen Stiefern und Schönberg, in: Unsere Heimat 74/1, 2003)